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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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Anstatt von Ruhe wurde mein Körper von umfassender und äußerster Erschöpfung übermannt.
    Alles, was ich gewollt hatte, war, das Chaos mit Emilio wieder in Ordnung zu bringen, einen Weg zurück zu dem Moment zu finden, bevor wir zu streiten begonnen hatten. Aber draußen im Garten zeterte Papi wieder, wurde mit jeder Sekunde lauter, und endlich legte Emilio seine Werkzeuge aus der Hand, um nach dem Rechten zu sehen.
    »Ich kümmere mich darum.« Er drückte meine Schulter, als er an mir vorbeikam, und in meinem Hals bildete sich ein Kloß. Ich sackte gegen das verzogene Holz der Werkbank und wünschte mir, Celis alter Zauberstab würde dem allen ein Ende bereiten.
    »Jude«, rief Emilio aus dem Garten. Durch die Schuppenwand klang seine Stimme verzerrt, aber auch drängend. Panik verlieh ihr eine zusätzliche Schärfe. »Komm schnell her.«
    »Papi, was … was hast du gemacht?« Ich starrte das Desaster, das bis dato unser Garten gewesen war, mit offenem Mund an. Er war kreuz und quer umgegraben worden, hatte sich in eine Mondlandschaft mit zahllosen Kratern und dazu passenden Gras- und Erdhügeln verwandelt.
    »Hilf mir, ihn zu finden, Juju!« Papi überließ mir den Spaten, aber als ich ihn vor meine Füße ins Gras legte, schnappte er ihn sich wieder und begann, das nächste Loch zu graben. »Den Schatz, querida .«
    Emilio versuchte ihn mit einem Update über Valentina abzulenken, aber Papi grub unbeirrt weiter. Meine sogenannte engelsgleiche Stimme versagte ebenfalls – Thoroughly Modern Millie stieß auf taube Ohren. Mari war noch immer in New York. Mom war auf der Arbeit. Ich war mit meinem Latein am Ende.
    »Er ist neben dem Grab verbuddelt«, sagte Papi. »Ich weiß es – er hat es mir selbst erzählt. Aber ich kann ihn nicht finden. Jemand muss ihn an einer neuen Stelle vergraben haben.«
    »Papi.« Ich sprach mit tiefer, beruhigender Stimme, aber in mir brandete Panik auf, bereit, in meine Kehle vorzustoßen. »Es gibt gar keinen Schatz. Versprochen.«
    Er schüttelte den Kopf, weigerte sich, mich anzusehen, als er auf die Kante des Spatens sprang und ihn in die Erde trieb. »Es gibt zwei Arten Menschen.«
    Ich beobachtete ihn genau, wartete verzweifelt auf meinen Einsatz, den Witz, der alles erklären würde. »Und welche?«
    »Die einen haben geladene Waffen und die anderen graben. Ich grabe.«
    »Papi, hier gibt es keinen …«
    »Er hat gesagt, er sei unter dem Grab von Arch … nein, neben dem Grab von Arch Stanton begraben. Das war’s. Hilf mir, den Grabstein zu finden.«
    Die Erkenntnis traf mich mitten ins Herz. Arch Stanton. Der Schatz . Es war eine Szene aus Zwei glorreiche Halunken . Papi sah mich mit wildem Blick an, aufs Äußerste entschlossen, den Schatz zu finden, überzeugt davon, er wäre irgendwo in unserem Garten, dass die Figuren aus dem Film in seinem Leben vorkamen.
    Er dachte, es sei real.
    »Nein, der Schatz kam in deinem Film vor, weißt du noch?«, sagte ich. »Dem mit Tuco. Zwei Arten von Menschen?«
    »Tuco will das Geld für sich selbst!« Papi fuchtelte mit dem Zeigefinger vor meiner Nase herum. »Du stellst dich besser nicht auf seine Seite. Arbeitest du für Sentenza?« Er musterte mich aus schmalen Augen, sah mir forschend ins Gesicht. Selbst Pancake war das unheimlich. Er bellte immer weiter, obwohl Emilio sich bemühte, ihn zu beruhigen. Wahrscheinlich fragte er sich, wieso Papi mit dieser Art von Grundstücksverwüstung davonkam, während er dafür in sein Körbchen geschickt wurde.
    »Ich arbeite für niemanden, Papi«, sagte ich. »Ich bin auf deiner Seite. Aber vielleicht sollten wir uns eine Pause gönnen und erst mal etwas zu Mittag essen?«
    »Ich will keine Zeit verlieren.« Papi stützte sich auf den Spaten und wischte sich über die Stirn, ihm entschlüpfte ein Gähnen. »Es ist viel Geld, queridita . Wir könnten es gebrauchen, um Lourdes das College zu finanzieren.«
    »Du siehst müde aus, viejito .«
    Er versuchte, abzuwinken, musste aber erneut gähnen, und ich ergriff die Gelegenheit, die sich mir bot.
    »Warum überlässt du die Schatzsuche nicht uns? Emilio ist sehr stark, er kann tiefer graben als du.«
    Er stupste die Löcher um sich herum mit dem Spaten an. »Aber …«
    »Lass uns reingehen«, sagte ich. »Emilio wird ihn finden. Versprochen.«
    Emilio stand auf, als ich in den Schuppen zurückkehrte. Er trat hinter dem Motorrad hervor, um zu mir zu kommen. Nah. Mega, irre nah. Zimtatem streifte meine Lippen, und ein wirbelnder Strudel tobte

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