Verletzlich
anderen, bis wir fertig sind.«
»Glaubst du, sie gehen alle zusammen auf uns los?«
»He, du warst so optimistisch, dass du mit Cleverness jeden besiegen kannst. Und jetzt? Was sollen wir jetzt tun, Mr World of Warcraft?«
Er wirkte verletzt.
»Tut mir leid«, sagte ich, während ich mich hinhockte und die Ecke eins der Schlafsäcke anhob. »Hast du eine Idee?«
»Nach Saskatchewan auswandern. Deinen Namen ändern. Ich habe gesehen, wie schnell sie … ihr … seid. Mit unseren Verteidigungsmaßnahmen könnten wir zwei, vielleicht drei überwältigen. Aber das hier, das ist Selbstmord.«
»Soll ich also sofort die Hände hochnehmen und mich ergeben, wenn sie über mich herfallen?«
»Nein, natürlich nicht. Aber ich weiß nicht. Das ist viel mehr als … ich weiß nicht …«
Ich ließ die Ecke des Schlafsacks fallen. »Ich weiß, was dich in Panik versetzt«, sagte ich. »Nicht, wie viele sie sind, sondern das alles live mitzuerleben. Das ist zu real, stimmt’s? Solange es nur Theorie war, hat es Spaß gemacht.«
»Jetzt reizt du mich aber langsam.«
»Gut. Ich brauche dich auch gereizt. Du musst mir helfen, Sagan.«
»Super. Du brauchst meine Hilfe? Ich dachte, ich wäre der Tollpatsch, der auf der Stelle tot ist, wenn sie kommen.«
»Es tut mir leid. Das war nicht fair. Also, hier sind die Fakten: Sie sind stärker und schneller als du. Ich glaube, du solltest doch lieber aussteigen. Ich bitte dich darum. Ich kann es nicht von dir verlangen.«
»Du willst, dass ich gehe, wenn du mich am meisten brauchst?«
»Gut, ich habe es nur gesagt, um es gesagt zu haben. Okay, sechs Vampire. Das bedeutet aber nicht, dass wir sie nicht überlisten können. Das ist unsere Chance. Du musst dir etwas einfallen lassen. Sie sind hinter mir her. Sechs perdus . Was machen wir nur?«
»Du musst mir ein bisschen Zeit geben. Wir sollten uns noch ein wenig umschauen.«
»Hier gibt es nichts mehr zu sehen.«
»Lass mich einfach.«
Noch einmal durchsuchten wir die Wohnung von oben bis unten und suchten nach irgendeinem Hinweis, den wir übersehen haben könnten. Was wir fanden, betrübte uns zutiefst: die Kleidung des Joggers, schmutzige und saubere. Musik, die er gern hörte (Alternative Rock). Ein Bild von einem blonden Mädchen mit Zöpfen, das ein Spielzeugpferd in der Hand hielt. Vielleicht seine Schwester? Ich musste an Manda denken und begann fast zu heulen. Ärgerlich wischte ich mir die Tränen ab.
Unter einem Stuhl fand Sagan das Portemonnaie des Mannes.
»Paul Freeman«, las er vor und zog dessen Führerschein heraus.
Paul war ein gut aussehender junger Mann, der vor drei Tagen sechsundzwanzig geworden war. Und jetzt? Lag er irgendwo mit offener Kehle?
»Also, Emma, viel haben wir nicht. Was wir wissen, ist, dass sie hier waren, aber die Wohnung dann aus irgendeinem Grunde verlassen haben. Wenn wir davon ausgehen, dass das, was du letzte Nacht gesehen hast, in Echtzeit geschehen ist, bedeutet es, dass sie nicht einmal die ganze Nacht hier verbracht haben. Warum haben sie dann ihr Zeug hierher gebracht?« Er zeigte auf die schmuddeligen Schlafsäcke. »Deutet das nicht darauf hin, dass sie vorhatten eine Weile zu bleiben?«
»Vielleicht … vielleicht haben sie sich hier eingerichtet und dann hat sie irgendetwas … erschreckt …«
»Was könnte sechs Vampire erschrecken?«
»Vielleicht haben sie gemerkt, dass wir sie beobachteten?«
»Aber du hast nie jemand anderen als Moreau und den Jogger gesehen, stimmt’s?«
»Ja, das ist wahr.«
Sagan ging vor den Schlafsäcken auf und ab und berührte währenddessen mit der Unterlippe das Schwert seines Großvaters.
»Weißt du, was ich für wahrscheinlicher halte? Sie rücken immer näher, die Schlinge zieht sich zu. Aber je näher sie kommen, desto öfter müssen sie ihr Versteck wechseln. Weil sie sich immer tagsüber verstecken müssen. Moreau weiß, wie dicht er dran ist, also ist das hier vielleicht so eine Art Basislager … Er ist Freeman vor allem deshalb gefolgt, um an seine Wohnung zu kommen. Eine Wohnung, die nur zwei Kilometer vom Raumfahrtzentrum entfernt ist, vielleicht drei oder vier bis zu deinem Turm. Er hat einige seiner gemeinsten Gefolgsleute zusammengerufen …«
»Gemein ist das richtige Wort«, sagte ich.
»Und bringt sie in sein neues Hauptquartier. Wo sie sich für den großen Angriff vorbereiten können.«
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, Lena würde dir jetzt widersprechen und sagen, die perdus planen
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