Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
vernünftig, daß ihr den Termin geheimhaltet. Wenn du mit irgend jemandem außer Alan Reid und mir darüber sprichst, dann ist es gleich Dorfgespräch. Die Leute lieben alle Matthew, und die Kirche wird überfüllt sein. Eine entsetzliche Vorstellung. Zum Glück liegt das Kirchlein ziemlich versteckt. Niemand wird etwas ahnen oder vermuten.«
»Eigentlich habe ich ein schlechtes Gewissen, daß ich die Bibliothek so schnell schon im Stich lasse, aber Helen wird bestimmt eine bessere Bibliothekarin werden.«
»Niemand hier ist deswegen überrascht. Du warst kaum eine Woche in Shepherd’s Crossing, ich selbst hatte dich noch gar nicht gesehen, als eine Frau mir erzählte: >Die bleibt nicht lange. Ist zu hübsch und hat durchaus einen Blick für die jungen Farmer.
<«
Sie lachten beide, und Jill gestand: »Ja, ich wollte tatsächlich immer einen Farmer heiraten, aber ich glaube, daß mir Matthews Art zu leben besser gefällt.«
»Du hast recht, ihr beide paßt gut zusammen. Du wirst Verständnis haben, wenn er nachts zu einer kalbenden Kuh gerufen wird, und wirst auch nicht nörgeln, wenn Mrs. Dorsets Timothy vom Dach geholt werden muß. Und er wird sich mit dir über alles unterhalten können. Ihr zwei werdet euch schon verstehen.«
Jill meinte, aus Evelyns Worten spräche die eigene Sehnsucht, deshalb sagte sie später zu Matthew: »Wenn Evelyn nur zehn Jahre älter oder zehn Jahre jünger wäre.«
»Warum denn?«
»Nur so ein dummer Einfall. Wenn sie zehn Jahre älter wäre, würde sie zu Großvater passen, und wenn sie zehn Jahre jünger wäre, könnte sie Alan Reid von seiner hoffnungslosen Liebe zu Rachel Wood kurieren. Warum diese Frau noch immer nicht ihren schrecklichen Mann verlassen hat, kann ich nicht begreifen. Evelyn jedenfalls wäre eine prima Ehefrau.«
Darin irrte allerdings Jill — wie so oft. Evelyn war vollkommen glücklich. Ihr hätte todsicher die Zeit leid getan, die es sie gekostet hätte, einen Mann zu versorgen. Und welcher Mann hätte wohl ihre Tiere geduldet? Aber Jill war so verliebt, daß sie sämtliche Freunde verheiraten wollte.
Rachel Wood war und blieb ein Rätsel für sie. »Ich bin überzeugt, daß sie ihren Mann verachtet. Warum bleibt sie dann bei ihm, wo doch der nette Alan schon sehnsüchtig wartet?«
»Wegen des Kindes, nehme ich an. Einen anderen Grund kann es gar nicht geben. Rachel hat einen starken Charakter. Sie ist bisher mit so manchem fertiggeworden, und sie wird es dank ihrer Ausdauer auch in Zukunft werden.«
»Nun, ich jedenfalls halte das für eine unnütze Zeitverschwendung.«
Jill kündigte, und das Komitee stellte gemäß ihrer Empfehlung Helen Atkins termingerecht ein. Helen Atkins sollte am ersten März die Stelle in der Bibliothek antreten, und Jill und Matthew wollten am letzten Tag im Februar in der kleinen Kirche von Shepherd’s Crossing heiraten. Im kleinsten Kreis, mit Robert Henderson als Brautvater und Alan und Evelyn als Trauzeugen.
In diesem Sinne suchten sie den Pfarrer in Wardston auf und verkündeten ihm ihre Pläne, denen der geistliche Herr von Herzen gern zustimmte. Er war ein liebenswürdiger, freundlicher Mann, der einmal im Monat in Shepherd’s Crossing Gottesdienst hielt.
»Ein herrlich gelegener Flecken für eine stille Hochzeit«, meinte er. »Ich persönlich habe es ja immer bedauert, daß die Kirche so abgelegen ist, aber in Ihrem ganz speziellen Fall liegt sie schlechthin ideal. Zehn Uhr? Ja, das geht ausgezeichnet.«
»In der Bibliothek wird es keinerlei Feierlichkeiten geben. Wir wollen im Anschluß an die Trauung nach Wardston fahren, auf einen Drink und einen Kaffee, und Sie sind herzlich dazu eingeladen.«
Er nahm die Einladung gern an, denn er mochte Matthew, der einmal seinem alten Terrier das Leben gerettet hatte, als dieser von einem Auto angefahren worden war. Sie würden also ihre stille Trauung bekommen und dann nach Wardston fahren. Als sie den Pfarrer verließen, sagte Matthew, der es eigentlich hätte besser wissen müssen: »Wir werden eine wunderschöne Hochzeit haben, nur wir zwei, Großvater und unsere beiden Freunde. Sonst niemand.«
»Ich werde mir auch kein Hochzeitskleid und all den Kram, den man dazu braucht, anschaffen. Ein hübsches, weißes Kleid, das ich später auch auf Partys tragen kann, tut’s auch«, meinte Jill. »Es wird ja niemand da sein, der sich darum kümmert.«
Es versprach ein schöner Tag zu werden, der letzte im Februar. Die Sonne schien schon am Morgen, der
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