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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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reine Vorsichtsmaßnahme«, sagte sie. »Mach dir keine Sorgen.«
    Ich lächelte liebevoll, als sie von ihrer Tasse aufblickte. »Ich habe vorhin mit Mari gesprochen«, sagte ich. »Sie kommt morgen?«
    »Ich halte es für eine gute Idee«, sagte Mom. »Du nicht? Dann musst du nicht mehr alles allein stemmen. Ich weiß, du vermisst deine Freunde.«
    Meine Freunde . Wenn es in diesem Tempo weiterging, würden bis zum Ende des Sommers keine mehr übrig sein, die ich vermissen konnte. Aber ich nickte dennoch.
    »Es wird uns allen guttun. Eine wenig Durchatmen. Die Last teilen.« Ihre Gedanken schweiften wieder ab und sie nippte an ihrem Tee.
    »Was ist, wenn ich aufs College gehe?«, fragte ich. »Mari kann auf keinen Fall hierher ziehen. Und was ist mit Argentinien? Wir müssen das Haus allmählich für den Verkauf fertig machen, oder?«
    Meine Eltern sprachen seit Jahren davon, sich in Argentinien zur Ruhe zu setzen, in die Nähe von Lourdes zu ziehen, sobald ich mich in Denver eingelebt hätte. Vergangenes Jahr hatten sie begonnen, sich ernsthafter damit zu beschäftigen, Sie hatten Infos über Immobilien von Lourdes und den übrigen Verwandten dort unten eingeholt, Dinge fortgegeben, die sie nicht mehr brauchten. Sie hatten ihre Pläne jedoch in letzter Zeit nicht mehr erwähnt, und Moms Blick war versonnen und traurig, als sie mich jetzt ansah.
    Sie presste die Lippen aufeinander, als wäge sie ihre Worte ab, dann schüttelte sie den Kopf. »Lass uns diese Brücke nicht niederbrennen, ehe wir sie überquert haben. Hast du Hunger? Soll ich dir etwas machen?« Sie erhob sich schwerfällig von ihrem Stuhl. »Warum lachst du?«
    »Die Redewendung lautet: Lass uns diese Brücke überqueren, wenn wir dort ankommen.«
    »Oh!« Mom stieß ebenfalls ein Lachen aus, aber es klang blechern und erstarb schnell. »Manchmal denke ich, ich sollte besser gar nichts sagen.«
    Ich erwiderte ihren Blick und wir teilten etwas miteinander. Ein wortloses Einvernehmen vielleicht. Die beiderseitige Erkenntnis, dass gewisse Dinge nicht zu erwähnen einen noch viel mehr auslaugte, als sie ans Licht zu zerren. Aber keine von uns wollte noch stärker bohren oder zupfen, als wir es ohnehin schon getan hatten.
    Ich dachte wieder an die Broschüre. Die Sozialarbeiterin.
    Es gab eine Menge, was sie nicht erwähnte.
    Sie starrte den DVD -Stapel an, den ich auf der Spüle liegen gelassen hatte.
    Es gab auch eine Menge, was ich nicht erwähnte.
    Ich betrachtete die Frau am anderen Tischende mit zusammengekniffenen Augen und sah sie zum ersten Mal in meinem Leben als eine Andere. Nicht als meine Mutter, sondern als Ehefrau, als eine Frau, die sich verliebt hatte. Eine junge, wunderschöne Person, die vor Leben sprühte, eine, die ihre Sachen gepackt und ihre ganze Familie zurückgelassen hatte, um sich in ein Abenteuer zu stürzen, das sie in ein fremdes Land führte, das ihr die Chance bot, mit ihrem Mann ein gemeinsames Leben aufzubauen. Das war das unausgesprochene Versprechen der Liebe – blind und voller Hoffnung, auf seine Art von zeitloser Schönheit.
    Mom lächelte, aber in ihren Augen stand eine neue Trauer, eine Sorge, die am Morgen noch nicht da gewesen war. Mein geplanter Protest über Maris ausgedehnten Besuch fiel in sich zusammen und zog sich in die Schatten zurück. Ich konnte das Mom nicht antun. Nicht in diesem Moment.
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte ich. »Ich habe die torta aufgegessen.«
    »Okay, querida . Dann gehe ich jetzt ins Bett.« Mom küsste mich aufs Haar, und ich schloss die Augen und lauschte dem vertrauten Rascheln ihrer Socken auf den Fliesen, so leise wie herabfallender Staub.
    Meine Schwestern hatten die Vargas-Jungen in dem Schwur zu Unrecht beim Namen genannt. Namen spielten dabei überhaupt keine Rolle. Alle Jungen waren dazu auserkoren, unsere Herzen zu brechen.

10
    Pancake, was für ein Soldat. Er hatte den ganzen Morgen an der Haustür Wache geschoben – er dachte, etwas Spannendes sei im Anmarsch, pobrecito . Eine rote Staubwolke wirbelte kurz vor dem Mittagessen die Einfahrt entlang, und sein Schwanz begann zu rotieren und er war ganz Oh Junge, Junge, Junge, gleich passiert was, oooh Junge!
    Dann fuhr Maris Wagen vor, und er trottete in die Küche und rieb seine Schnauze an meinem Bein, was wohl heißen sollte: Im Ernst? Das ist es? Denn, Jude? Jude? Jude? Man hat mir gesagt, es würde Häschen geben.
    »Ich fühle mit dir, Pancake.« Ich brachte die Tomatensuppe zum Köcheln und holte die empanadas

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