Verletzlich
tun sollen. La perte .«
»Was?«
Dann fiel es mir wieder ein. La perte . Der Verlust.
Er würde mich von meinem Feld abtrennen.
32
Verlust
Lilli ließ sich neben mir nieder. Nachdem sie das Gesicht zur Seite gedreht hatte, drapierte sie ihren Körper über mich. Sie lag so auf mir, dass sich die Haut unserer nackten Kehlen berührte. Die Vampirin war schwerer, als ich erwartet hatte. Ihr Fleisch war warm. Ich bewegte mich und versuchte ihr in die Augen zu schauen.
»Du musst das nicht tun«, flüsterte ich ihr ins Ohr. »Du musst nicht tun, was er sagt.«
Lilli sah mich mit leerem Blick an. Unsere Lippen waren so nah, dass wir uns hätten küssen können.
»Du hast Recht«, sagte sie mit ihrer ruhigen, kontrollierten Stimme. »Ich muss nicht tun, was er sagt.« Sie machte eine lange Pause, bevor sie hinterherschob: »Ich bin , was er sagt.«
Plötzlich wurde mir bewusst, was es war – was sie tat. Wie hatten die soleils es genannt? Alimentation . Die Fütterung. Sie opfert sich.
Moreau kniete sich neben uns und sah Lilli fast zärtlich an, bevor er ihr das Hemd am Kragen aufriss. Behutsam legte er die Zähne auf ihren zarten Hals. Mein Herz hämmerte wie verrückt, während ich beobachtete, wie der Vampir fast verspielt in dieser Position verharrte … und dann zubiss.
Der Biss ließ mich überrascht zusammenzucken. Moreau ging vollkommen anders vor als bei Sagan im Observatorium. Anstatt ihr sofort die Kehle aufzureißen, zog er langsam an Lillis Haut, bis sie sich in kaum mehr erträglicher Weise spannte und einfach nicht reißen wollte. Es war nicht auszuhalten, aber ich konnte nichts tun.
Folter. Moreau folterte sie.
Wie der Vampir langsam ihre Haut dehnte, erinnerte mich an die Art, wie Katzen Mäuse auseinandernehmen. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis Lillis Gewebe endlich nachgab und ihr Fleisch wie ein nasser Lappen auseinanderschnappte. Ich hätte kreischen mögen vor Entsetzen. Aus Lillis Mund entwich tatsächlich ein leiser Schrei direkt in mein Ohr. Sofort spritzte Blut und lief über ihren Hals auf meinen und von dort auf die Schultern. Es war auffällig warm.
Als Moreau die Öffnung vergrößerte und zu trinken begann, schnappte Lilli nach Luft. Ich spürte, wie ihr Herz schneller schlug, bis ich den unruhigen, abgehackten Rhythmus in meiner eigenen Brust wahrnahm und er sich mit meinem eigenen Herzschlag verband, während sich unsere champs langsam vereinten.
Moreau trank lange. Mein Kopf fühlte sich an wie ein Raum ohne Fenster und Türen, aus dem der gesamte Sauerstoff herausgesaugt worden war. Er trank so lange, dass ich dachte: Sie ist sicher längst von uns gegangen. Lilli kann gar nicht mehr am Leben sein. Doch sie lebte. Auch wenn ich ihr Herz nur noch schwach wahrnahm, es immer langsamer wurde. Er tötete sie. Anders konnte es nicht sein. Aus irgendeinem kranken Grund wollte er sie umbringen.
»Und nun«, sagte Moreau, während er den blutigen Mund von der dampfenden Wunde an Lillis Kehle hob und mich ansah, »gebe ich dir noch eine Chance.«
»Du …«
»Oh nein, ich lasse dich nicht gehen. Ich gebe dir eine letzte Chance, deine Ehre wiederherzustellen.«
Meine Kehle … dieses Mal wollte er mir an die Kehle gehen, sofern ich mich entsprechend benahm. Ich zerrte an meinen Fesseln.
»Du musst still liegen bleiben«, forderte Moreau und beugte sich vor. »Damit la perte stattfindet, muss ich von euch beiden auf einmal trinken.«
Ich versuchte meinen Kopf als Waffe zu benutzen und ihn damit zu treffen. Doch der Vampir legte unbeirrt eine Hand an mein Ohr und drückte meinen Kopf fest zur Seite. Dann legte er den Mund auf meinen Hals und riss mit seinen nassen, scharfen Zähnen daran.
Der Schmerz war gewaltig … Obwohl mich die Ketten hielten, hob ich vom Boden ab. Unwillkürlich bog sich mein Rücken. Die Folter war so entsetzlich, dass ich keinen Ton herausbrachte und jedes bisschen Energie darauf verwenden musste, diesen qualvollen Biss zu überleben.
Moreau öffnete meine Kehle direkt neben Lillis Blessur. Dann umschloss er mit weit aufgerissenem Mund beide Wunden und saugte das Blut der sterbenden Lilli auf, während er gleichzeitig von meinem zu trinken begann. Und ich wusste genau, was er vorhatte … irgendwie war ich mir sicher, was sich hinter la perte verbarg.
Mein champ. Er verbindet mein champ mit ihrem . Er würde das Leben aus Lilli heraussaugen, während ich noch atmete. Aber mein champ … würde mit Lilli sterben.
»Nein!«, schrie
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