Verlieb dich - Roman
Kontoauszüge, die sie täglich von ihrer Bank zugeschickt bekam …
Dann stach ihr eine Nachricht ins Auge, die mit einer kleinen roten Flagge versehen war. Es handelte sich um eine Benachrichtigung von ihrer Bank – offenbar hatte jemand Erkundigungen darüber eingezogen, wann und wo sie in letzter Zeit mit ihrer Geldkarte bezahlt hatte. Für zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen wie diese bezahlte Sara ihrer Bank ein kleines Sümmchen extra. Wenn sie – was selten genug vorkam – an
einem Spezialfall arbeitete oder untertauchen musste, wollte sie darüber informiert sein, ob jemand versuchte, sie aufzuspüren. Nicht, dass Morleys Leute irgendwelche Hinweise finden würden. Sie hatte vorsichtshalber einen ordentlichen Batzen Bargeld abgehoben, um auch ja niemanden auf ihre Fährte zu locken.
Trotzdem war sie nervös. Sie kramte ihr neues Prepaid-Handy aus der Tasche und rief sogleich bei ihrer Bank an. Dort hieß es, man wisse lediglich, dass jemand Nachforschungen angestellt habe, aber nicht, wer diese initiiert habe. Sara bedankte sich und legte frustriert auf. Dann rief sie Rafe an und hinterließ ihm eine Nachricht, dass sie ihn sehen musste. Wenn er ihr Rückendeckung geben sollte, dann musste sie ihn laufend über alles informieren.
Als sie am späten Nachmittag in die Frühstückspension zurückkam, unterhielt sich Angel im Wohnzimmer gerade mit einer jungen Frau Anfang zwanzig. Sara wollte nicht stören, deshalb winkte sie nur und schickte sich an, auf ihr Zimmer zu gehen.
»Sara, warten Sie! Ich würde Sie gerne jemandem vorstellen.«
Sara gesellte sich zu den beiden Frauen.
»Sara, das ist Joy. Joy, das ist Sara. Sie ist erst gestern angereist. Joy möchte im Herbst hier ihre Hochzeit feiern! «, berichtete Angel. Sie war sichtlich aufgekratzt, weil ein so freudiges Ereignis in ihrem Haus stattfinden würde.
»Das ist ja großartig. Glückwunsch«, sagte Sara, mehr zu Angel als zu Joy gewandt.
Joy schien es nicht zu bemerken.
»Danke. Ich kann leider nicht hier in der Pension übernachten, weil alle Zimmer wegen des Weinfestivals ausgebucht sind. Aber ich wollte schon mal alles in Augenschein nehmen. Mein Verlobter und ich wollen im engsten Familienkreis heiraten, und dafür suche ich nun eine kleine, gemütliche Pension«, sagte sie verträumt.
Die Frau war wohl eine hoffnungslose Romantikerin. Sara biss sich auf die Wange und beschloss, ihre Meinung zu dem Thema für sich zu behalten. Sie hatte schon vor langer Zeit erkannt, dass nicht jeder so pessimistisch eingestellt war wie sie, wenn es um die Liebe ging. Aber es war eben auch nicht jeder mit einer derart hohen Scheidungsrate und so vielen unglücklichen Ehen in der eigenen Verwandtschaft konfrontiert.
»Wie auch immer. Da Joy während des Festivals hier sein wird, dachte ich mir, ich stelle Sie einander vor, nur für den Fall, dass Sie sich einmal zufällig in der Stadt begegnen«, erklärte Angel.
Sara lächelte. »Ich werde nach Ihnen Ausschau halten, Joy.«
»Ich nach Ihnen ebenfalls«, erwiderte Joy und musterte sie — für Saras Geschmack eine Spur zu eingehend.
»Ach, Sara, ich werde beim Festival an meinem Stand Streuselkuchen und gedeckten Apfelkuchen verkaufen. Haben Sie Lust, mir nach der Besprechung mit Joy beim Backen zu helfen?«, fragte Angel.
Sara nickte, dankbar für die Ablenkung. »Ja, klar, sehr gern.«
»Okay, dann kommen Sie doch in zirka einer halben Stunde in die Küche.«
»Einverstanden.« Sara drehte sich um und ging zur Treppe. Sie freute sich auf ihr gemütliches Zimmer. Ihr Knie schmerzte; eine halbe Stunde Pause kam ihr jetzt gerade recht.
Sara fuhr erschrocken hoch. Sie musste eingenickt sein. Es fühlte sich jedenfalls so an, als wäre weit mehr Zeit als eine halbe Stunde vergangen. Bestimmt wartete Angel schon auf sie. Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte ihr, dass sie eine volle Stunde geschlafen hatte.
Sie eilte in die Küche, wo Angel gerade mit mehreren Schüsseln, Zutaten und einem Mixer hantierte. Bei dem Duft nach frischem Apfelkuchen, der in der Luft lag, breitete sich eine angenehme Wärme in Saras Magengegend aus. Sie fragte sich, ob es genau das war, was ihr entgangen war, weil sie ohne Mutter aufgewachsen war.
Der Gedanke ließ sich nicht mehr abschütteln. Sie schauderte und hatte plötzlich das quälende Gefühl, etwas Grundlegendes verpasst zu haben, von dem sie sich bislang nie eingestanden hatte, dass es ihr fehlte. Dass sie sich danach sehnte.
»Das werden ja
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