Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
gemacht hätte, aber bei Stieren kann man nie wissen.«
Das erboste Jill. »So etwas habe ich gern. Schließlich habe ich das die ganze Zeit gedacht und gesagt und wurde dafür wie ein Vollidiot behandelt. Gutmütig wie ein Spaniel hieß es doch zuvor.«
Er lachte. »Schließlich mußte ich Sie beruhigen, nachdem ich Ihre panische Angst vor dem Stier bemerkt hatte, und Sie sollten doch die Taschenlampe ruhig halten.«
»Sie haben wohl Tomaten auf den Augen«, schimpfte Jill, »und nichts als Stiere im Kopf. Ich stand da, zitterte vor Furcht, über und über mit Schlamm bedeckt...« Da erst erinnerte sie sich wieder, wie grotesk sie doch aussehen mußte, und brach in schallendes Gelächter aus.
Matthew lachte aber nicht mit. »Natürlich habe ich an Sie gedacht«, sagte er vollkommen ernst. »Ich bin Ihnen unendlich dankbar, daß Sie mich begleitet haben, und es tut mir leid, daß es bei diesem Unwetter geschehen mußte. Aber so ist es nun einmal mit einem Tierarzt, seine Arbeit kommt immer an erster Stelle. In diesem Fall war es der Stier, der verarztet werden mußte.«
Es klang sehr reuevoll, und Jill meinte, sie müßte ihre Vorwürfe zurücknehmen. »Ich scherze doch nur«, sagte sie schnell. »Es war für mich ein Abenteuer, das mir enorm viel Spaß gemacht hat.«
»Das ist eine edle Lüge«, erwiderte Matthew feierlich, und ohne jede Vorwarnung schloß er sie in seine Arme.
Endlich, dachte Jill und knipste die Taschenlampe aus. Diese besondere Szene spielte man am besten im Dunkeln. Seine Stimme klang gar nicht mehr selbstsicher, als er sie liebevoll fragte: »Jill, willst du meine Frau werden? Könntest du das Leben an der Seite eines vielbeschäftigten Tierarztes ertragen?«
Er hielt sie fest in seinen Armen, aber küßte sie nicht.
»Natürlich kann ich das«, antwortete sie fest. »Ich habe schon so lange darauf gewartet — seit der Nacht, in der das Fohlen starb. Ich möchte einen Tierarzt heiraten, nicht irgendeinen, sondern...«
Er beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen, aber sie wehrte hastig ab. »Nein, nicht jetzt. Ich sehe aus wie ein Ferkel aus dem Schlammpfuhl... Warte bis ich sauber bin.«
Den Gefallen tat er ihr nicht. Im Licht der Scheinwerfer sah er dann erst, wie übel Jill der Ausflug bekommen war. »Großer Gott... Mein armes Schätzchen«, bedauerte er sie aufrichtig.
Als er den Wagen vor der Bibliothek parkte, sagte Matthew: »Jetzt müssen wir aber gleich mit Großvater sprechen.«
Das hat Zeit, dachte Jill und sprang schnell aus dem Auto. »Komm herein. Aber ich brauche zuerst ein heißes Bad.«
Besonders romantisch hatte ihre Verlobung nicht unbedingt angefangen, stellte sie nüchtern fest, während sie das Badewasser einlaufen ließ.
9
»Großvater, bereite dich auf eine Überraschung vor. Ich werde Matthew heiraten.«
»Du mußt mich wohl für total verkalkt halten. Nein, Jill, ich bin ganz und gar nicht überrascht, sondern äußerst erfreut.«
Alle drei lachten einander an. »Ich fürchtete schon, daß du erwartet hättest, daß es ein Farmer sein würde.«
»Welcher Farmer?« fragte Matthew scharf.
»Oh, irgendeiner. Ich wollte immer einen Farmer heiraten, aber jetzt nehme ich doch lieber einen Tierarzt.«
»Ich fürchte, das Leben einer Tierarztfrau ist nicht ganz leicht. Der Mann ist ständig unterwegs, das Telefon klingelt pausenlos, unregelmäßige Mahlzeiten. Fast so schlimm wie einen Arzt zu heiraten.«
»Ich werde dieses Leben lieben, und Großvater auch, habe ich recht?«
»Mit einigen Vorbehalten. Die Bibliothek zum Beispiel wird mir fehlen.«
»Aber ich dachte mir gerade, ich werde sofort an Helen Atkins schreiben. Ich glaube schon, daß sie herkommen wird. Sie hat auch keine abgeschlossene Ausbildung, weil sie sich um ihre Mutter kümmern mußte. Aber du hast sie immer gern gehabt, und ich bin sicher, daß sie sich freuen wird, wenn du ihr so hilfst, wie du mir geholfen hast. Aber das ist Zukunftsmusik. Wir haben uns gerade erst verlobt.«
Robert Henderson hatte es aufgegeben, auf Jills widersprüchliche Bemerkungen einzugehen, und so blickte er seine Enkelin nur einigermaßen verwundert an.
»Aber ich möchte alle diese Dinge sofort besprechen, nun da wir Mr. Hendersons Zustimmung haben«, mischte sich Matthew in die Unterhaltung ein.
»Hast du mich überhaupt gefragt, und habe ich sie etwa gegeben? Du wirst altmodisch, Matthew.«
»Es freut mich, Sir, daß Sie mich so anreden.«
»Aber du mußt dasselbe tun und mich
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