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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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dafür, dass ich mich für die schöne Sprache seiner Vorfahren nicht interessierte.
    »Wovon sprichst du?«, fragte ich. »Ihr habt mich einfach überfallen …«
    »Vom trajet «, wiederholte das Mädchen. »Von unserem Revier. Du bist in unser Revier eingedrungen.«
    »Euer Revier? Dies ist ein öffentlich zugängliches Waldgebiet.«
    »Wie Menschen die Gebiete bei Tageslicht aufteilen, interessiert uns nicht«, erklärte Donne.
    »Was hast du im Gesicht?«, fragte Anton unvermittelt dazwischen, schüttelte Donnes Arm ab und trat ein wenig näher.
    »Im … Gesicht?« Als ich die Hand an die Wange hob, fiel mir der Ruß wieder ein.
    »Du siehst aus, als hättest du dich für einen Kampf gerüstet«, stellte der Junge fest. »Wir haben dich klettern sehen. Als wir dich hier oben gehört haben, glaubten wir, der Krieg wäre wieder ausgebrochen.«
    »Krieg? Welcher Krieg?«, erkundigte ich mich verwirrt. »Ich habe mich nur ein wenig … amüsiert. Als ich Lust hatte zu brüllen, habe ich eben gebrüllt.«
    »Der Krieg zwischen …«
    »Anton!« Lena hob mahnend die Hand. Er verstummte sofort. Offensichtlich war Lena die Anführerin.
    Sie versuchten es unauffällig zu machen, doch mir entging nicht, dass sie sich aufteilten und mich langsam einkreisten.
    »Wir wollen nur wissen, was du hier tust«, sagte Lena.
    »Nichts«, erwiderte ich. »Ich komme schon viele Jahre hierher. Aber was macht ihr hier?
    »Du bist keine perdu? «
    »Nie von ihr gehört.« Ich blieb auf der Hut, um jederzeit losspurten zu können. »Und ihr hört besser auf mich zu umzingeln, sonst kann sich einer von euch warm anziehen.« Wahrscheinlich würde ich mir Anton aussuchen und ihn mir noch einmal vorknöpfen, bevor ich die Fliege machte.
    » Perdu ist keine Person«, entgegnete Lena. Sie stand jetzt kerzengerade und hob eine Hand. Die beiden anderen Vampire hielten inne. » Perdu ist eine Denkweise. Man könnte es auch ein Nichtvorhandensein nennen. Ein Nichtvorhandensein des Glaubens.«
    »Aha … gut … meinetwegen.« Ich schaute von einem zum anderen. Ich musste Zeit gewinnen, um herauszufinden, was ich als Nächstes tun sollte.
    »Lena, sie versteht uns nicht«, sagte Donne. »Ich glaube, sie ist ein Frischling. Guck dir ihre Farbe an.«
    »Meine was?« Habe ich etwa auch eine Farbe?
    »Stimmt«, meinte auch Anton und musterte mich. »Ziemlich bläulich. Sehr wahrscheinlich eine sang nouveau .«
    »Neues Blut«, übersetzte Lena. »Wir sagen sang nouveau zu jemandem, der erst kürzlich verwandelt wurde.«
    »Ihr seid also wirklich … Vampire«, sagte ich.
    Lenas Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Ja, auch wenn wir das Wort nicht gern benutzen.«
    »Damit ist zu viel Negatives verbunden«, erläuterte Anton lächelnd.
    »Du hast uns noch immer nicht gesagt, was du in unserem Revier zu suchen hast«, mahnte Donne.
    Lena sah die beiden jüngeren Vampire an und winkte ab. Sie setzten sich auf eine niedrige Steinmauer. Ein wenig entspannte ich mich … aber nur ein wenig.
    »Wenn … ihr drei also Vampire seid … muss ich davon ausgehen, dass … die Welt voll davon ist«, sagte ich.
    »Ja. Aber wir versuchen uns unauffällig zu verhalten. Die meisten von uns jedenfalls«, antwortete Lena und blickte zu Anton hinüber, der grinste.
    »Wie viele gibt es?«, erkundigte ich mich.
    »Wer weiß das schon? Bei Weitem nicht so viele wie Tageslichtmenschen. Nur einen Bruchteil davon. Vielleicht nur einen kleinen Bruchteil. Ich kenne niemanden, der darüber Buch führt. Wenn wir uns versammeln würden, würden wir allzu leicht auffallen.«
    »Und das würde von den perdus als Provokation empfunden werden«, fügte Donne hinzu und beugte sich dann zu Lena hinüber. »Ich glaube nicht, dass wir noch länger mit ihr reden sollten. Wir wissen doch gar nicht, wer sie ist. Was sie ist …«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich. »Ich bin wie du.«
    »Du bist nicht … wie wir.« Donne stand auf und kam mit ausgestrecktem Arm auf mich zu, als wollte sie mich berühren. Stattdessen machte sie eine Handbewegung, als würde sie etwas aus der Luft fischen. Meine Farbe . »Wir haben es dir ja schon gesagt. Du bist blau. Fast wie ein Mensch.«
    Ich hielt meinen eigenen Arm vor mich, konnte aber nicht sehen, dass ich leuchtete. Eigenartig .
    »Seine eigene Farbe kann niemand sehen«, erklärte Anton und begann zu lachen. »Was glaubst du denn?« Er erhob sich ebenfalls und musterte mich von oben bis unten. »Warte mal … du bist doch nicht etwa

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