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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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blockierte er.
    »Abgeschlossen«, stellte ich fest.
    »Wir könnten klopfen.«
    Ich hob die Faust, doch Sagan zog meinen Arm wieder hinunter.
    »Das war Spaß!«
    »Warte mal!«
    »Was ist?«
    »Gerade sah ich dieses unschöne Bild vor mir.« Sagan deutete auf das schwarze kleine Guckloch. »Vielleicht beobachtet uns Moreau schon die ganze Zeit durch den Spion. Und wartet nur auf den richtigen Moment, um die Tür aufzureißen und uns reinzuziehen.«
    Schützend legte ich mir die Hand über die Augen, weil es mich blendete. »Wenn er das tut, wird er geröstet. Sieh dir mal den Winkel der Sonne an.«
    Ich ging die Galerie entlang in Richtung des Balkons. Scheibenkleister. Dort befand sich eine weitere Tür. Die Nachbarwohnung.
    »Was?«, fragte Sagan.
    »Ich hatte gehofft, dass hier noch ein Fenster ist, aber nun sehe ich eine Wohnungstür.«
    »Und?«
    »Das heißt, es könnte sein, dass mich jemand dabei beobachtet, wie ich die Wand hochklettere. Du musst Wache stehen.«
    Ich ging zu der Treppe zurück und stieg die Stufen hinunter. Sagan blieb mir dicht auf den Fersen. Dann schlich ich mich an der Wand entlang und blickte hinauf. Ich brauchte etwas zum Festhalten. Spinnenarme habe ich nicht, vielen Dank auch.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass ich es bis hinauf schaffen würde und die Finger dort oben in eine Ritze schieben könnte. Und wenn nicht? Schlimmstenfalls würde ich hinunterfallen. Wenn mich ein Sturz von meinem Turm nicht umgebracht hatte, wäre ein Fall aus sieben Meter Höhe nicht schlimmer, als sich die Zehen anzustoßen.
    Ich steckte mir den Hammer in den Gürtel und war zum ersten Mal dankbar für meine Kurven, denn ohne sie wäre mir die Hose vom Hintern gerutscht.
    »Gib mir den Pfahl.« Sagan reichte ihn mir und ich versuchte ihn auf der anderen Seite des Gürtels zu verstauen. »Zu eng, passt nicht.«
    »Lass uns aufgeben«, sagte er und machte Anstalten sich umzudrehen.
    Ich öffnete den Gürtel, schob den Pfahl dazwischen und machte die Schnalle nur so fest zu, dass er nicht hinausrutschte. »So ist es besser. Gut, wenn du viel Lärm hörst, während ich drin bin, ruf um Hilfe«, ordnete ich an. »Moreau wäre sofort umzingelt, alle Fluchtwege abgeschnitten.«
    »Wer soll ihn denn umzingeln? Und du wärst trotzdem tot. Ich habe gar kein gutes Gefühl dabei.«
    Ich lief bereits auf die Wand zu.
    Der Sprung gelang ohne Probleme. Ich hing am Mauerwerk wie eine Fliege und hangelte mich dann sicher von Fuge zu Fuge bis zum Fenster des Joggers hinunter. Nur der blöde Pfahl stach mir dauernd in den Rücken. Nachdem ich ihn zurechtgerückt hatte, schaute ich durch die Ritzen in den Jalousien.
    Fehlanzeige.
    Eigentlich hätte ich drinnen etwas sehen müssen. Etwas blockierte den Blick.
    Ich spürte einen Kloß im Hals. »Los geht’s«, flüsterte ich.
    »Sei vorsichtig!«, sagte Sagan leise. »Und wenn du drinnen bist, schließ sofort die Wohnungstür auf!«
    »Mach ich.« Sobald ich weiß, dass es sicher ist . »Ist die Luft rein?«
    »Kommst du runter, wenn ich jetzt lüge?«
    »Nein.«
    Das Fliegengitter musste zuerst weichen. Ich wollte es nicht einfach herausreißen, wenn es nicht sein musste, aber all die weißen Laschen, mit denen man es herausziehen konnte, waren natürlich innen. Nach einigen Versuchen gelang es mir, den Daumen zwischen den Rahmen des Gitters und den Fensterpfosten zu schieben. Ich hebelte und schon hatte ich das Gitter in der Hand.
    »Ich musste es leider ein wenig verbiegen«, sagte ich zu Sagan, als ich es zu Boden fallen ließ. »Schau mal, ob du es reparieren kannst.«
    »Mach dir darüber jetzt keine Gedanken. Beeil dich lieber.«
    Das Fenster war zu; ich konnte sehen, dass der Griffhebel nach unten zeigte. Dann muss ich es wohl zerstören , dachte ich. Mit den Fußspitzen und einer Hand hielt ich mich in den Fugen fest und hob den Rahmen mit der freien Hand erst ein wenig, dann kräftiger an, bis das Holz splitterte, sich der Griffhebel löste und in die Wohnung fiel.
    Alles blieb still. Das Herz pochte mir bis zum Hals und ich fragte mich, ob das feine Vampirgehör auch im Schlaf funktionierte.
    Beruhige dich. Wenn er rausgreift, um dich hineinzuzerren, wird er auf der Stelle verschmoren.
    Eine dunkelblaue Decke hing vor der Öffnung. Ich berührte sie, zog meine Hand jedoch sofort erschrocken wieder zurück. Die Decke war an etwas Schwerem und Hartem befestigt.
    Großartig. Ein Warnsystem. Wenn ich das Ding umstieß, würde Moreau den Lärm hören und sofort

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