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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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und sie perfekt zu Maris rosa Schuhen gepasst hätte und sie Emilio gefiel.
    »Ich steige so angezogen auf kein Motorrad«, sagte ich in diesem Moment. »Ich fahre.«
    »Ich habe gemeint …« Emilio nahm mir die Schlüssel aus der Hand und ließ sie vor meiner Nase baumeln. »Du hast mir eine weitere Unterrichtsstunde versprochen.«
    Ich rieb mir demonstrativ den Nacken, aber er stieg bereits auf der Fahrerseite in den Pick-up. Ich stieg ebenfalls ein, schnallte mich an und holte tief Luft. »Na schön. Leg den …«
    »Gang ein. Schon klar.« Er ließ den Motor an, legte den Rückwärtsgang ein und steuerte uns nach nur einmal Abwürgen rückwärts die ganze Einfahrt hinunter.
    »Du hast geübt«, sagte ich.
    »Samuel hat mich seinen Jeep fahren lassen. Was er sonst nie macht. Ich musste ein paar Mal deinen Namen fallen lassen.« Emilio lachte, und abgesehen von dem einen Mal Motorabwürgen an einem Stoppschild, das am Hang lag, brachte er uns heil in die Stadt.
    Wir fanden unsere Plätze ohne Probleme. Eine Handvoll Leute aus der Schule saßen im Saal verteilt, aber brechend voll war er aufgrund der vielen Eltern und Großeltern im Publikum. Ich war froh, dass Emilio meine Einladung angenommen hatte, und ich lächelte und dankte ihm noch einmal, und dann gingen die Lichter aus, und der Vorhang hob sich, und alle jubelten, als die Show begann.
    Das Stück war unglaublich toll. Zoe brillierte als wahnsinnige Königin, und mein Herz schwoll an vor Stolz und Bewunderung, und ich schoss ungefähr fünfhundert Fotos. Sie hatte sich dieses Jahr offensichtlich extrem reingehängt; ihr schauspielerisches und gesangliches Können hatte sich unheimlich entwickelt. Das Mädchen, das die Alice spielte, hätte besser sein können – nicht dass ich voreingenommen gewesen wäre oder so –, aber Zoes Freunde Diedeldum und der verrückte Hutmacher boten ebenfalls eine mitreißende Darbietung.
    Nachdem der Vorhang gefallen war, bahnten Emilio und ich uns auf der Suche nach Zoe einen Weg durch die Menge. Ich fand sie in der Nähe des Hinterausgangs der Garderobe bei den anderen Mitgliedern des Ensembles, wo sie Rosen und Küsse und jede Menge Lob einsammelte, was perfekt war, weil ich ihr endlich das Erinnerungsalbum geben wollte, das ich ihr zum Geburtstag gebastelt hatte. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und rief sie über das Meer aus Köpfen und Schultern hinweg, das uns trennte, und bald darauf stand sie direkt vor mir, einen Arm um ein Bouquet aus roten und weißen Rosen geschlungen. Ihr honigsüßer Duft löste ein Kratzen in meinem Hals aus.
    Zoe glühte unter ihrer Theaterschminke vor Stolz, sie hielt den Kopf hoch erhoben, als ich noch ein paar Bilder machte.
    »Danke, dass du gekommen bist! Hast du Mari mitgebracht?« Als sie Emilio bemerkte, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte, hoben sich ihre Augenbrauen.
    »Wir sind zusammen«, sagte ich. »Ich meine, wir sind zusammen gekommen. Mari ist zu Hause und spielt Scrabble mit meinen Eltern. Ach ja, sie hat dir Hals- und Beinbruch gewünscht, was offenbar geklappt hat. Also nicht wörtlich natürlich …«
    »Du und Emilio, seid ihr jetzt so was wie ein Paar? Trotz der Sachen mit Celi und Lourdes?«
    Die Luft zwischen uns wurde merklich kühler. »Wir sind … Freunde.«
    »Dunkle Seelen, alle miteinander«, sagte sie, genau wie an dem Tag bei mir, als sie Emilio das erste Mal gesehen hatte. Genau wie wir es uns früher im Dunkeln zugeraunt hatten, während unsere Taschenlampen Schatten an die Zeltwände warfen und wir über die übernatürliche Abstammung der Vargas-Brüder nachsannen. Zoe lächelte, aber ich konnte nicht erkennen, ob sie die Absicht gehabt hatte, einen Witz zu machen, oder ob sie mich damit hatte treffen wollen. Ihre geschürzten roten Lippen waren aufgemalt, ihre Augenbrauen zu strengen Bögen geschwärzt.
    Bei der Erinnerung an jene Kindheitsnächte im Zelt, all die ausgeklügelten Spekulationen, hätte ich beinah gelacht. Die Vargas-Brüder waren keine Vampire oder Engel oder unheimliche Kreaturen, die nachts um die Häuser schlichen.
    Es war sehr viel komplizierter und beängstigender als das.
    »Wir sind Freunde«, wiederholte ich.
    »Ich habe dich mit ihm in der Bowl gesehen. Nachdem du uns sitzen gelassen hattest.«
    »Ich habe euch nicht sitzen gelassen. Ich bin einfach … ich bin über ihn gestolpert. Wir haben zusammen abgehangen, nachdem meine Familie weg war.«
    »Hey, Jude!« Christina winkte mir über den Flur zu. Sie war mit

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