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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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finden – nicht an einem Ort mit solchen Ausmaßen und so vielen Gebäuden.
    Ich begann ein wenig Hoffnung zu schöpfen. Doch dann erinnerte ich mich an Moreaus Gesicht, als er gesagt hatte: Ich werde immer wiederkommen, bis ich dich gefunden habe. Das schwöre ich dir.
    Egal wie vorsichtig ich wäre, früher oder später würde er mich finden. Er hatte die Kräfte eines Vampirs, eine mörderische Wut und alle Zeit der Welt, nach mir zu suchen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als mir das bewusst wurde.
    Moreau würde nicht aufgeben, bis …
    Bis einer von uns tot ist.
    Meine dringendste Sorge war jetzt aber, etwas zu essen und einen sicheren Unterschlupf zu finden. Keine Sekunde würde ich mehr in der Betonröhre verbringen. Doch ich konnte mich nicht irgendwo niederlassen. Bei dem Gedanken, Moreau im Freien zu begegnen, erschauderte ich. Aber solange ich auf dem Gelände des Raumfahrtzentrums blieb, hatte ich gewisse Vorteile, und ich war entschlossen sie mir zunutze zu machen. Instinktiv oder durch Zufall hatte ich den perfekten Ort für eine Belagerung gefunden. Und dank meines Großvaters wusste ich über Belagerungen ein wenig Bescheid.
    Zuerst musste man den besten Ausgangspunkt für die Verteidigung suchen, was normalerweise eine Erhebung mit einem Rundumblick auf die Umgebung war.
    Einfach auf einer Anhöhe ein Lager aufzuschlagen und Wache zu schieben, schien jedoch selbstmörderisch angesichts einer so mächtigen und tödlichen Kreatur wie Moreau. Zwar hatte ich selbst einige dieser Vampirfähigkeiten, aber für die Nächte brauchte ich unbedingt eine Verteidigungsanlage, mit der ich ihn aufhalten konnte.
    Im Mittelalter errichteten adelige Familien einen sogenannten Turmhügel: einen abgeschlossenen Bereich, normalerweise auf einem Hügel, den kleine hölzerne oder steinerne Strukturen umgaben. Erst nachdem diese fertig waren, begannen sie die Burg selbst zu bauen.
    Ich mochte noch so stark und schnell sein, die Zeit oder Kraft, so einen Turmhügel zu bauen, würde ich nicht haben. Also musste ich mich nach etwas bereits Bestehendem umschauen. Sofort fiel mir die braune Eisenkonstruktion am Fluss ein, die ich von meinem Aussichtspunkt aus gesehen hatte. Ich machte mich eilig auf den Weg dorthin.
    Unbemerkt verschwand ich im Wald. Bald ließ ich die Bäume hinter mir und gelangte auf eine Kuhweide. In Höchstgeschwindigkeit sauste ich durch die Herde hindurch. Die Tiere nahmen muhend Reißaus.
    Jetzt, da ich außer Sichtweite war, gab ich Vollgas und nutzte den Lauf, um meine Vampirfähigkeiten zu testen. Mit einem Riesensprung segelte ich über eine Baumkrone hinweg, ohne auch nur ein Blatt zu berühren. Die Landung war butterweich.
    Dann stürmte ich auf eine Wiese mit hohen Wildblumen, die sich in meinem Fahrtwind neigten. Mit ausgebreiteten Armen preschte ich durch eine gelbe Pollenwolke.
    Plötzlich erblickte ich auf der anderen Seite der Wiese ein großes weißes Schild. Ich lief dorthin, um zu lesen, was darauf stand.
    LEBENSGEFAHR!
VERMINTES GELÄNDE
BETRETEN VERBOTEN
NICHT OHNE GPR-GENEHMIGUNG GRABEN
    Mir stockte der Atem. Ich war durch ein Minenfeld gelaufen und hätte mich selbst in die Luft jagen können. Zitternd setzte ich mich und schaute auf die unschuldig aussehenden gelben Blumen zurück.
    Kann ein Vampir sterben?
    Wenn man Moreau glauben konnte, war es so. Lauf weiter.
    Ich konnte das Wasser riechen und war mir sicher, ganz nah am Fluss zu sein. Vorsichtiger ging ich weiter. Nach kurzer Zeit trat ich abermals zwischen Bäumen hervor auf eine offene Fläche aus Kieseln und Gräsern.
    Da keine weiteren Warnschilder zu sehen waren, wagte ich mich auf die Lichtung. In der Mitte erhob sich eine große, eckige Konstruktion, die ein wenig an ein Getreidesilo erinnerte. Oben prangte ein riesiges NASA -Logo. An den Seiten führten im Zickzack Metallstufen zu Türen auf verschiedenen Ebenen hinauf. Der Turm war mit dicken Metallplatten verkleidet, die mit riesigen Schrauben befestigt waren. Die gesamte Konstruktion war mit Galerien versehen. Unterhalb der Spitze ragte ein monströser, fast dreißig Meter langer Arm im rechten Winkel aus dem Turm hervor, was die ganze Konstruktion wie ein umgedrehtes »L« aussehen ließ.
    Direkt darunter befand sich ein gigantischer Schacht, der im Boden verschwand und dann in einem leichten Bogen in einer Grube wieder auftauchte.
    Bei genauerem Hinsehen erinnerte mich der Schacht an einen Kamin, der groß genug war, um ein ganzes Haus

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