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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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was für ein Schlamassel. Bei dem Versuch, Danny unter der Maschine hervorzuziehen, hat er sich selbst ziemlich schlimm verletzt. Aber es gab keine … Es war zu spät.« Papi versagte die Stimme und mich traf die volle Wucht des Ganzen.
    Ich vergrub mein Gesicht an den Knien, als die übrigen Puzzleteile ineinandergriffen und das schreckliche Bild vervollständigten.
    Sie waren immer schrecklich wild, diese Jungen … Emilio schleifte Danny überallhin mit hin …
    Hab ihn seit zwei Jahren nicht gesehen. Er fehlt mir. Ja, verflucht, er fehlt mir.
    Seine Mutter hasst mich praktisch …
    Emilio hatte erzählt, Danny sei in Puerto Rico, aber da war er nicht. Er war gestorben. War sein Tod die Tragödie, die Emilios Familie entzweigerissen hatte? Oder hing es damit zusammen, dass Emilio entschieden hatte, weiter Motorrad zu fahren, weiter die Maschinen zu bauen, die seinen Cousin getötet hatten? Gaben sie ihm die Schuld an jener Fahrt auf der Phantom Canyon Road? Wünschten sie sich, es hätte stattdessen Emilio getroffen? Gaben sie ihm die Schuld dafür, dass er es nicht geschafft hatte, Danny zu …
    »Die Narben.« Die Worte waren so leise, dass ich nicht sicher war, ob ich sie laut ausgesprochen oder nur gedacht hatte. Ich schloss die Augen, erinnerte mich an die dünnen Linien auf Emilios Armen, die elfenbeinfarbenen Belege einer lange zurückliegenden Verletzung, die eine sengende Spur quer über seinen Bauch gezogen hatte. Obwohl ich sie schließlich berührt hatte, hatte ich nicht den Mut aufgebracht, ihn danach zu fragen. Ich hatte gewusst, dass es da eine dunkle Geschichte geben musste, die vielleicht etwas mit einem Motorrad zu tun hatte.
    Aber doch nicht das.
    Pancake trottete mit irgendeinem Schatz, den er ausgebuddelt hatte, zu uns herüber. Einem schlammverkrusteten Bündel aus Stöcken und Steinen. Er ließ es auf den Boden fallen und vergrub seinen Kopf in meinem Schoß, als wüsste er, dass es genau das war, was ich brauchte.
    »Emilio Vargas ist ein guter Junge.« Papis Stimme war belegt, so viel Gefühl schwang darin mit. »Er ist ebenso wenig wie seine Brüder, wie du wie Araceli oder Mariposa oder Lourdes bist. Er hat viel durchgemacht. Er ist immer noch ein Junge, und ihm wurde das Herz schon schlimmer gebrochen, als wir uns vorstellen können. Gib ihm eine Chance, queridita .«
    Ich holte scharf Luft, als mir die Erkenntnis dämmerte. »Du wusstest, dass er ein Vargas ist?«
    Papis Stirn war in traurige Sorgenfalten gelegt, aber er lächelte über meine Frage. »Ihr Mädchen haltet mich schon für völlig senil. Ich sage euch, ihr könnt nichts vor mir verbergen.«
    »Die ganze Zeit über?«
    »Nein, nein. Erst seitdem deine Schwester ihm begegnet ist. Ich dachte immer wieder, warum regt Mari sich so schrecklich auf, verflixt noch mal. Jedes Mal, wenn ich es beinah hatte, hat dieser Schrottapparat hier den Geist aufgegeben.« Er klopfte sich an die Stirn. »Aber dann bin ich mitten in der Nacht aufgewacht und es hat endlich klick gemacht. Emilio Vargas! Ja! Ach, was soll man machen?«
    »Aber … warst du nicht sauer, wegen der Hochzeit und so?«
    Papi zuckte mit den Schultern. »Das hat nichts mit Emilio zu tun und es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Aber seine Familie …«
    »Seine Familie besteht aus vielen verschiedenen Menschen. Einige von ihnen haben Fehler gemacht. Einige machen noch immer Fehler. Aber man darf jemanden nicht danach beurteilen, mit wem er verwandt ist. Überleg nur, wohin das bei dir führen würde.« Er tippte sich wieder an die Stirn und zwinkerte mir zu.
    Ich lachte, weil er es tat und weil ich dankbar für die vorübergehende Leichtigkeit war. Aber über seine Alzheimerwitze zu lachen hatte dieselbe Wirkung auf mich wie die Krankheit auf ihn – es zehrte jedes Mal ein kleines Stück von mir auf, eines, das ich niemals wiederbekommen würde.
    Papi kniete sich hin, um Pancakes Ohren zu kraulen. »Emilio wird bald fertig sein. Dann drehe ich eine Runde.«
    Beim Klang von Emilios Namen versteifte ich mich wieder, und in mir stieg der Wunsch auf, ich hätte ihn damals schon gekannt, ihn irgendwie trösten können. Der Wunsch, ich könnte ihn jetzt trösten; zurücknehmen, was ich getan hatte, was ich gesagt hatte.
    Papi ließ Pancakes Ohren los. »Sieh in dein Herz, querida .«
    Ich wusste nicht, ob es ihm um Emilio ging oder seine Fahrt oder Streicheleinheiten für den Hund oder etwas vollkommen anderes, aber mir fehlte die Kraft, ihn danach zu fragen.
    Als wir wieder zu

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