Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)
wandte sie sich zum Gehen – und erblickte Alex.
Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Fest drückte sie Charlie an die Brust, gleichzeitig glitt ihr Blick über den Krankenhausflur, auf der Suche nach einem Fluchtweg.
Pech gehabt, Daisy, dachte er grimmig. Du entkommst mir nicht.
Offenbar war sie sich dessen bewusst, denn nach zwei oder drei Sekunden straffte sie die Schultern, hob das Kinn und kam geradewegs auf ihn zu.
„Ich sagte doch, dass du nicht auf uns warten musst.“
Ein winziger Muskel pochte an seiner Schläfe. Alex suchte nach Worten, fand aber keine. Wie konntest du mir das antun ? schien sein Blick zu fragen. Der Junge – sein Sohn ! – war so nahe, dass er ihn berühren konnte. Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten, um ihn nicht an sich zu reißen. Aber das würde das Kind nur verängstigen, es wusste ja von nichts.
Auch Daisy fand sein Verhalten offenbar befremdlich. „Bist du okay?“, fragte sie, als er nicht antwortete.
Natürlich ahnte sie nicht, was in ihm vorging. Wie hätte sie wissen sollen, dass ihr Sohn Vassilios’ Klon sein könnte!
Er nickte. „Selbstverständlich bin ich okay.“
„Gut.“ Sie lächelte flüchtig. „Ich weiß dein Mitgefühl zu schätzen, obwohl es nicht nötig ist.“
„Nein?“ Er sah sie nur an. Beide schwiegen.
„Mommy.“
Beim Klang der kläglichen Kinderstimme atmete Daisy tief durch. „Das ist mein Sohn Charlie“, sagte sie. „Charlie, das ist Mr Antonides.“
Dein Vater.
Der Wunsch, die Worte laut zu sagen, war übermächtig. Er schluckte sie hinunter und begnügte sich damit, den Jungen eingehend zu betrachten. Sein Gesicht war voller, die Bäckchen runder als die seines Bruders. Aber vielleicht hatte Vass in Charlies Alter auch so ausgesehen. Er selbst war damals erst zwei gewesen und konnte sich somit nicht erinnern. Die Sommersprossen waren die gleichen, ebenso die langen Wimpern.
„Ich hab mir den Arm gebrochen“, verkündete der Kleine, wobei er Alex unschuldig ansah.
Er schluckte – der Grünton der Augen war der gleiche wie bei Vass. „Das sehe ich“, sagte er. „Es tut mir sehr leid.“
Daisy verlagerte das Gewicht. „Wir sollten gehen. Es ist spät, und er muss ins Bett. Ich bedaure aufrichtig, dass der Abend so geendet hat.“
Ich nicht, dachte er. Vieles in ihrem Verhalten wurde ihm jetzt klar: Daisys Reserviertheit und ihre sonderbare Nervosität, ebenso der Versuch, ihn zu meiden. Aus irgendeinem Grund hatte sie verhindern wollen, dass er Charlie begegnete.
Aber nun, da es passiert war, beabsichtigte er nicht, sich weiterhin fernzuhalten. Charlie war sein Sohn.
„Ich besorge uns ein Taxi.“ Er trat beiseite, um sie vorangehen zu lassen.
Draußen blies ein kalter Wind, und es schneite noch immer. Wegen des Gipsverbands konnte Charlie seinen Anorak nicht überziehen, weshalb Daisy mit der freien Hand versuchte, ihn damit einzuwickeln.
„Warte …“ Alex nahm die rote Daunenjacke, legte sie dem Kleinen um die schmalen Schultern und stopfte eine Seite fürsorglich zwischen Mutter und Kind. „Damit er nicht verrutscht“, murmelte er. Seine Hände zitterten unmerklich.
„Dankeschön.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.
Am Eingang standen keine Taxis, also ging er zur Straßenecke, um eins anzuhalten. Als er den Taxifahrer zurück zum Krankenhaus dirigierte, rechnete er mehr oder weniger damit, Daisy und Charlie nicht mehr vorzufinden. Er atmete auf, als er sie erblickte – offenbar hatte ihr gesunder Menschenverstand gesiegt. Das, oder sie steht noch unter Schock wegen die Ereignisse der letzten Stunden .
Er stieg aus und öffnete die hintere Wagentür. „Steig ein, ich halte ihn solange.“„Danke, es geht.“ Sie versuchte es und stolperte. Wortlos nahm Alex den Jungen auf den Arm.
Eine Empfindung, die er nicht kannte, regte sich in seiner Brust. Er hielt den Atem an und zog Charlie instinktiv enger an sich. Er duftete nach kleinem Jungen und Kindershampoo.
„Okay, du kannst ihn mir geben.“ Alex nicht aus den Augen lassend, streckte Daisy die Arme aus.
Fürsorglich – widerstrebend – setzte Alex das Kind neben sie auf den Rücksitz, dann stieg er ebenfalls ein, bevor sie protestieren konnte, und schlug die Wagentür zu.
Sie sagte kein Wort, und einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen. Schließlich drehte er sich zu ihr. „Willst du dem Fahrer nicht sagen, wohin er uns bringen soll? Ich weiß leider nicht, wo du wohnst.“
Den Bruchteil einer Sekunde zögerte
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