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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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andere … er … ich … ich glaube, vielleicht ist er … Mein Gott, Sagan …«
    »Emma, ist bei dir wirklich alles in Ordnung? Bist du verletzt?«
    Ich berührte meine Seite und streckte mich – wenn auch unter Schmerzen. »Bei mir ist alles in Ordnung. Wo sind die anderen?«
    »Zwei sind oben auf dem Turm und halten Ausschau. Der gedrungene perdu, der Bastien heißt, und der Riese.«
    »Hast du irgendeine Vorstellung, wo Moreau sein könnte? Oder Lilli?« Eilig überlegte ich mir weitere Fragen, um nicht daran denken zu müssen, was ich gerade getan hatte.
    »Nein«, antwortete Sagan. »Lilli habe ich vor einer Weile an der Nordseite gesehen, aber jetzt ist sie verschwunden. Danach habe ich etwas ganz hier in der Nähe gehört, ich weiß nicht, was es war …«
    Ich fluchte. »Und dann redest du die ganze Zeit mit mir? Sie können dich hören!«
    »Keine Panik. Ich kann hier niemanden sehen. Ich bin so blöd, ich hätte …« Er sprach nicht zu Ende.
    »Was ist?«
    »Ich weiß nicht, ich hätte mir etwas Besseres einfallen lassen müssen. Etwas anderes, um deine Sicherheit zu gewähren. Ich sollte dir dort oben helfen …«
    »Du hilfst mir doch. Beobachte sie weiter, damit ich ihnen einen Schritt voraus bin.«
    »Emma … ich halte es nicht mehr aus. Schleich dich runter und lass mich raus. Wir fliehen zum Jeep.«
    »Aber wohin? Wohin sollen wir fliehen?«
    »Ich weiß es nicht! Nur fort von hier.«
    »Sagan … sie werden uns finden. Schlimmer noch: Wenn sie uns nicht finden, werden sie früher oder später unsere Familien aufsuchen. Wir müssen ihrem Treiben ein Ende bereiten. Wir haben keine Wahl. Ich muss wieder raus.«
    Ich rieb mir die Augen und machte mich durch den ganzen Müll hindurch auf den Weg zu der kleinen Tür am anderen Ende des Gangs. Dort legte ich mein Ohr auf das Metall. Nichts. So leise, wie ich konnte, schob ich die Stange beiseite, mit der die Tür verriegelt war, und hielt sie wie eine Waffe vor mich, während ich öffnete.
    Niemand war zu sehen. Ich blickte auf eine andere kleine Plattform hinaus, von der links und rechts Treppen hinunterführten. Lauschend wartete ich und streckte den Kopf dann weiter heraus, bis ich die gesamte Westseite des Turms einsehen konnte. Nichts, in keiner Richtung. Und dann …
    »Emma! Pass auf!«
    Sagan hätte es mir gar nicht sagen müssen. Der riesige Vampir mit den weichen Gesichtszügen war direkt vor mir gelandet, als wäre er vom Himmel gefallen. Zuerst dachte ich, er würde schweben. Dann sah ich, dass er sich an einem alten Gartenschlauch festhielt, der wegen seines Gewichts bis zum Anschlag gespannt war. Er lächelte.
    Ich flüchtete zurück in den kleinen Gang, verriegelte die Tür wieder und entfernte mich durch den Gang so schnell wie möglich. Ein lautes Krachen war zu hören, die Tür wackelte und drohte trotz der Verriegelung herauszubrechen. Ich lief zu der anderen Tür. Doch auch von dort war ein Krachen zu hören und sie bebte.
    Bastien?
    Doch ich hatte keine Zeit, um mich zu vergewissern. In der Mitte des Ganges drückte ich mich ab und brach durch die Asbestplatten an der Decke hindurch. Staub und Rostteilchen regneten auf mich herab und ich war sofort von herunterhängenden Kabeln und Rohren umgeben. Mit den Armen rudernd kämpfte ich mich dort hinauf, bis ich mich waagerecht vorwärtsbewegen konnte. Dabei versuchte ich, nicht auf die zerbrechlichen Platten zu treten.
    Doch im nächsten Moment zerbarst unter mir eine dieser Platten und eine Eisenfaust umfasste meine rechte Wade. Ich erhaschte einen Blick auf das Gesicht des riesigen Vampirs. Ich trat mit Wucht nach seinem gewaltigen Kiefer und traf stattdessen seine fette Wange. Einem normalen Menschen hätte dieser Tritt den Schädel von der Schulter gerissen, der große perdu hingegen verlor nur kurz das Gleichgewicht; ich hechtete vor, um zu fliehen.
    Wieder schoss eine Hand durch die Platten und klammerte sich an meinem Knöchel fest. Abermals schwang ich den Fuß, dieses Mal trat ich mit voller Kraft gegen das Handgelenk des Vampirs. Doch er ließ nicht locker und begann mich hinunterzuziehen. Verzweifelt hielt ich mich an dem dicksten Rohr fest, das ich erreichen konnte.
    Bitte, bitte, bitte!
    Ich trat wie verrückt und hatte nur noch mit einer Hand Halt. Dann fiel mir das Messer in meinem Zimmermannsgürtel ein. Ohne weiter nachzudenken, zog ich das Messer am Griff heraus und hieb damit nach unten. Die Klinge traf die dicken Finger des Vampirs und schnitt zwei

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