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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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dass ich dir nicht von Emilio erzählt habe …
    All die Jahre, die wir zusammen im Theaterklub und beim Sommertheater verbracht hatten, die wir uns in die Jungs von der Big Picture High und den Privatschulen im Valley verknallt hatten, die wir gewettet hatten, wer die Hauptrolle bekäme, die Kussszenen … es kam mir vor, als wäre es eine Ewigkeit her, und jetzt trieb ich in einer Welt dahin, die eine Million Jahre von normal entfernt war. Wenn alles normal gewesen wäre, hätte ich Zoe in dem Augenblick angerufen, in dem ich Emilio im Duchess erkannte hatte, und ihr sämtliche glorreiche Details aufgetischt. Und wenn alles normal gewesen wäre, hätte sie eine Liste mit Pros und Kontras geschrieben, mit einer Trennlinie in der Mitte und dem Schwur auf der Kontraseite. Grübchen, Haare, Augen, Körper, Lächeln, Narben, Motorrad, Sinn für Humor und weitere allgemeine Anbetungswürdigkeiten. Alles Pros.
    »Neun zu eins«, hätte sie gesagt. »Die Entscheidung liegt auf der Hand.«
    Nur dass sie nicht auf der Hand lag. Es gab nicht einmal etwas zu entscheiden. Das mit uns war rein geschäftlich, eine Abmachung mit einem bereits festgelegten Ende. Es war albern, auch nur einen weiteren Gedanken an diese kleine Nanosekundenkussfantasie zu verschwenden …
    Das Handy summte in meiner Hand, und ich zuckte dermaßen zusammen, dass ich Zoe beinah durch das Zimmer geschleudert hätte.
    Nur dass es nicht Zoe war. Es war Mari.
    »Ich habe gerade mit Mom gesprochen«, sagte sie. »Papi hat alle Tests gemacht, aber jetzt warten sie noch auf das Treffen mit einem anderen Demenzspezialisten, um zu sehen, ob sein Zustand sich verschlechtert hat.« Mari holte tief Luft und stieß sie dann langsam wieder aus. »Und wie schlägst du dich so?«
    »Gut. Ich komme klar.«
    »Mom hat erzählt, dieser süße Junge sei heute wieder da gewesen. Was läuft da? Verschweigst du mir was, Schwesterherz?«
    »Wie gewöhnlich ist bei eurer Stillen Post etwas verloren gegangen«, sagte ich. »Da läuft gar nichts. Er hilft uns, Papis Motorrad flottzukriegen.«
    »Mom denkt, du magst ihn.«
    »Mom guckt zu viele Soaps.«
    »Was? Sie guckt doch nie Fernsehen.«
    »Im Schwesternzimmer schon. Das machen doch alle.« Ich sagte es im Brustton der Überzeugung, obwohl meine umfangreichen Kenntnisse über alles, was in Schwesternzimmern vor sich ging, fast ausschließlich auf den Seifenopern basierten, die Zoe und ich in der Mittelstufe dauernd geguckt hatten. Die Ironie des Ganzen entging mir nicht.
    Einige Sekunden verstrichen, Mari klackerte furios auf ihrer Tastatur. Sie guckte wahrscheinlich die Sache mit dem Schwesternzimmer nach. Mari war gern über alles im Bilde.
    »Also hier sind die großen Neuigkeiten«, sagte sie endlich. »Ich komme für ein paar Wochen nach Hause.«
    »Im Ernst?« Ich schoss augenblicklich gut gelaunt im Bett hoch. Ich hatte Mari seit meiner Schulabschlussfeier vor einem Monat nicht gesehen, und der Besuch war bedrückend und traurig gewesen, weil Mom nach der Sache mit dem Picknick nicht riskieren wollte, Papi mit zur Zeremonie zu nehmen.
    Maris Ankündigung verlieh meinem Herz Flügel, ich stellte mir schon vor, wie wir gemeinsam Mittag machen würden, am Fluss entlangspazierten, über Bücher redeten … doch dann fiel mir die ganze »Nie, niemals, unter gar keinen Umständen«-Sacheein, und mein Herz legte eine Bruchlandung hin. Sie würde früher oder später daraufkommen, wer Emilio war, und sie würde das tun, was sie sich im Boxring androhten, ein Ort, an dem ich nie gewesen war, den ich aber aus dem Fernsehen kannte: Sie würde mit ihm den Boden aufwischen.
    Der Schwur war Maris Idee gewesen. Besonders stolz war sie auf das Detail mit dem Blut.
    Ich schluckte den Kloß hinunter, der sich in meinem Hals gebildet hatte. Ich konnte nicht fassen, was ich im nächsten Augenblick zu meiner Lieblingsschwester sagen würde. Meinem Fleisch und Blut, dem Mädchen, das mir beigebracht hatte, Bauernzöpfe zu flechten und Moms empanadas zu machen und mir in der Siebten die Antworten von Mrs Fisks Geschichtsarbeit eingetrichtert hatte, weil es Jahr für Jahr dieselben waren.
    Ja? Ist da die Hölle, bitte? Jude Hernandez am Apparat. Ich rufe bloß an, um meine Reservierung zu bestätigen. Ein Tisch für eine Person, schön nah am Feuer, wenn möglich …
    »Ich find’s toll, dass du kommen willst«, sagte ich. »Aber du musst nicht so lange bleiben. Wir kommen wunderbar klar.«
    »Es ist zu viel für dich, Juju. Denk nur daran,

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