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Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
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können, den Anflug eines Lächelns in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
    »Ich nehme mal an, du warst diejenige, die Bodilsen vor kurzem so effektiv bewiesen hat, dass es sich hierbei um einen Mord handelt?«, fuhr er fort. »Ihm hätte es gut in den Kram gepasst, die Sache als Selbstmord zu den Akten zu legen, damit er sie los ist. Aber du kannst ganz beruhigt sein. Hätte ich gewusst, dass du etwas mit der Sache zu tun hast, dann hätte ich mich auf jeden Fall ferngehalten.«
    Linnea nickte hastig und eilte dann so schnell wie möglich weiter. Sie konnte sich nicht ganz entscheiden, ob sie wegen seines letzten Satzes beleidigt oder zufrieden sein sollte, beschloss dann aber, dass es ihr egal sein konnte. Thor gehörte der Vergangenheit an, wenn er überhaupt jemals wichtig gewesen war. Und seine Anwesenheit konnte ihren Eindruck nicht trüben, dass dies eine rundum gelungene Vorführung gewesen war und sie ihren freien Tag nicht umsonst geopfert hatte. Allein der Ausdruck in Bodilsens Augen, als er das Bild auf dem Smartboard angestarrt hatte, war den Aufwand wert gewesen. Weder ihr anfänglicher Widerwille noch die kritischen Fragen konnten etwas an dem Umstand ändern, dass alle vier Männer beeindruckt gewesen waren.
    Plötzlich war ihr Opfer Wirklichkeit geworden. Dieses Gesicht würden sie nicht so schnell wieder vergessen. Sie wollten seinen Namen herausfinden und seinen Mörder fangen. Und all das war ihr Verdienst.
    *
    Wieder einmal war Jonas von seinen Gedanken am Einschlafen gehindert worden, aber diesmal kreisten sie um Lex. Jedes Mal, wenn er kurz vorm Wegdämmern war, tauchte ihr Gesicht vor ihm auf. Ihr Gesicht in jenem Moment, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, und vor allem: in dem Moment, als er sah, wie sie ihn zum ersten Mal sah.
    Es war einige Jahre nach dem Abitur gewesen. Die Suche nach einem anderen Leben hatte Jonas bis nach Frankreich geführt, wo er eine Zeitlang in einem Wintersporthotel als Barkeeper arbeitete. Nach vier ziemlich unspektakulären Monaten hatte er schließlich die etwas ältere Lex kennengelernt, die ihm völlig den Boden unter den Füßen weggerissen hatte. Sie war mit einer Gruppe lärmender und arroganter junger Menschen angereist, die eine Woche lang demonstrativ unter sich geblieben waren. Ihr ungebrochenes Selbstbewusstsein hatte Jonas sofort fasziniert, wobei seine erste Begegnung mit der Reisegruppe alles andere als positiv gewesen war. Er war Lex draußen vor der Bar begegnet. Dort hatten sie und eine Freundin mit einem sturzbetrunkenen Typen gestanden, der eine teure Designersonnenbrille trug. Er hatte Jonas wüst beschimpft. Als Jonas versuchte, ihn sich mit einem Schubser vom Leib zu halten, landete der Unruhestifter mit dem Hintern in einer Schneewehe. Jonas reichte ihm kameradschaftlich die Hand, um ihm aufzuhelfen. Doch als die Mädchen sich im selben Moment kichernd aus dem Staub machten, schlug er Jonas’ Hand weg und blieb stattdessen im Schnee sitzen. Anschließend schimpfte er drauflos und ließ all seinen Zorn angesichts der Demütigung an Jonas aus.
    »Was gibt es da zu lachen? Du bist auf der Stelle gefeuert, du kleiner, armseliger Barjunge. Tja, das ist eine Sprache, die du verstehst, was? Dein Chef wird schon noch erfahren, wie schlecht du deine Gäste behandelst.«
    Jonas wusste aus Erfahrung, dass mit solchen Lackaffen nicht zu spaßen war. Man konnte nie wissen, wer von ihnen zufällig der Neffe irgendeines Generaldirektors war. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ein Mitarbeiter seinen Job verlor, weil irgendein verwöhntes reiches Bengelchen unter seinem gekränkten Ego litt. Also zögerte er nicht lange, als er in derselben Nacht die Chance erhielt, seinen Job zu retten. Jonas war gerade auf dem Weg nach Hause, als ihn ein großer, schlaksiger Typ mit glasigen Augen aufhielt und fragte, ob er sich nicht einen Hunderter dazuverdienen wollte, indem er ihnen half, nach einem ausgearteten Fest die Spuren zu beseitigen. Einige der Gäste waren nicht mehr in der Lage, die Hütte, in die sie eingefallen waren und die sie verwüstet hatten, aus eigener Kraft wieder zu verlassen. Jonas legte sich einen der volltrunkenen Partylöwen über den Rücken und schleppte ihn weg, nachdem sein Freund ihn eingewiesen und ihm den Zimmerschlüssel gegeben hatte. Die teuer eingerichtete Hütte war ein einziges Chaos aus leeren Flaschen und Zigarettenstummeln gewesen, und auf dem großen Couchtisch aus Glas waren immer noch die Reste des

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