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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Hilfe!«, zischte ich.
    »Einer von ihnen – ich kann nicht erkennen, wer es ist – klettert gerade an der Seite hoch, wo die Abschussrampe ist.«
    »Und der andere …«
    »Der Riese? Der ist noch immer nicht wieder aus dem Gang herausgekommen. Von Position … äh … acht. Du klingst … bist du verletzt?«
    »Ich bin … warte mal kurz.«
    Die Nagelpistole war zu unhandlich, um sie mitzuschleppen, aber ich konnte sie nicht einfach den Vampiren überlassen, die sie gegen mich einsetzen könnten. Also schleuderte ich sie übers Geländer. Tief unten löste sie noch zwei Mal aus, als sie auf dem Boden aufschlug, dann war alles still. Ich stieg über Bastiens Leiche und stolperte von ihm fort.
    »Was ist mit dem Dach?«, fragte ich ins Mikrofon.
    »Dort sind sie nicht mehr, aber …«
    »Warte. Sag jetzt mal für eine Weile nichts. Ich gehe oben nachschauen.«
    Ich vermied die Galerien und nahm stattdessen die Treppe, weil sie angenehmer für meinen schmerzenden Fuß war. Auf einer kleinen Plattform unterhalb des Daches, einer Art Balkon, der nirgends hinführte, blieb ich stehen und lauschte angespannt. Nichts. Ich wischte mir die blutverklebten Hände an der Jeans ab und spuckte aus, um das Gefühl der Übelkeit loszuwerden, das mich plötzlich überkam. Dann spritzte ich mir ein wenig Wasser aus einer Flasche ins Gesicht, die ich im Gürtel bei mir trug, weil Sagan darauf bestanden hatte. Anschließend spülte ich mir auch noch den Mund damit aus.
    Ich fluchte.
    »Was ist?«, fragte Sagan.
    »Ich habe vergessen, den Winkelschneider einzusammeln!«
    »Kannst du nicht zurückgehen und ihn holen?«
    »Nein, ich habe ihn neben Bastien liegen lassen … wie blöd. Wo sind sie jetzt?«
    »Es ist niemand zu sehen … warte. Die Tür zu Position acht – der Gang – wurde gerade geöffnet und wieder geschlossen, aber niemand kam raus!«
    »Bist du sicher? Vielleicht hast du nur niemanden gesehen.«
    »Wer weiß, sie sind so verdammt schnell.«
    »Auf welcher Seite?«
    »Unter der Abschussrampe.«
    Ich sah in meinem Gürtel nach und stellte fest, dass ich keinerlei Waffen mehr hatte, außer einem kleinen Metallfläschchen, das Fluorwasserstoffsäure enthielt – ein Lösungsmittel, so kraftvoll, dass die NASA damit Glasoberflächen ätzte. Sagan behauptete, die Säure würde sich durch die Haut fressen und das Kalzium aus den Knochen ziehen, bis man davon stürbe. Vor der Anwendung schreckte ich noch zurück.
    Ich eilte auf die nächste Galerie und tastete darunter nach der Axt, die wir dort mit Spannriemen befestigt hatten. Sie war schwer, aber ich fühlte mich damit für meinen Sprung aufs Dach sicherer.
    Doch dort oben war wirklich niemand. Der Generator und meine anderen Habseligkeiten sahen aus, als wären sie nie berührt worden. Ich schob mir den langen Griff der Axt in den Gürtel.
    »Ich bin jetzt wieder auf Position eins«, berichtete ich ins Headset des Funkgeräts.
    »Ja, ich kann dich sehen.«
    »Wo sind sie? Was tun sie nur?«
    Das Funkgerät gab ein fiependes Geräusch von sich wie ein in die Ecke getriebener Vogel. Nervös spürte ich, wie mein Herz schneller schlug.
    »Sagan? Sagan, bist du da?«
    Ich wartete, dass er etwas sagte, die Nerven zum Zerreißen gespannt.
    »Sagan!«
    Mit einem großen Sprung landete ich auf der Abschussrampe und lief so weit auf den langen Arm hinaus, dass ich den Eingang des Bunkers einsehen konnte. Als ich stehen blieb und mich vorbeugte, konnte ich so gut wie alles erkennen: die niedrigen Mauern, die aus den Felsen herausragten, die lange Betonfassade des Bunkers, die kleinen Fenster, die als Ausguck dienten, und sogar ein wenig vom Inneren. Alles war ruhig. Ich tippte gegen das Mikrofon.
    »Sagan! Wo bist du? Sagan!«
    Plötzlich nahm ich aus den Augenwinkeln etwas wahr.
    Am Ende des Arms befand sich ein leiterähnliches Stahlnetz, das bis in die Abgasgrube hinunterführte. Einen schnelleren Weg nach unten – außer Fallen – gab es nicht. Ich begann darauf zuzulaufen.
    Doch ganz hinten auf dem Arm stand jemand in lavendelfarbenes Licht gehüllt. Es war der riesige Vampir mit den weichen Zügen. Mit einem Stück Rohr in der linken Hand hockte er dort. Wie bei Bastien war sein Gesicht noch weiß von dem Chlor, mit dem ich sie übergossen hatte. Als er merkte, dass ich ihn beobachtete, schwang er das Rohr durch die Luft und fing es mit einem lauten Klatschen in der rechten Hand wieder auf. Aus der verletzten Hand tropfte Blut auf seinen Schuh.
    Ich warf

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