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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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lachte …
    Ich stürzte mich auf ihn. Mit voller Wucht schlug ich ihn in den Magen und hörte, wie ihm mit einem Uff die Luft aus der Kehle entwich, als sein schmächtiger Körper rücklings auf dem Boden aufschlug. Schon stand ich über ihm. Ich bewegte mich so schnell, dass er kaum etwas ausrichten konnte. Mit den Fäusten schlug ich ihm ins Gesicht und auf den Hals, aber vor allem auf die Hände, während er versuchte sich zu verteidigen.
    Die Schwarzhaarige eilte ihm zu Hilfe. Sie schlug mir in die Seite und ich verlor prompt das Gleichgewicht. Doch ich war stärker als sie, sprang sofort wieder auf und hieb ihr den Unterarm gegen den Kopf. Jetzt lagen sie beide am Boden und ich kniete so auf ihnen, dass sie nicht mehr hochkamen, und schlug weiter auf sie ein.
    »Genug!«, brüllte jemand, und im nächsten Moment wurde ich am Hemdkragen durch die Luft geschleudert – und zwar von der größeren Vampirin, die ich für Moreau gehalten hatte.
    Ich drehte mich in ihrem Griff um und wollte ihr gerade mit der flachen Hand ins Gesicht schlagen, als sie im letzten Moment von mir abließ. Ich richtete mich auf und funkelte sie wütend an.
    »Willst du auch?«, brüllte ich und hechtete vor.
    Das Mädchen wich mir aus und schlug mir mit so viel Wucht die Handkante in den Nacken, dass ich das Gefühl hatte, von einer Holzlatte getroffen worden zu sein. Ich fiel auf die Knie und meine Gegnerin stellte ihren Fuß auf mich. Ich wand mich unter ihr, umfasste mit den Händen ihre Knöchel und zog. Mit Schwung landete sie auf dem Hintern. Dabei flog ihr langes Kleid hoch und blähte sich kurz auf.
    Wir starrten uns an. Ich schnaufte und Speichel sammelte sich in meinen Mundwinkeln. Abgesehen von dem Taser-Angriff war es das erste Mal, dass ich als Vampir den Kürzeren zog.
    Die beiden, die ich zusammengeschlagen hatte, rappelten sich wieder hoch und kamen zu uns herüber. Das Mädchen stützte den Jungen, der sich eine Hand vors Auge hielt, am Arm. Mit hochrotem Kopf fuhr ich herum und spannte die Muskeln an …
    »Ich muss mich entschuldigen, dass wir dich erschreckt haben«, sagte das größere Mädchen, das ebenfalls außer Atem war. »Wir … wir haben selbst ein wenig Angst gehabt, als wir dich brüllen gehört haben. Wir wussten nicht, was du hier machst. Ich heiße Lena.«
    Der Stimme nach hätte ich Lena älter geschätzt, als sie aussah. Ihr Kleid hatte lange Ärmel, obwohl es ziemlich warm war, und reichte ihr bis weit über die Knie. Der Stoff warf Falten wie altmodische Vorhänge. An mehreren Stellen hing der schmutzige Saum herab und zog Fäden.
    Lena hatte große, grüne, mandelförmige Augen, einen schlanken, glatten Hals und einen kleinen Mund mit vollen Lippen. Sie sah aus wie aus einem Film entsprungen und war eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte.
    »Lena, sie ist stark und sie ist eine Kämpferin«, sagte der schmächtige Junge.
    Noch immer hielt er sich die Hand vors Auge, wo ich ihn getroffen hatte, lächelte aber. Er hatte glattes, schwarzes Haar und die dunkelsten Augenbrauen, die ich je gesehen hatte. Alles an ihm war zart, besonders die Schultern. Er trat vor, nahm die Hand vom Auge und streckte sie mir hin.
    »Ich bin Anton«, stellte er sich vor und versuchte nach meiner Hand zu greifen. Ich blickte nur darauf. Wenn ich mich nicht täuschte, hatte er einen leichten ausländischen Akzent, den ich aber nicht zuordnen konnte. Seine großen, dunklen Augen wirkten neugierig. Er nickte in Richtung des jüngeren Mädchens. »Und das ist Donne.«
    Das Mädchen namens Donne starrte mich noch immer an. Sie stand dicht bei Anton und hielt seinen Arm, als wollte sie ihn beschützen. Sie hatte dickes, dunkles Haar mit einem kurzen Pony und eine kleine, spitze Nase. Auch sie war recht zierlich. Die Jeans der beiden waren alt und löchrig, die T-Shirts fleckig. Sie hätten für Oberstufenschüler durchgehen können, abgesehen davon, dass sie nicht von blauem Dunst umgeben waren.
    Alle drei leuchteten lavendelfarben.
    »Wer seid ihr?«, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen und versuchte meine Angst mit Zorn zu überdecken.
    »Ist das nicht eine Frage, die wir dir stellen sollten?«, erwiderte Donne, die jüngere Vampirin, die sich zum ersten Mal zu Wort meldete. An ihrer Stimme war nichts Außergewöhnliches. »Weißt du nicht, dass man den trajet eines anderen nicht durchkreuzt?«
    Das Wort klang französisch, aber ich wusste nicht, was es bedeutete. Mein Großvater schalt mich immer wieder

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