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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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Label waren in schwarzem Edding mit Celis schnörkeliger Schrift vollgekritzelt. Regentage-Blues-Mix. Heißer Gangsta-Mix. Microsoft Word. Die letzte musste von Lourdes sein.
    »Ist schon komisch mit meinen Schwestern«, sagte ich. »Sie wussten vom Augenblick ihrer Geburt an, wer sie waren, und haben sich seitdem nicht verändert.«
    »Und du?«, sagte Emilio nun doch. »Warst immer nur die kleine Schwester, was?«
    Ich schmiss die CD s auf den Recycling-Haufen. »Eher so was wie ein Einzelkind. Ich bin in einem völlig anderen Jahrzehnt geboren.«
    »Genau wie ich. Gott sei Dank sind meine Brüder aus dem Haus, kann ich dir sagen. Wenn deine Schwester ’ne Abrissbirne ist, sind diese Kerle so was wie …« Emilio blähte die Backen auf und imitierte ein Explosionsgeräusch. »Atombomben.«
    Hm, daher auch die vielen Tränen in der Casa de Hernandez, inspiriert von den V-Man-Mistkerlen Johnny und Miguel.
    »Also das ist Valeria?« Mari drückte die neuste Zigarette in einer alten Kaffeedose aus und ging auf das Motorrad zu. Schätze, Papi war es müde geworden, von ihren Vertragsabschlüssen zu hören.
    »Valentina«, sagte ich. »Wo ist Papi?«
    »Schläft auf dem Sofa. Aus welchem Jahr stammt diese Schrottmühle eigentlich?«
    »Einundsechzig«, entgegnete Emilio. »Ein Klassiker. Im Moment sieht sie noch ein wenig mitgenommen aus, aber wenn wir erst einmal fertig sind …« Seine Stimme verlor sich, seine Augen leuchteten, während er sich die ungeahnten Möglichkeiten ausmalte. Mari umkreiste Valentina, und er behielt sie dabei genau im Auge, schirmte das Motorrad mit seinem Körper ab, wenn Mari ihm zu nah kam.
    »Was ist so lustig?«, fragte er, und da wurde mir bewusst, dass ich lächelte.
    »Wahrscheinlich ist sie high von den ganzen Dämpfen«, sagte Mari. »Es ist, als würde man hier drin Benzin schnüffeln.«
    »Es überrascht mich, dass du überhaupt noch über einen Geruchssinn verfügst«, sagte ich. »Zigaretten können ihn abtöten, weißt du.«
    »So heißt es zumindest.«
    »Du solltest aufhören«, sagte ich. Emilio hatte sich wieder der Arbeit an dem Motorrad zugewandt, aber es sah nicht so aus, als hätte Mari vor zu verschwinden.
    »Die alte Leier?«, sagte sie. »Ehrlich, Juju.«
    »Ich will nicht, dass du Krebs kriegst.«
    Mari legte den Arm um mich. »Genug von mir. Was ist mit Zoe und dir los? Mom sagt, ihr zwei hättet Probleme?« Sie beäugte Emilio, als wäre das allein seine Schuld.
    »Wir … machen diesen Sommer mehr oder weniger unser eigenes Ding.« Zoe hatte mir an diesem Morgen endlich wegen der verpassten Probe gesimst, von wegen kein Problem , nicht wichtig , aber es war wichtig für sie, genau wie die Motorradreparatur für mich, und all diese wichtigen Dinge begannen sich langsam zwischen uns aufzutürmen, und bald würde es uns nicht mehr gelingen, darüberzukraxeln.
    »Ihr zwei wart immer unzertrennlich.« Mari warf Emilio erneut einen wütenden Blick zu.
    »Schlüsselwort: wart.«
    Mari musste mitbekommen haben, wie gepresst meine Stimme klang, denn sie hielt die Klappe und klopfte eine weitere Zigarette aus ihrer Packung. Sie legte die Hände schützend darum und zündete sie an ihrem Zippo an.
    »Oh, zur Kettenraucherin mutiert?«
    »Offenbar noch nicht, schließlich bin ich kerngesund und alles.« Sie pustete den Rauch an einem süffisanten Grinsen vorbei und lehnte sich gegen die Wand, scheinbar zufrieden damit, Emilio bei der Arbeit zuzusehen. Ich kannte das Gefühl, aber ich kannte sie auch gut genug, um nicht mit ihr darüber zu scherzen. Mari wäre für jeden von uns vor einen wilden Stier gesprungen, aber ihre Loyalität machte sie auch blind. In diesem Moment galt ihre Loyalität Araceli und ich war der wilde Stier. Oder vielleicht war Emilio ja der Stier, was aus mir … die Viehweide machte? Nein, den Porzellanladen. Puh. Gott sei Dank lagen die Prüfungen hinter mir, Analogien waren echt nicht meine Stärke.
    »Er ist nur den Sommer über hier«, flüsterte ich. »Mom weiß nicht mal, dass er ein Vargas ist.«
    Mari musterte mich einen Moment durch den aufsteigenden Zigarettenrauch hindurch. »Warum hast du Papi erlaubt, ihn anzuheuern?«
    »Ich habe es ihm nicht erlaubt .« Ich schnappte mir eins der Patisseriebücher und blätterte es durch. »Papi kann anheuern, wen immer er will.«
    Mari nahm einen weiteren Zug von ihrer Zigarette. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme heiser. »Wenn das wahr wäre, hättest du Mom nicht zu verschweigen brauchen, dass er

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