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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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hinter meinem Bauchnabel, als würde ich fallen, als wäre ich im Fieberwahn.
    »Kommt el jefe drinnen allein zurecht?«, fragte er.
    »Ich habe ihn ins Bett gebracht.« Ich schloss die Augen und fasste mir ein Herz, zwang mich, die Worte auszusprechen, bevor sie noch etwas unterbrechen konnte, bevor Papi aufwachte und nach dem Schatz verlangte, bevor Emilio sich wieder Valentina zuwandte, bevor ich den Mut verlor. »Mein Vater hat mir das mit Danny erzählt. Letztens, als Samuel die Hebebühne abgeholt hat.«
    Er wich sofort zurück.
    Ich spürte die Kälte zwischen uns und schlug die Augen auf. »Es tut mir leid. Ich weiß, warum du die Sachen über Papi gesagt hast, warum du dir solche Sorgen um uns machst. Und es tut mir leid, dass Danny gestorben ist, und ich wünschte, ich könnte …«
    »Ich möchte jetzt nicht darüber reden. Bitte, Jude. Ich kann nicht.«
    Ich klappte den Mund zu. Natürlich wollte er nicht darüber reden – ich war mit dem Unsensibelsten überhaupt herausgeplatzt, den Worten, vor denen mir graute, wann immer jemand von Papis Diagnose erfuhr: Es tut mir ja so, so leid .
    »Ich sollte wahrscheinlich …« Emilio nickte dem Motorrad zu. »Ich bin nah dran. Fast fertig.«
    »Ich wollte nicht …«
    »Ich weiß. Ich bin nur … ich pack das heute nicht.«
    »Aber …«
    »Warum kannst du es nicht dabei belassen?« Emilio riss einen Lappen aus seiner hinteren Hosentasche und wischte sich die Hände damit ab. »Du bist, ich weiß auch nicht, besessen von der Vergangenheit. Nur zur Info, Jude: Nicht alle von uns wollen ständig zurückblicken.«
    Seine Rohheit versetzte mir einen Stich, aber ich ließ nicht locker. »Ich weiß, du …«
    »Nein, tust du nicht.« Er baute sich wieder vor mir auf, nur waren dieses Mal die Grübchen verschwunden und die Wärme in seinen Augen durch brennend heiße Wut ersetzt worden. »Du weißt rein gar nichts darüber. Und das wirst du auch nie. Willst du wissen, wieso? Du kommst damit nicht klar. Du bist der ängstlichste Mensch, den ich kenne.«
    Tränen schossen mir in die Augen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und richtete den Blick auf Pancake, der mit einem verblichenen Hundeknochen von draußen hereingewandert war, den er wahrscheinlich aus einem von Papis Schatzlöchern zutage gefördert hatte.
    »In dir ist so viel«, sagte Emilio. »Aber du lässt es nicht raus, weil … ach, ich … Es ist, als bräuchtest du eine Erlaubnis, einfach nur du zu sein.« Er tigerte auf dem Lehmboden hin und her, raufte sich frustriert die Haare. »Du wartest darauf, dass deine alten Freunde dich aus dem Nichts anrufen, obwohl sie deine ganze Familie im Stich gelassen haben. Du wartest darauf, dass dir deine Schwester sagt, was du zu tun hast und wie du es tun sollst – und ich rede hier nicht von Valentina. Ich meine dein Zeug. Ich wünschte, ich könnte … Gott!«
    Er geriet ins Stocken und fuhr mit den Fingerspitzen über die Stelle, an der mein Herz schlug, doch dann zog er seine Hand wieder weg und fing erneut an, auf und ab zu laufen. »Du sitzt hier, machst Fotos und träumst davon, wie es früher war. So, als würde das alles zurückkommen, wenn du es dir nur fest genug wünschst. Am lebendigsten und wahrhaftigsten habe ich dich an dem Tag auf dem Motorrad mit mir erlebt. Es war, als hätte die schlechte Nachricht über diese genetische Sache dich gerade lang genug aufgeweckt, um dir klarzumachen, dass das Leben kurz ist … aber dann hast du dem wieder keine Beachtung geschenkt, es vergessen oder so. Es ist, als würdest du darauf warten, dass jemand eine Zeitmaschine erfindet, anstatt da rauszugehen und dein Leben zu leben.«
    Die Worte klingelten in meinen Ohren. Alles, was er gesagt hatte, war richtig. Wahr. Ich konnte mich nicht davor verstecken.
    »Mach dir was klar.« Seine Stimme war zu diesem Zeitpunkt schon leiser geworden, aber Hitze strahlte von seinem Herzen ab, durch seine Haut hindurch, und schlug in Wellen über mir zusammen. »Die Vergangenheit kommt nicht zurück. Sie ist vorbei. Keine zweiten Versuche. Man hat, was man hat. Das geht uns allen so.«
    Staubpartikel schwebten in dem Licht zwischen uns, und draußen legte sich der Wind, und Pancake hörte auf, seinen Knochen abzunagen. Es war, als hätte jemand die Pausetaste gedrückt.
    »Ich vesteh das«, flüsterte Emilio. »Seit dem Tag, an dem Danny starb, war ich ebenfalls auf dem Sprung. Denn er war gegangen, und mein Paps war gegangen und dann meine Brüder. Und ich brannte darauf,

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