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Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)

Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition)

Titel: Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher! (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McAllister
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achten bedeutet, man wäscht sich und ist anderen gegenüber immer höflich.“ In den letzten zwei Stunden war ihr das nicht gerade leichtgefallen.
    Widerstrebend glitt Charlie vom Bett. Während Daisy seine Kleider einsammelte, schlurfte er zur Tür und öffnete. „Hi, Alex!“
    Sie wirbelte herum – tatsächlich! „Du … du bist noch da?“, stammelte sie.
    „Wie du siehst.“ An die Wand gelehnt, stand er im Flur. In dem schmalen Gang erschien er ihr noch imposanter, als er ohnehin war, wenn auch weniger elegant als vor ein paar Stunden im Plaza Hotel. Sein Haar sah aus, als hätte es mit den Fingern Bekanntschaft gemacht; die schwarze Fliege war verschwunden, und die zwei obersten Knöpfe am Hemdkragen standen offen. Daisy schluckte.
    Wie sollte sie ihn loswerden? Hinauswerfen konnte sie ihn nicht – der Junge würde nichts mehr begreifen. Vermutlich fragte er sich sowieso schon, was sich zwischen ihr und diesem Unbekannten abspielte.
    „Ich wollte Charlie nur Gute Nacht sagen“, bemerkte er ruhig.
    Sie atmete tief durch. „Charlie, sag Alex Gute Nacht.“
    Der Junge sah zu ihm auf. „Kannst du mir zeigen, wie man sich mit einem Gipsverband an- und auszieht“, fragte er.
    Alex nickte. „Kein Problem.“
    „Aber nicht jetzt“, widersprach sie. „Es ist nach eins, du musst ins Bett.“
    „Morgen zeige ich dir, wie man das macht“, lenkte Alex ein. „Deine Mutter hat recht, es wird höchste Zeit, dass du schlafen gehst.“
    „Ich kann nicht schlafen, mein Arm tut weh.“
    „Doch, das kannst du. Du bist ein Mann, vergiss das nicht.“
    Daisy unterdrückte ein Lächeln. „Geh ins Bad, Schatz. Und vergiss das Zähneputzen nicht!“, rief sie ihm nach, als er die Tür hinter sich schloss. Inbrünstig hoffte sie, dass Alex sich endlich verabschieden würde. Doch er rührte sich nicht vom Fleck, und so verharrten sie beide in ungemütlichem Schweigen.
    Als Charlie zurückkam – da er die linke Hand benutzen musste, hatten Zähneputzen und Waschen länger gedauert als sonst – blieb er vor ihm stehen und hob den Kopf. „Gute Nacht.“
    Wie schon einmal stellte Daisy fest, dass Vater und Sohn das gleiche Profil hatten. War Alex das auch aufgefallen? Schien er deshalb so sicher zu sein, dass Charlie von ihm war? Dass er nicht daran zweifelte, war offensichtlich.
    Die Frage lautete nicht länger Weiß er Bescheid? , sondern Was hat er vor? Sein merkwürdiges Verhalten ließ ihr keine Ruhe.
    „Gute Nacht, Charlie“, hörte sie ihn sagen. „Ich freue mich, dass wir uns kennengelernt haben.“ Sacht strich er ihm über das Haar, bevor er die Hand in die Hosentasche steckte und sie ansah. „Endlich“, fügte er harsch hinzu.
    Schnell wandte sie sich um, ging mit Charlie in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Was immer er ihr zu sagen hatte, musste warten – bis morgen, nächste Woche, nächsten Monat, wann auch immer. Ihre Sorge galt einzig Charlies Wohlergehen. Es war spät, und er hatte Schmerzen. Er brauchte seinen Schlaf, und das erreichten sie nur mithilfe der üblichen Bettroutine.
    Sie setzte sich zu ihm auf den Bettrand, las eine Gutenachtgeschichte vor und lauschte anschließend einer ausführlichen Schilderung seiner Erlebnisse. Nach dem ereignisreichen Tag war die Liste besonders lang – Alex enthielt sie natürlich auch.
    „Glaubst du, dass er wirklich mit mir Rad fahren wird?“
    „Schwer zu sagen. Er ist sehr beschäftigt.“
    „Du musst ihn daran erinnern, Mommy.“
    Sie murmelte etwas, dann deckte sie ihn sorgfältig zu. „Jetzt noch das Abendgebet, dann wird geschlafen.“ Während Charlie gehorsam seins aufsagte, fügte sie im Stillen selbst eins hinzu. Dann stand sie auf, neigte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. „Gute Nacht, Schätzchen.“
    „Geh noch nicht!“ Er hielt sie fest.
    „Charlie …“
    „Mein Arm tut weh. Ich möchte, dass du mir was vorsingst.“
    „Es ist schon spät.“
    „Bitte, Mom.“
    Daisy setzte sich erneut zu ihm, dimmte das Licht und fing leise an zu singen. Das tat sie nicht oft, nur wenn er aus irgendeinem Grund nicht einschlafen konnte. Und heute war das offenbar der Fall.
    Nach einer Weile fielen ihm die Augen zu, und auch ihre Anspannung ließ nach. Sie sang noch ein Weilchen, und als sie seinen regelmäßigen Atem vernahm und sich davon überzeugt hatte, dass er wirklich schlief, erhob sie sich leise, küsste ihn noch einmal auf die Stirn und schaltete die Nachttischlampe aus. „Träum was Schönes“, wisperte sie.

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