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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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sehen!«, rief Sagan. »Alle zusammen an der Ostseite des Turms, aber noch am Boden. Sie zeigen nach oben.«
    Moreaus tiefe Stimme drang zu mir herauf. »Droit et gauche. Repartir.« Daraufhin liefen drei von ihnen nach links, zwei weitere nach rechts.
    »Flüstere lieber«, riet ich Sagan. »Sie scheinen sich aufzuteilen, jeder übernimmt eine Seite des Turms.«
    »Ich glaube«, sagte er leise, »einer von denen … ja tatsächlich, einer beginnt an der Ostseite raufzuklettern.«
    »Der gedrungene Kerl? Dieser Bastien?«
    »Kann ich nicht erkennen.«
    Ich hörte den Kletterer fluchen. Er hatte sich in den klappernden Stolperdrähten verfangen, die wir überall um den Turm herum gespannt hatten. Wütend zerrte er daran, dann wurde es plötzlich still.
    Schnell bewegte ich mich von dem Metallarm zum Turm zurück, schwang mich über das Geländer und landete so leichtfüßig wie möglich auf der Galerie eine Etage weiter unten.
    Dort angekommen drückte ich auf das Mikrofon am Funkgerät. »Position drei. Wo ist er?«
    »Er ist wieder unterwegs«, berichtete Sagan. »Ein Viertel des Turms hat er schon geschafft, er klettert schräg …«
    »Ich sehe ihn.«
    Es war tatsächlich Bastien. Der stämmige Vampir sprang nicht, sondern zog sich an den Händen hinauf. Jede Griffmöglichkeit nahm er wahr, um sich weiter hochzuhieven. Ein kaltes Schaudern durchfuhr mich. Wenn es ihm gelang, mich mit diesen Pranken zu packen … Ich verdrängte den Gedanken und versuchte mir einzureden, es sei ein Vorteil, dass ich den Turm viel besser kannte als er.
    »Hier lang!«, rief Bastien.
    Ich schwang mich über das Geländer der Galerie und hing nun darunter, während der Vampir wie eine riesenhafte Krabbe immer näher kam. Mit klopfendem Herzen wartete ich auf den besten Moment loszulassen. Der perdu kroch keine zehn Meter an mir vorbei. Ich wartete noch einen Moment, um sicher zu sein, dass er mich nicht gesehen hatte, bevor ich mich wieder auf die Galerie schwang.
    »Noch zwei«, meldete Sagan.
    Ich blickte nach unten. Die beiden Vampire, die wie Brüder aussahen, hatten sich ebenfalls in Bewegung gesetzt. Im Absprung riefen sie sich noch etwas zu und schienen in der Luft zu laufen, bevor sie den gleichen Weg an der Wand des Turms hinauf nahmen wie der gedrungene perdu vor ihnen.
    »Ich sehe sie«, teilte ich ihm mit.
    »Und zwei weitere kommen von der anderen Seite, aber sie nehmen die Treppe.«
    »Wo ist Moreau?«
    »Jedenfalls ist er keiner von denen, die gerade klettern. Ich habe ihn aus den Augen verloren.«
    Mir darüber Gedanken zu machen, blieb mir keine Zeit. Die beiden Brüder waren schräg auf dem Weg nach oben.
    Schnell.
    Aus dem Funkgerät drang ein Husten.
    »Bist du da?«, fragte Sagan.
    »Hier!«, rief einer der Brüder in dem Moment. »Ich sehe sie! Schau mal! Ihr éclat! «
    Mein Leuchten. Er hat mich leuchten gesehen.
    »Ich muss Schluss machen!«, flüsterte ich und rannte auf der Galerie bis zu einem dicken Stützpfeiler, hinter dem ich mich verstecken konnte. Ich bekam Gänsehaut. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
    Der perdu , der mich gesehen hatte, stieg nur gut fünf Meter von mir entfernt auf die Galerie und lächelte.
    »Das ist kein sehr gutes Versteck, Mademoiselle .« Er machte einen Schritt auf mich zu und deutete auf den Zimmermannsgürtel. »Willst du etwas bauen?«
    Ich starrte ihn nur an.
    »Du musst es mir nicht sagen. Das wirst du schon tun, wenn ich mit dir fertig bin, sofern du dann noch sprechen kannst.«
    Der perdu zog die Schultern zurück und hechtete auf mich zu.
    Ich legte den Schalter auf dem gelben Würfel um, an dem ich stand, und hob die Düse des Sandstrahlers. Überrascht riss der Vampir die Augen auf.
    »Merde!«
    Als ich das Gerät startete, traf ein scharfer Strahl aus Sand und Wasser den Vampir aus nächster Nähe direkt ins Gesicht.
    Er kreischte, wich zurück und riss die Hände hoch, um seine bereits scheuernden Augen zu schützen. Ich ließ nicht von ihm ab. Den Sandstrahler zog ich hinter mir her und hielt die Düse erbarmungslos auf sein Gesicht und die Arme. Der Vampir taumelte rückwärts und ich folgte ihm, bis ich ihn bis ans Ende der Galerie getrieben hatte.
    Jetzt konnten wir nirgends mehr hin, es sei denn, wir würden springen. Der Vampir brüllte vor Wut und versuchte erneut anzugreifen. Ich wich ihm aus und startete die Düse erneut. Dieses Mal bekam er eine Ladung direkt ins Ohr. Er prallte gegen die Verkleidung des Turms und hielt sich ächzend den Kopf. Langsam

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