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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Moreau sich wohl im Moment aufhielt. Was taten Vampire, um die Sonne zu meiden? Die Vorstellung, sie würden Särge durch die Gegend schleppen und sie am Tag in stickige Keller hieven, war lächerlich. Was mich anging, so konnte ich mir vorstellen, mich in diesem Raum niederzulassen, sofern ich etwas fand, worauf ich schlafen konnte. Keine zehn Pferde würden mich dazu bringen, mich auf diesen widerwärtigen Teppich zu legen.
    Dort ist etwas zwischen den Bäumen.
    Nein, kein Monster, aber etwas von monströsen Ausmaßen, und zwar nur wenige Hundert Meter entfernt. Eine glänzende Aluminiumkonstruktion, zu der eine lange Auffahrt führte.
    Ich kletterte von dem Turm hinunter und machte mich auf den Weg durch den Wald dorthin. Als ich an eine Straße gelangte und ein Auto kommen hörte, legte ich mich flach auf den Boden. Ein Mini-Cooper fuhr um die Kurve. Schnell duckte ich mich, und als das Auto nicht mehr zu sehen war, rannte ich über die Straße.
    Auf der anderen Seite war der Wald nicht mehr so dicht. Vor mir befand sich ein langes Gebäude, das auf einer noch längeren Lichtung stand. Am Ende erhob sich eine metallene Kuppel, die wie Alufolie in der Sonne glänzte. An der Auffahrt entdeckte ich ein Schild.
    MARSHALL-RAUMFAHRTZENTRUM
SONNENOBSERVATORIUM
LIEFERANTENEINGANG
    Die Fenster in dem Gebäude waren so schmal, dass sie wie mittelalterliche Schießscharten aussahen. Ich suchte mir eine Stelle zwischen zweien dieser Fenster aus, nahm einige Schritte Anlauf und sprang die Außenwand hinauf. Für mich war es genauso natürlich wie Gehen. Nachdem ich mich auf das Dach geschwungen hatte, sah ich mich um.
    Plötzlich lief mir das Wasser im Mund zusammen. Oh mein Gott , Hotdogs .
    Ich raste zur anderen Seite des Daches und ließ mich kopfüber hinunter, langsam, aber sicher. Und tatsächlich: Dort war eine Cafeteria. Ich sah mich um; niemand war zu sehen. Deshalb sprang ich vom Dach und fand eine Tür, die zu einer Art Luftschleuse führte. Durch die äußere Tür zu kommen, war kein Problem, aber die innere war verschlossen.
    Der Anblick der dampfenden Hotdogs, die sich unter der Wärmelampe drehten, ließ mich fast die Glastür einschlagen. Hinten in der Küche waren zwei Köche in weißen Schürzen beschäftigt. Wahrscheinlich bereiteten sie das Mittagessen vor. Ansonsten war die Cafeteria leer.
    Abermals betrachtete ich die Tür. Daran befand sich der gleiche Barcodescanner wie an dem anderen Gebäude. Sofort schlug meine Laune um. Um dort reinzukommen, brauchte man eine besondere Karte.
    Eh, das ist ein Notfall .
    Kurz erwog ich, das Lesegerät aus der Wand zu reißen und mir gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Dann würde ich zwar an meine Hotdogs kommen, aber höchstwahrscheinlich auch die Köche zu Tode erschrecken und irgendwo einen Alarm auslösen.
    Auch keine Lösung .
    Niedergeschlagen entfernte ich mich von dem Eingang und zog mich in den Wald zurück. Zu allem Überfluss wehte auch noch der verlockende Duft dieser köstlichen … Ein Geräusch hinter mir ließ mich zusammenzucken. Ich legte mich auf den Bauch, fühlte mich aber dennoch wie auf dem Präsentierteller. Zwei Männer gingen auf dem Gehsteig vor dem Gebäude entlang, ohne auch nur in meine Richtung zu schauen.
    »Guckst du eigentlich noch immer Superstar? «, fragte einer der beiden.
    »Ja, auch wenn’s Mist ist«, antwortete der zweite. »Die Sänger in dieser Staffel taugen nichts. Und die Lieder sind grausam. Früher war’s viel besser.«
    Einer von ihnen war groß und dick, der andere klein und dünn. Beide trugen Karten mit einem Foto von sich um den Hals. Sie gingen direkt auf die Schleuse vor der Cafeteria zu, die ich gerade verlassen hatte, und hielten ihre Karte vor den Barcodescanner. Im nächsten Moment waren sie drinnen.
    Und ich mit ihnen. So schnell und leise hatte ich mich bewegt, dass ich die Tür erwischte, bevor sie zuschlug und die Männer sich nicht einmal umdrehten.
    Teile des Raums lagen im Schatten. Ich schlich mich hinter eine dicke Säule, an der Poster mit Weltraumaufnahmen angebracht waren, und wartete, bis sich die Männer von mir entfernt hatten. Die einzigen Menschen, die ich jetzt noch sehen konnte, waren die beiden Köche hinten in der Küche. Einer von ihnen rührte etwas um, während der andere in rasantem Tempo Zwiebeln schnitt.
    Lautlos sprintete ich zu dem Hotdog-Wärmer und drückte mich in der Hocke an den Stahltresen, auf dem die rotierenden Würstchen standen. Der Speichel tropfte mir fast auf

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