Verlieb dich nie in einen Vargas
Tisches aus. Emilio sah im selben Moment mich fragend an, in dem Mari Papi ansah, der weiter seine Suppe schlürfte, als brächte der Name Vargas bei ihm nichts zum Klingeln. Wahrscheinlich war es tatsächlich so.
»Noch etwas Salz?«, sagte ich. Hallo! Dies ist nicht die verräterische Schwester, nach der Ihr sucht. Ich griff nach dem Salzstreuer und erwischte stattdessen mein Glas, wodurch ich eine Flutwelle Eistee in Maris Richtung sandte. Sie stieß ihren Stuhl zurück, um dem Sturzbach zu entgehen, und im Handumdrehen warf Emilio seine Serviette über die Pfütze und saugte sie gänzlich auf. Pancake hatte den Boden übernommen, er schleckte Eistee auf, Krümel, Dreck, tote Insekten, Zehen, alles, was ihm in die Quere kam. Das Ganze war innerhalb von Sekunden vorbei. Überlebende gab es keine.
»Gott. Pass doch auf, Juju«, sagte Mari.
»Die zwei helfen mir mit Valentina.« Papi holte mit der Gabel eine weitere empanada aus der Schüssel und ließ sie unbeeindruckt von meiner Tollpatschigkeit auf seinen Teller fallen.
»Wer zum Teufel ist Valentina?«, fragte sie.
Papi legte seine Gabel ab. »Die Harley, querida .«
»Okaaay.« Mari kochte innerlich. »Ich bin gerade in eine Folge von Twilight Zone gestolpert.«
»Hey, ich liebe diese Serie.« Emilio zeigte mit der Gabel auf sie. »Hast du die gesehen, wo …«
»Wow, viel zu tun heute, sieh nur, wie spät es ist!« Ich schoss von meinem Stuhl hoch und zupfte an Emilios Arm.
»Was ist mit den Dark-Moon-Zauberbohnen?«, fragte er.
»Keine Zeit für Kaffee«, stieß ich durch meine zusammengepressten Zähne hervor. »Wir müssen in den Schuppen. Lass Papi und Mari in Ruhe erzählen oder … was immer.«
»Ey, geh nicht. Ich will alles darüber wissen, was du diesen Sommer getrieben hast.« Mari ließ die Sorte Grinsen aufblitzen, die mich früher stets in Mamas Arme hatte flitzen lassen. Jetzt wurde mir davon nur ein bisschen unbehaglich. Sie funkelte mich weiter wütend an, die unausgesprochene Autorität der anderen Hernandez-Schwestern loderte in ihren Augen, vereinte sie einmal mehr in ihrer lebenslangen Mission, mir Vorschriften zu machen.
»Lass sie gehen, Mariposa«, sagte Papi. »Du bleibst hier bei mir. Erzähl mir alles über deine millionenschweren Buchverträge.«
»Das war quasi Rettung in letzter Minute«, sagte ich, während wir die Werkzeuge auspackten. »Ich habe ihr noch nicht viel von dir erzählen können, und es ist … kompliziert.«
Ich erwiderte Emilios Blick. Hatte er tatsächlich keine Ahnung von unserer gemeinsamen Familienhistorie?
»Gibst du mir mal die Stirnlampe?«, fragte er.
Ich fand die Lampe auf der Werkbank und reichte sie ihm.
Emilio tauchte in den Bauch der Maschine, die inzwischen auf der Hebebühne stand, die wir im Duchess abgeholt hatten.
»Es liegt nicht an dir«, sagte ich. »Sie ist zu jedem so. Was wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass sie noch Single ist.«
»Wahrscheinlich.« Emilio streckte die Hand aus. »Inbusschlüssel? Das ist der schwarze, der wie ein L aussieht.«
»Oh, der Lakritzschlüssel.« Ich zog ihn aus der Werkzeugkiste. »Er sieht aus wie diese schwarzen Lakritzschnüre, findest du nicht auch?«
»Lakritzschlüssel? Lass das niemals Samuel hören. Sonst hält er dir einen vierstündigen Vortrag über Werkzeuge und ihre korrekten Bezeichnungen. Ich habe mir diesen Mist einmal anhören müssen. Glaub mir, du willst gar nicht wissen, wie das war.« Emilio lachte, doch dann wurde es wieder vollkommen still, als er sich auf Valentina konzentrierte, der Lakritz-Schrägstrich-Inbusschlüssel klirrte leise, als er hundert winzige Teile abmontierte und unter die Lupe nahm. Er schien keine weiteren Werkzeuge zu brauchen, also schoss ich ein paar Fotos für Papi und beschäftigte mich mit einem der schief gestapelten Kartons an der Wand – eine Sammlung ausgefallener Patisseriebücher aus Celis kurzer Konditorphase.
»Abrissbirne.« Meine Stimme ließ das angenehme Schweigen in tausend Stücke springen, aber Emilio zuckte nicht mal mit der Wimper. »Das war als Kind Maris Spitzname. Sie hat auch ihre guten Seiten. Sie schießt nur gern ein bisschen übers Ziel hinaus. Sehr weit übers Ziel hinaus.«
Emilio grunzte. Ich hätte nicht sagen können, ob es Kenntnisnahme, ein Lachen oder ein Versehen war; er war so auf seine Arbeit konzentriert.
Ich überließ die Bücher sich selbst und zog einen Stapel alter selbst gebrannter CD s hervor, von denen die meisten keine Hülle hatten. Die
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