Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
nicht stur weiter siezen.«
»Natürlich muß er das. Stell dir nur vor, Großpapa, wenn er dich am Frühstückstisch mit >Sir< anredet.«
»Eine schreckenerregende Aussicht, aber eine, die bestimmt nicht eintreffen wird, weil Matthew und ich nicht zusammen frühstücken werden. Keine Widerrede, ich werde nicht mit euch zusammen wohnen. Zumindest nicht im selben Haus. Das habe ich bereits beschlossen, als ich die ersten Anzeichen gesehen habe.«
»Welche Anzeichen, Großvater? Es gab keine. Ich war äußerst vorsichtig.«
»Erinnerst du dich noch an unser Gespräch über einen gewissen Feldzug?«
Jill wurde knallrot, und Robert fuhr fort: »Das Schicksal trifft mich also nicht unvorbereitet, und ich habe auch schon gewisse Pläne geschmiedet. Dazu gehört unter anderem ein kleines Haus in der Nähe von eurem. In der Tat«, fuhr er zu Matthew gewandt in sanfterem Ton fort, »habe ich mir schon einen Platz ausgesucht, als ich das letztemal bei dir war, Matthew.«
»Großvater«, rief Jill schockiert. »Wie kannst du nur so listig sein und voreilig noch dazu.«
»Wieso denn, war ich nicht weise? Ja, ja, während Matthew im Haus drin war und irgend was sterilisierte, bin ich etwas spazierengegangen und habe ein hübsches Plätzchen entdeckt, ganz nah am Haus.«
»Aber Matthew sagte doch, daß genügend Schlafzimmer da sind. Warum willst du dann noch ein Haus bauen?«
»Das will ich gar nicht. Ich habe mir ein kleines hübsches Fertighaus angesehen, das einfach aufzubauen ist. Und wenn Matthew eines Tages woanders eine Praxis eröffnen will, kann man das Haus mitnehmen.«
Vergeblich versuchten sie, ihm das auszureden. Er hatte bereits entschieden. Schließlich stimmte er um des lieben Friedens willen zu, mittags und abends mit ihnen gemeinsam zu essen, ansonsten aber wollte er für sich sein. »Ein alter Mann fühlt sich am wohlsten unter seinem eigenen Dach. Außerdem müssen wir an Cuthbert und George denken. Deine Hunde, Matthew, sind ja sehr umgänglich, aber wir können von ihnen nicht erwarten, daß sie Eindringlinge in ihr Gebiet auch noch willkommen heißen. Ich werde doch im wahrsten Sinne des Wortes nur einen Steinwurf von eurem Haus entfernt sein, Jill, und ich werde mir ein kleines Auto kaufen und dir unseren gemeinsamen Wagen überlassen.«
»Aber was um alles in der Welt sollen wir mit drei Autos?«
»Sind wir nicht drei Personen? Matthews Auto ist ein Dienstfahrzeug. Du wirst öfter ein eigenes Auto brauchen, und ich bin glücklicher, wenn ich unabhängig bin.«
Damit beendeten sie die Diskussion, denn Großvater beharrte stur auf seinen Entscheidungen. Möglicherweise hielt Matthew im stillen den alten Mann für weise, und Jill gab sich schließlich mit der Bemerkung geschlagen, wie sonderbar es doch wäre, daß ein Mann, den sie seit ihrem elften Lebensjahr kannte, sich urplötzlich als listiger Fuchs erwies.
Sie besichtigten den Bauplatz und waren sich einig, daß die Lage für das Vorhaben ideal war. Ein ebener Grund mit altem Baumbestand im Norden und freiem Blick auf den See im Süden. »Nahe genug, um dich rufen zu können, und weit genug im Falle eines Ehekrieges.«
Dann kicherte sie und sagte: »Aber warum zerbrechen wir uns eigentlich schon jetzt den Kopf, wir haben doch noch Monate Zeit bis zur Hochzeit.«
»Aber das wollte ich schon gestern abend zur Sprache bringen. Wir können nicht monatelang warten, wir müssen im Februar heiraten.«
Sie freute sich zwar, wollte es aber nicht zeigen. »Warum? Das ist viel zu früh.«
»Im Februar gibt es erfahrungsgemäß in der Praxis eine Flaute, so daß ich Ferien machen kann. Außerdem bekomme ich nur in dieser Zeit eine Vertretung. Wenn wir da nicht heiraten, müssen wir eine Ewigkeit warten.«
»Eine Ewigkeit warten!« rief Jill aufgebracht, aber Großvater griff vermittelnd ein, und Matthew sah leider nicht sein Augenzwinkern, als er sagte: »Ich verstehe schon, was Matthew meint. Erst die Arbeit, und dann... Habe ich recht?«
Er lächelte sanft, als Matthew in die Falle ging. »Ja, Großvater, du hast mich ganz richtig verstanden. Im Berufsleben muß man so denken.«
Jill verdaute nur langsam die Erkenntnis, daß selbst die Hochzeit sich nach seinem Terminkalender richten mußte, und sie war klug genug, um nicht zu protestieren. Als Matthew sie gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wolle, hatte sie trotz seiner Warnung begeistert »ja« gesagt. Und dazu wollte sie auch stehen.
»Nun, bis Ende Februar wird die Zeit für die
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