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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Sagan.
    Ich war enttäuscht. Hier stand ich nun frisch gewaschen in meinen brandneuen edlen Klamotten und er wollte mich nicht einlassen.
    »Jetzt mach schon«, sagte ich und schaute ihn durch die Scheibe an. Dabei versuchte ich so bekümmert wie möglich auszusehen. »Sonst werde ich husten und prusten und dir …« Ich konnte es kaum glauben. Ich war dabei zu flirten.
    »Ich meine es ernst«, wiederholte Sagan zum dritten Mal. Er stand auf der anderen Seite der Tür – außerhalb meiner Reichweite wegen des Barcode-Readers – und sprach mit mir durch eine kleine, an der Wand befestigte Gegensprechanlage. »Handys funktionieren hier auf dem Gelände zwar nicht, aber damit«, er zeigte auf ein weißes, an der Wand montiertes Telefon, »kann ich den Sicherheitsdienst rufen. In weniger als zehn Minuten sind sie hier.«
    »Wo ist das Problem?«, fragte ich in die Anlage hinein.
    »Bei dir.«
    »Was habe ich denn getan?«
    »Bitte geh jetzt einfach.«
    Gut, ich hatte wohl keine Wahl. Ich war noch nie gut darin gewesen, die Schuld auf mich zu nehmen, wenn es eine Alternative gab. Aber trotz der Kalorien, die ich in mich hineingeschaufelt hatte, war ich hungrig und außerdem … wollte ich ihn gern wiedersehen.
    Flehend ruckelte ich an der Glastür. »Sagan, nun sei nicht so. Es tut mir leid, dass ich gestern abgehauen bin. Mir hat der Abend gestern sehr gut gefallen. So einen schönen Abend hatte ich – eigentlich noch nie.«
    »Nein.«
    »Ich bin so. Manchmal tue ich Dinge, ohne darüber nachzudenken. Das passiert einfach. Ich weiß, dass ich hätte bleiben und mich verabschieden sollen. Aber nun sei nicht so, gib mir noch eine Chance.«
    Würde Sagan einknicken? Auch heute trug er Shorts und dazu ein ausgewaschenes Polohemd. Und er hatte heute eine Brille auf der Nase. Eine kleine Brille mit dünnem Metallgestell. Ich fand ihn damit umwerfend. Er sah aus wie ein sexy Wissenschaftler. Mit dem Unterarm lehnte er an der Scheibe und der lange Muskel unterhalb seines Ellenbogens war zu einem kraftstrotzenden Oval flach gedrückt. Er wirkte stark, als könnte er mich hochheben und mit mir davonrennen …
    Dann drückte er mit dem Daumen auf den Sprechknopf. »Du kannst mir gestohlen bleiben.«
    Autsch . Das saß. Doch wahrscheinlich hatte ich nichts anderes verdient.
    Er nahm den Daumen von der Gegensprechanlage, machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich durch die Cafeteria.
    Ich drehte mich zu den Bäumen in meinem Rücken um. Die Sonne würde bald untergehen und die Vorstellung, in das gruselige Spinnennest zurückzukehren, das im Moment mein Zuhause war, behagte mir gar nicht. Außerdem bin ich noch nie der Typ gewesen, der schnell aufgab.
    Fünf Minuten später kletterte ich die kleine Leiter hinunter, die vom Dach ins Gebäude führte, und lief durch die labyrinthischen Gänge in die Cafeteria.
    Sagan saß an einem der Tische. In einer Hand hielt er ein dickes Taschenbuch geöffnet vor sich, mit der anderen rührte er eine kleine Schüssel in der Mikrowelle aufgewärmtes Chili um. Der aufsteigende Dampf und der Duft machten mir den Mund wässerig. Er musste mich gehört haben, denn er schaute auf.
    »Gut«, sagte er und schien nicht einmal sonderlich überrascht zu sein. Er nahm die Brille ab und linste um eine Säule herum in Richtung Tür. Aber die war natürlich geschlossen. »Wie bist du reingekommen?«
    »Genauso wie beim letzten Mal«, antwortete ich und setzte mich neben ihn.
    »Und das war wie?«
    »Durchs Dach.«
    Sagan blickte an die Decke, als erwartete er dort ein Loch. »Ich kann noch immer den Sicherheitsdienst anrufen.«
    Nicht, wenn ich eher an dem weißen Telefon bin als du und es aus der Wand reiße , dachte ich und widerstand der Versuchung.
    »Aber das wirst du nicht tun.«
    »Glaubst du nicht?«
    »Na ja … ich hoffe nicht.«
    Er setzte die Brille wieder auf und schaute in sein Buch.
    »Bitte geh weg, ich habe zu tun.«
    Ich las den Titel – der dritte Band von Eragon . »Aha, mit Drachen?«, neckte ich ihn. »Ich habe den ersten Band gelesen. War nicht schlecht. Ich mach mir sonst ja nicht viel aus Fantasy.«
    »Ich würde aber gern weiterlesen«, sagte Sagan. »Du weißt, wo der Ausgang ist.«
    Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse, was er aber nicht sah. »Papi, mein Großvater, hat in mir das Interesse für historische Bücher geweckt. Er hat einen unglaublichen Geschmack. Für sein Alter, meine ich.« Hups, Vorsicht mit Familiengeschichten .
    Sagan blätterte um und seine

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