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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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Armee entlassen und nach Hause geschickt worden war. Ohne militärische Orden oder besondere Kontakte. Die darauf folgende Zeit war von ihrem beherrschten Zorn geprägt, hinter dem er eine noch viel größere Wut ahnte. Und eine abgrundtiefe Enttäuschung darüber, dass er ihre Erwartungen nicht erfüllt, sondern alles kaputtgemacht hatte. Jonas war am Boden zerstört – von den Dingen, die er erlebt hatte, und vor Enttäuschung über seine eigene Niederlage. Er hätte ihre Unterstützung in dieser Zeit gebrauchen können, aber sie hatte ihn monatelang kalt abserviert und alle Anläufe zu einer Versöhnung ignoriert.
    Am Ende musste er Lex darin recht geben, dass sie einen besseren Mann verdient hatte. Natürlich hatte es Augenblicke gegeben, in denen er ihr Verhalten als hart und unangemessen empfunden und gedacht hatte, dass er sie verlassen und die Sache allein durchstehen würde. Dann hätte er jetzt möglicherweise ein ganz normales Leben, vielleicht sogar mit einer anderen Frau. Aber er hatte es nicht gewagt. Weder damals noch jetzt. Er wusste nicht mehr, wer er war, wenn er nicht länger Teil ihres Zweierteams war. Und außerdem hatte er sie ja geliebt. Und liebte sie noch immer.
    Schließlich schloss Jonas die Augen und schlief ein.

Donnerstag, 8. Juli

14
     
    E igentlich hatte alles im Irak begonnen. Kevin Love konnte sich noch genau daran erinnern, wann das gewesen war. Es war wie eine Szene, die er von außen betrachtete.
    Er hatte im Schatten eines amerikanischen Humvees mitten auf einem der Marktplätze von Basra gestanden. Die Hitze war so drückend gewesen, dass die Soldaten mit ihren schweren Splitterschutzwesten zu nichts anderem fähig waren, als träge vor sich hin zu starren und lauwarmes Wasser zu trinken. Sie gönnten sich gerade eine wohlverdiente Pause, bevor die Patrouille weiterfuhr, sobald ihr First Lieutenant seine Geschäfte mit Kevin Love abgeschlossen hatte. Auf dem eigentlichen Marktplatz kauften die Einheimischen trotz der Hitze immer noch eifrig ein. Obwohl Krieg war, herrschte kein Mangel an Waren. Das war vielleicht auf den Dörfern so, wo die Bevölkerung auf die Ernte von ihren abgebrannten Feldern und auf die unregelmäßige Nothilfe angewiesen war. Aber nicht hier, in der zweitgrößten Stadt des Landes, wo man sich aufs Organisieren verstand und die Grenze zwischen legal und illegal nur in der Theorie existierte.
    Kevin Love hatte sich mit dem Lieutenant abgesondert, der ihm gerade einen dicken Umschlag mit Dollars überreichte. Er steckte das pralle Kuvert, das sich kaum noch verschließen ließ, unbesehen in seine Tarnjacke. Er wusste, dass der Betrag stimmte. Love war nicht der Einzige im Irak, der gut von den Betrügereien der Besatzungsarmeen, der Bürokratie der Hilfsorganisationen und der Korruption der ortsansässigen Unternehmer profitierte. Er war jedoch derjenige, der die Fäden in der Hand hielt, der alle Geschäfte und Kontakte koordinierte. Sogar an Zalmay Khalizads Beamte zahlte er Bestechungsgelder. Sie liefen mit Koffern voller Bargeld herum, die für das aussichtslose Wiederaufbauprogramm gedacht waren. Ein Großteil davon landete auf schwarzen Konten in der ganzen Welt, hinter deren anonymen Inhabern sich Amerikaner verbargen. Aber Kevin Love war derjenige, den man bezahlte, um überhaupt zu diesem Markt zugelassen zu werden: um illegale Waffen an die Rebellen zu verkaufen, die ausländischen Truppen mit minderjährigen Prostituierten zu versorgen, Bestechungsgelder für Wiederaufbauarbeiten abzuschöpfen, Sicherheitsleute unter der Hand zu bezahlen.
    Sie hatten ihr Geschäft gerade abgeschlossen, als ein Offizier mit blauem Barett und Armbinde ihm von der anderen Seite der Marktstände aus zuwinkte. Kevin Love nickte langsam, und der Mann bahnte sich seinen Weg durch das Marktgewimmel, um zu ihnen zu gelangen. Er gehörte dem UN-Kontingent an, das ein wenig südlich von Basra stationiert war. Kevin Love kannte ihn und hatte schon früher mit ihm in Darfur und im Kosovo Geschäfte gemacht. Natürlich befanden sie sich im Prinzip auf entgegengesetzten Seiten des Systems, und die UN-Angehörigen wussten ganz genau, mit wem sie es zu tun hatten. Aber sie wussten ebenso gut, dass sie ihm nie etwas würden nachweisen können. Und so konnte man doch auch ein Verhältnis aufbauen, von dem beide Seiten profitierten. Außerdem war allgemein bekannt, wie großzügig Kevin Love zu denen war, die er kannte und schätzte. In Krisengebieten auf der ganzen Welt

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