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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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Arm.«
    »Alle haben es so gemacht.«
    »Ihren Grabstein vergraben?«
    »Ja.«
    »Im Grab?«
    »Nee. Da liegen doch die Toten.«
    Seufzend richtete Maribel sich auf. »Jetzt erkläre mir Schwachsinnigen mal genau, was du meinst. Ich versteh nur Bahnhof.«
    »Bahnhof?«
    Maribel stand kurz davor, sich vor Verzweiflung in die Hand zu beißen. Bahnhöfe existierten noch nicht. »Vergiss es. Ich hab das Wort erfunden.«
    »Bahnhof – ein schönes Wort.«
    »Mmh. Also?«
    »Kommst du mit?«
    »Jetzt erklär mir endlich, was es damit auf sich hat.« Maribel konnte ihre Gereiztheit nicht länger verbergen. Das Gespräch drehte sich im Kreis.
    »Ich kann ja mitkommen.« Ihre Köpfe flogen fast gleichzeitig zu Andrej herum, der sich unbemerkt genähert hatte. Weder Ben noch Maribel zeigten sich sonderlich erfreut. Im Gegenteil. Bens Mitteilungsbedürfnis schien wie abgeschnitten.
    Maribel, die ahnte, dass er in Andrejs Gegenwart nicht über sein Problem sprechen würde, nahm seine Hand.
    »Wir reden später weiter. Finde ich dich im Schweinestall?«
    Der Junge nickte finster. Beleidigt wandte er ihnen den Rücken zu und setzte übergangslos zu einem Spurt an, als er aus den Augenwinkeln Jan entdeckte, der gerade mit dem Prügel in der Hand um die Ecke des Stalls bog.
    »Du hast ihn vertrieben.« Ihr vorwurfsvoller Unterton war für Andrej nicht zu überhören.
    »Wir haben Befehl, morgen Richtung Paris zu ziehen«, sagte er. Er wechselte so unvermittelt das Thema, dass sie Mühe hatte, ihm gedanklich zu folgen.
    »Du gehst?«, brachte sie schließlich heraus.
    »Die Alliierten sind entschlossen, Napoleon von seinem Thron zu stürzen. Da dürfen wir Kosaken nicht fehlen.«
    »Wie immer an vorderster Front.« Ihre Stimme klang belegt, als sie den Kopf abwandte.
    »Ja. Wir Kosaken sind wilde Kerle.« Ihre Blicke begegneten sich. Sie lächelten sich an. Ein riesiger Tränenkloß blockierte Maribels Kehle.
    Prüfend sah Andrej sie an. »Du könntest mit mir kommen.«
    Maribel verdrehte die Augen. »Ja, ich weiß, als Übersetzerin.«
    »Als meine Frau«, antwortete er sanft.
    »Du willst mich heiraten?«
    Abwehrend hob er beide Hände. »Nun, nicht direkt.«
    »Ach, so ist das! Vergnügen ja, Verantwortung nein! Du sprichst wie die Kerle aus meiner Zeit.« Ihr Zeigefinger flog zur Stirn, doch sie erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Äh, ich meine, in meiner Zeit. Äh, ich meine, wie ein junger Mann, den ich kannte, als ich noch jung war …« Wieder brach sie hilflos ab. Sie hatte sich endgültig verhaspelt. Die Hitze schoss ihr in den Kopf.
    Sein durchdringender Blick glitt über ihre glühenden Wangen, registrierte ihre Verlegenheit. »Ich glaube, ich kenne dein Geheimnis.«
    Maribel hielt den Atem an. Er wollte sie testen, aufs Glatteis führen. Keine Silbe würde sie sich entlocken lassen.
    »Du weißt bereits, dass ich nicht mit dir nach Paris ziehen werde? Als deine Mätresse?« Sie hatte das Wort irgendwo im Zusammenhang mit dem französischen König gelesen. Es machte ihr Spaß, es jetzt zu verwenden.
    »Du bist nicht wie die anderen.«
    Maribel erschrak, doch sie lachte spöttisch auf. Andrej ließ sich nicht ablenken.
    »Es gibt Leute, die nennen uns Kosaken ›Geier der Schlachtfelder‹. Du scheinst ebenfalls Kosakenblut in deinen Adern zu haben.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich biete dir ein Leben an der Seite eines freien Mannes. Du aber wartest darauf, dass die Frau eines verheirateten Mannes stirbt. Damit du ihn für dich allein haben kannst.«
    Empört holte sie aus, um ihm für diese Bemerkung ins Gesicht zu schlagen. Doch geschickt fing er ihre Hand ab. »Also habe ich ins Schwarze getroffen.«
    »Nichts hast du. Gar nichts hast du.« Tränen schossen ihr in die Augen. »Agnes wird nicht sterben.«
    »Du liebst diesen Trottel Friedrich?«
    »Lass mich endlich in Ruhe.« Es gelang ihr, sich aus seinem Griff zu befreien. Sie wollte davoneilen, doch er setzte ihr nach. Ihm war es egal, dass sie mittlerweile Aufmerksamkeit erregten.
    »Friedrich ist nichts für dich. Mit ihm würdest du dich zu Tode langweilen. Wie die unglückselige Agnes.«
    »Du widerst mich an.«
    »Schenk mir eine einzige Nacht. Um dich selbst davon zu überzeugen, dass Friedrich der Falsche für dich ist.«
    »Ich denke nicht daran.« Sie wollte davonlaufen, doch abermals hielt er sie fest.
    »Eine einzige Nacht, und ich helfe dir, dein Problem zu lösen.« Leise und eindringlich sprach er auf sie ein. Für Bruchteile von Sekunden

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