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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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Den Satz hast du aus einem von Papis Filmen geklaut!«
    »Was? Auf gar keinen Fall. Ich gucke keine Western.«
    »Wenn der Duke noch lebte, würde er dich in den Hintern treten, weil du seinen Spruch gemopst hast.«
    »Duke lebt. Habe ihn heute Morgen gesehen.«
    »Nicht der Duke. Der Duke . John …«
    »Jude?«
    »Ich sage ja nur …«
    »Hör auf, Zeit zu schinden, und steig auf dieses Pferd, bevor ich es mir noch anders überlege.«
    Ich schmiss mich auf das Motorrad. So fühlte es sich jedenfalls an, ein gewaltiges, hilfloses Rudern von Armen und Beinen. Zum Glück hielt Emilio die Maschine stabil und versuchte nicht irgendwelche komischen Sachen, während ich meine Gliedmaßen und meinen Rumpf und einige andere scheinbar voneinander getrennte Körperteile hinter ihm zurechtrückte. Er hatte den Motor angeworfen, bevor ich aufgestiegen war, und unter meinen Beinen rüttelte alles.
    Ich versuchte mich am Sitz festzuhalten, aber ich fand keinen Halt. Auch hinter mir nicht. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und hoffte das Beste.
    Emilio lachte. »Du hältst dich besser fest.«
    »Hier kann man sich nirgends …«
    »An mir.« Emilio sah über die Schulter. »Leg deine Arme um mich und halt dich fest, oder du fällst in der ersten Kurve platt auf die Nase.«
    Ich schlang meine Arme um seine Taille. Ich hatte nichts davon, wenn ich starb, ehe wir dieses Biest überhaupt auf Touren gebracht hatten. Das würde El Demonio rein gar nichts beweisen.
    »Alles okay da hinten?«
    Ich gab ihm Daumen hoch. Allerdings nur einen. Doppelte Daumen hätten mich sofort als authentisches Biker-Babe disqualifiziert. Es war schlimm genug, dass ich ein Paar alter Jeans mit Knopfleiste von Mom trug, die noch aus den Neunzigern stammten. Und einen BH . Das waren schon zwei Minuspunkte auf dem Konto meines Rufs als straßentaugliche Motorradbraut.
    »Achte auf meinen Körper«, sagte er und hob die Stimme, um den Motorlärm zu übertönen, damit mir keine wichtigen Details entgingen. »Wenn ich mich in die Kurve lege, bewegst du dich mit mir. Richte dich auf, wenn ich mich aufrichte. Und wenn wir anhalten, stell deine Füße auf den Boden, so wie ich. Im Grunde sind wir auf dem Motorrad eine Person. Das hilft uns, das Gleichgewicht zu halten.«
    »Gleichgewicht ist gut.« Ich stieß einen zitternden Atemzug aus und beugte mich vor, näher zu ihm. Enger.
    Umarme das Einssein.
    »Hey, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt.« Emilio nahm meine Hand und drückte sie, dann presste er sie an seinen Bauch, direkt über dem Wulst seiner Narbe. Sein Körper war fest unter seinem T-Shirt, Wärme sickerte in meine Hand. »Vertraust du mir?«
    Es war nicht das erste Mal, dass er fragte, aber ich hatte ihm bisher nie richtig darauf geantwortet. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf das Gefühl, seine Hand über meiner zu spüren, verlässlich und stark, und mein Bauch füllte sich mit Schmetterlingen. »Ich vertraue dir, Emilio.«
    Er drückte noch einmal meine Hand, dann beugte er sich vor, und seine Finger krümmten sich um die Handgriffe, während er gleichzeitig die Füße vom Boden nahm. Er fuhr langsam anrollend eine leichte Kurve, steuerte uns die Einfahrt hinunter und hinaus auf die Straße.
    Wir schossen über den Asphalt, gewannen auf dem aufgeheizten schwarzen Straßenbelag rasch an Geschwindigkeit. Der Wind fuhr am Helmrand wie ein Tornado in meine Haare und peitschte gegen meine Sonnenbrille. Anfangs fiel mir das Atmen schwer, aber ich wandte den Kopf nicht zur Seite. Ich sah stur nach vorn, nahm große, gierige Schlucke, ließ jeden einzelnen Moment auf meiner Zunge zergehen.
    Gemeinsam fuhren wir an verlassenen Silberminen vorbei, Felswänden, die bis in den Himmel ragten, Vorsprüngen, die in die Vergessenheit hin abfielen. Die Weizenfelder waren ein goldener Schleier, der Himmel eine unendliche blaue Möglichkeit, alles und nichts zugleich, und meine Beine zitterten von den Vibrationen, während das Motorrad zwischen ihnen grollte und Meile für Meile der Straße fraß, die wir entlangbrausten.
    Emilio schmiegte sich in jede Kurve. Manchmal hingen wir so dicht über dem Boden, dass ich überzeugt war, wir würden verunglücken, überzeugt, wir würden kreiselnd in den Canyon schleudern. Aber ich vertraute ihm, genau wie ich gesagt hatte, und so presste ich mich noch enger an ihn, ahmte seine Haltung und seine Bewegungen nach, folgte den Linien seines Körpers und des Motorrads, als wären wir eins; eine

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