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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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nicht mehr zurechtfinden. Außerdem müssten sie so viel regeln … es geht nicht. Sie sitzen hier fest. Wenn Lourdes also nächsten Monat hier aufkreuzt und mich ansieht, als würde ich mich nicht gut genug um ihn kümmern … Ich meine, das würde sie nie sagen. Sie würde es im Grunde noch nicht mal denken. Das ist alles nur in meinem Kopf. Dass sie eigentlich bei ihr sein sollten.«
    Der Wind wütete erneut gegen uns, füllte meinen Mund mit Haaren und Staub, bis ich mich hustend davon befreite.
    »Lourdes?«, sagte ich. »Sie ist die Besonnene. Sie hat sich früher immer um alles gekümmert, und sie hat nie so ein Drama daraus gemacht wie Mari oder ist ausgeflippt wie Araceli. Sie ist einfach so. Jemand, von dem man sagen würde, sie ist ein guter Mensch. Verstehst du?«
    Emilio wischte die Tränen von meinen Wangen. Es war schwer zu sagen, ob es der Wind oder die Wahrheit war, aber beide hatten schwer an mir gezerrt.
    »Es ist doch so«, sagte er. »Ich weiß, du liebst deinen Paps, und ja, das alles ist Mist, okay? Aber du hast ihn jetzt gerade und das musst du genießen. Und dein Leben hast du auch. Sitz nicht rum und … ich weiß auch nicht. Gib dich nicht mit irgendwas zufrieden. Das ist so ziemlich das Einzige, was ich im Leben gelernt habe. Du entdeckst etwas, die Aussicht auf etwas Großartiges, und du gehst hin und holst es dir. Du nimmst deine Schlüssel, springst auf dein Motorrad und fährst los, ohne etwas zu bereuen.«
    Ich ließ meinen Blick erneut über den Canyon schweifen, den endlosen Kreislauf aus Leben und Wiedergeburt dort unten.
    »Entschuldige.« Ich fuhr mir wieder über die Augen und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. »Ich schätze, jetzt habe ich uns ganz schön runtergezogen.«
    » Sch .« Emilio legte einen Arm um meine Schultern. »Hey, ich will ja nicht religiös werden oder so. Aber dieser Sommer, mit euch beiden zu arbeiten und Zeit mit euch zu verbringen? So im Reinen mit mir war ich schon seit einer verdammt langen Zeit nicht mehr.« Er sah mir zum Ende hin in die Augen, hielt meinen Blick fest, als gäbe es noch mehr zu sagen, aber die Worte stahlen sich davon, genau wie meine. Ich sah zu, wie sie über die Felskante direkt in den Abgrund marschierten, der vor uns in die Tiefe führte.
    Ich schmiegte mich an Emilio, ließ zu, dass er mich in seine Arme hüllte wie in eine Decke. Mein Atem strich über seinen Nacken und er erzitterte. Ich schloss die Augen und atmete tief ein, und ich befahl meinem Kopf zu schweigen, seinen Geruch zu speichern und das schauerliche Stöhnen des Windes im Canyon und die körnige Schicht uralten Staubes auf meiner Haut und seinen Geschmack, so dicht an meinen Lippen.
    Ich wollte nichts davon vergessen. Ich würde es nicht vergessen. Kampf hin oder her, der Dämon würde mich aufspüren und mich ausräuchern und sich nehmen, was immer er wollte. Er konnte meine Lieblingssongs verschlingen und die Farbe meines Zimmers und den Klang meines eigenen Namens auf meiner Zunge, aber er würde mir niemals den heutigen Tag nehmen.
    Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren, und ich pre sste mich noch enger an Emilio, vergrub mein Gesicht in seinem Nacken. Seine Arme waren so warm und hielten mich so fest, in mir waren ein Summen und eine Heiterkeit, und dieses eine Mal gab ich nach. Ließ zu, dass er sich um mich kümmerte, beanspruchte diese eine Sache ganz für mich allein, die niemand – weder aus der Vergangenheit noch aus der Zukunft – antasten konnte.
    Ich blickte in seine karamellfarbenen Augen, wir waren uns so nah wie nie zuvor. Er sah nicht weg, lächelte nicht, atmete nicht. Ich drückte meine Lippen auf die Narbe an seinem Kinn, schmeckte seine Haut, und er schnappte nach Luft. Alles, was uns blieb, waren Laute und Aromen und Blicke und Gerüche. Er nahm mein Gesicht in die Hände und fuhr mit dem Daumen über meine Lippen und ich schloss die Augen. Sein Mund fand meinen, federleicht, dahinter verborgen sein heißer Atem, und dann küssten wir uns. Mein Herz raste, in mir entfalteten die Schmetterlinge ihre winzigen Flügel, taumelten und flatterten, und seine Hände fühlten sich so gut an, seine Finger strichen über meine Haut wie Puder.
    Ich erschauerte, als seine Zunge über meine Unterlippe fuhr und in meinen Mund glitt, woraufhin alles in mir entflammte. Ich zog ihn auf mich, während wir uns gegen den Felsen zurücksinken ließen, und die Knochen in meinen Körper schmolzen, bis nichts blieb als Herz und Seele und vielleicht, ganz

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