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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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sich, um Maribels Koffer in die Wohnung zu tragen. Hastig kam Maribel ihr zuvor.
    Ein paar Minuten später hockten sie bereits nebeneinander auf dem Sofa im Wohnzimmer. Durch den zerschlissenen Blümchenbezug drückten sich schmerzhaft die Sprungfedern in Maribels Hinterteil. Während sie dankbar den heißen Pfefferminztee entgegennahm, den die Alte ihr reichte, malte sie sich im Geiste in den schrecklichsten Bildern aus, wie es sein würde, die Nacht auf diesem Möbel zu verbringen.
    »Hat er dir die Sache einjebrockt?«
    »Wer? Der Vermieter?«
    Maribel nippte vorsichtig am Tee und verzog das Gesicht. »Eigentlich mag ich keinen Pfefferminztee.«
    »Ich hab mir gleich jedacht, dass der Russe dir kein Glück bringt.«
    »Welcher Russe?« An Boris war nur der Name russisch.
    »Er hat so was Schwermütijes. Das konnte auf die Dauer nicht jut jehen mit euch beiden.«
    Maribel schluckte an einem dicken Kloß in der Kehle. »Ich glaube, ich würde gern schlafen gehen.«
    »Rächen! Ja, das solltest du dich, Kind. Aber der ist längst über alle Berje. Hat er auch dein Auto?«
    »Ich habe keinen Führerschein.«
    Verzweifelt fuhr Maribel sich mit den Händen durch die Haare. Für heute langte es ihr an Ungereimtheiten. »Ich schlafe hier auf dem Sofa. Haben Sie vielleicht eine Decke für mich?«
    »Du brauchst ’ne richtije Matratze, Kind. Ist schon alles fertig.«
    Die alte Dame duldete keinen Widerspruch.
    Bald darauf rollte Maribel sich neben ihr zusammen. In der zweiten Hälfte ihres Ehebettes. Das Bettzeug duftete angenehm frisch nach Lavendel und bescherte Maribel einen angsterfüllten Traum.
    Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, kämpften unter Wasser miteinander. Nein, es sah nur so aus. In Wirklichkeit steckte der Junge irgendwo fest. Verzweifelt zerrte das Mädchen an ihm, doch es spürte, wie sein Körper erschlaffte. Sie wollte nicht aufgeben, kämpfte weiter. Um das Leben ihres Freundes. Um ihre Liebe. Doch ihre Kräfte schwanden mit jedem Herzschlag. Daran konnte auch der dunkle Schatten nichts mehr ändern, der plötzlich neben ihr auftauchte.
    Die Welt wurde schwarz für sie.
    *
    »Sprechen Sie immer im Schlaf?«
    Maribel, die an ein frisches Croissant auf dem Weg zur Arbeit als Frühstück gewohnt war, drehte gerade skeptisch eine knochentrockene Scheibe Weißbrot in der Hand, als sie Frage sie überraschte.
    »Sie haben mich gehört?«
    »Laut und deutlich, als hätten Sie neben mir jelejen.« Frau Schmitz verzog keine Miene. Dafür grinste Maribel über das ganze Gesicht.
    »Und was habe ich gesagt?«
    »Dass Sie dem Pendel nicht foljen wolln.«
    »Was man im Traum alles so redet. Ich kann mich an nichts erinnern.« Mit gerunzelter Stirn tunkte Maribel die trockene Brotscheibe in den Kaffee. Bei ihr wäre sie unter normalen Umständen längst im Müll gelandet. Doch ihr Magen knurrte noch vom Vorabend. Also würgte sie das Brot hinunter.
    *
    Manfred Dohmen, Maribels Vermieter, hatte mit ihrem Besuch gerechnet. »Ich schaffe lieber Tatsachen, als monatelang meine Miete einzuklagen«, rechtfertigte er seine Entscheidung, ein neues Schloss an der Wohnungstür anzubringen.
    »Das sind Gangstermethoden. Damit kommen Sie bei Gericht nicht durch.«
    »Klagen Sie. Das dauert, und ich habe bereits einen Interessenten für die Wohnung.«
    »Wir haben einen gültigen Mietvertrag.«
    »Den Sie gebrochen haben. Sie schulden mir Miete.«
    »Ich schwöre Ihnen, Sie bekommen Ihr Geld. Geben Sie mir etwas Zeit. Sie kennen doch meine Situation.«
    »Mit wem Sie sich einlassen, ist Ihre Angelegenheit. Ebenso wie die Zahlung der Miete.«
    »Und wenn ich Sie sehr bitte?« Maribel bemühte sich, ihrer Stimme einen flehenden Klang zu verleihen, was ihr schwerfiel. Der dickköpfige Stolz, der zu ihren weniger angenehmen Eigenschaften zählte, verbat es ihr, zu Kreuze zu kriechen.
    Manfred Dohmen zögerte, doch im Laufe der Jahre hatte er zu viel erlebt, um sich erweichen zu lassen. Er erhob sich von seinem Bürosessel. Für ihn war das Gespräch beendet.
    »Lassen Sie sich einen Vorschuss geben. Nehmen Sie einen Nebenjob an. Sie sind ein junges Mädchen. Ihnen wird es schon gelingen, das Geld aufzutreiben«, gab er ihr noch mit auf den Weg.
    »Haben Sie nicht einen Job für mich?«
    Er kniff die Augen zusammen. »Sie sind arbeitslos?«
    »Ich kann organisieren, mit Leuten umgehen …«
    »Diese Entwicklung gefällt mir nicht«, sagte Dohmen.
    »Na, glauben Sie, mir?« Doch sofort hielt Maribel sich zurück. Dohmen schien

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