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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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käme, könnte Moreau mir folgen und ich säße in der Falle. Würde Sagan mich hören?
    Ich hechtete zum Fenster und riss alles hinunter: Matte, Handtücher, Rollo. Die Sonne strahlte herein. Mittlerweile musste er mitbekommen haben, dass ich hier war. Es sei denn, Vampire schlafen wie die Toten. Hör auf, Emma . Der Wäscheschrank im Bad war leer. Ich hob den Hammer über den Kopf und machte mich ängstlich auf den Weg zurück in den Flur, während mir die Sonne von hinten auf die Schultern schien. Einen Moment blieb ich in dem warmen Licht stehen. Noch drei Türen.
    Die schmale am Ende des Flurs – mit wenigen Schritten war ich dort. Wie ich es mir gedacht hatte, befanden sich dahinter Regale. Ein Staubsauger und ein Metallstück von einer Klimaanlage fielen mir ins Auge. Nicht genug Platz für einen Vampir. Ich schloss die Tür wieder.
    Der Geruch war jetzt stärker. Er kam eindeutig aus dem hinteren Bereich. Ich versuchte langsam und gleichmäßig zu atmen. Die beiden letzten Türen lagen rechts und links des Ganges und waren beide geschlossen.
    Welche zuerst? Links, weil auf der Seite auf jeden Fall ein Fenster war.
    Langsam öffnete ich die Tür mit der Hand, in der ich den Pfahl hielt – bereit zum Fliehen, Töten, Umfallen.
    Das Fenster in der gegenüberliegenden Wand war ebenfalls zugehängt. Dennoch konnte ich sofort erkennen, dass der Raum abgesehen von einem Tisch, einem Stuhl, einem Computer und Kartons leer war. Ich riss die Handtücher und Decken vom Fenster und ließ auch hier Licht ins Zimmer. Als ich die Schranktüren aufschob, entdeckte ich nichts als eine Klappleiter.
    Ein Raum war übrig.
    Der musste es sein. Der fensterlose. Wenn ich allergisch gegen Sonne wäre, hätte ich ihn auch ausgewählt.
    Wie gern wäre ich im Hellen geblieben. Ich ließ die Tür zum Flur offen, doch die Sonne stand so ungünstig, dass sie nicht bis zu dem verbleibenden Zimmer schien.
    Die Tür war bei genauerem Hinsehen nur angelehnt. Doch durch den schmalen Spalt war nichts als Dunkelheit zu sehen. Als ich meinen Kopf ein wenig von links nach rechts neigte, konnte ich die Umrisse von etwas erkennen. Es handelte sich eindeutig nicht um ein Möbelstück, dafür waren die Kanten zu unregelmäßig. Der Körper des Joggers. Oh nein.
    Ich stieß die Tür mit einem Finger weiter auf.
    Ein Bett war ganz an die gegenüberliegende Wand geschoben. Der Rest der Möbel – ein Toilettentisch, eine Kommode und ein Nachttisch – standen alle in einer Ecke. Um Platz für …
    O mein Gott.
    Auf dem Boden lagen Schlafsäcke. Leere Schlafsäcke.
    Von hier kam der nicht identifizierbare Geruch, der in der ganzen Wohnung hing. Die Schlafsäcke waren nicht nur schmutzig, sie waren von oben bis unten mehrere Zentimeter dick mit angetrockneter Erde verschmiert. Doch es war nicht die rote Erde, die man hier in Alabama fand, sondern eine dunkle, lehmige, fast schwarze Paste. Niemals konnte sie aus dieser Gegend stammen.
    Als wäre sie von woanders hergebracht worden.
    Der letzte Ort, an dem ich nachschauen musste, war der Einbauschrank in diesem Zimmer. Ein Fenster, das man hätte öffnen können, gab es nicht. Wer auch immer in diesem Schrank sein mochte, hatte eine ziemlich gute Chance, zwischen mich und die Tür zu gelangen. Und danach …
    Ich machte einen Ausfallschritt in Richtung Schrank und lauschte. Den hinteren Fuß hielt ich zunächst in der Tür. Wenn sie dort drin waren, hielten sie den Atem an. Ich überlegte, wie ich sie aufhalten könnte, und entschied mich, aufs Ganze zu gehen: Ich zog das hintere Bein an und holte mit dem vorderen Schwung. Mit voller Wucht trat ich auf die Stelle, wo die beiden Schiebetüren aufeinandertrafen.
    Krach.
    Die Türen wackelten in ihrer Führung und schlugen gegen die innere Trennwand. Ich stand jedoch längst wieder keuchend im sonnendurchfluteten Wohnzimmer und wartete ab. Nichts war zu hören. Nachdem ich nach einer Weile noch immer nichts hörte, hielt ich es nicht mehr aus, ging in den Flur zurück und wagte einen Blick in das Zimmer. Eine Tür war aus der Führung gesprungen. Im Schrank war nichts als die Kleidung des Joggers.
    Abermals blickte ich auf die Schlafsäcke hinter mir und bemerkte jetzt, dass auf der fremdartigen, dunklen Erde Abdrücke von Körpern waren.
    Ich ließ Sagan in die Wohnung und wir gingen gemeinsam in das Schlafzimmer.
    »Sechs«, fluchte Sagan. »Emma, wie sollen wir gegen sechs Vampire kämpfen?«
    »Genauso wie gegen einen, nehme ich an. Einen nach dem

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