Verlieb dich - Roman
seines Bruders?«
Angel schüttelte den Kopf. »Er sagt, er ist auf unserer Seite …« Sara hielt mitten in der Bewegung inne und hob den Kopf. »Das scheint Sie zu überraschen.«
»Nun, ich dachte immer, Rafe wäre in dieser Hinsicht sehr traditionell eingestellt. Er wünscht sich das, was seine Eltern haben: Ehe, Familie, ein Häuschen im Grünen mit einem weißen Lattenzaun davor …« Genau das stand im Moment ja zwischen ihnen.
Angel presste nachdenklich die Lippen zusammen und schwieg eine Weile. Dann atmete sie tief durch. »Okay, ich erzähle Ihnen jetzt mal etwas ganz im Vertrauen. Ich hoffe, Sie halten mich deswegen nicht für eine Klatschbase. Ich sage Ihnen das nur, weil keine Frau eine fünfstündige Autofahrt auf sich nimmt, um einem Mann mal kurz Hallo zu sagen. Sie müssen ziemlich viel für Rafe übrighaben, sonst wären Sie nicht hier.«
Sara biss sich auf die Innenseite der Wange. »Eigentlich hat es berufliche Gründe, dass ich hier bin. Ich brauche seinen … seine Kompetenz als Polizist.« Seinen Schutz, hätte sie beinahe gesagt. Aber sie wollte Rafes Schwägerin nicht unnötig beunruhigen und behielt lieber für sich, dass sie in Gefahr schwebte.
»Ich würde Ihnen glauben, wenn ich nicht wüsste, dass Sie während Rafes Krankenhausaufenthalt die ganze Zeit über nicht von seiner Seite gewichen sind. Das weiß ich von Rafes Mutter. Das heißt, Sie müssen ihn ziemlich gern haben, ob Sie es nun zugeben wollen oder nicht.«
Sara schüttelte lachend den Kopf.
»Was gibt es denn da zu lachen?«
»Sie erinnern mich an mich selber.« Sara hatte ebenso offen mit Lexie gesprochen, als sie Lexie auf ihre Gefühle für Coop angesprochen hatte. Sara bewunderte Angels Ehrlichkeit und beschloss, sich noch ein wenig zu öffnen. »Okay, ich habe Rafe tatsächlich sehr gern«, gab sie zu. Es fühlte sich seltsam an, es laut auszusprechen.
Angel grinste breit. »Auf meinen Instinkt ist Verlass«, sagte sie lachend. »Und jetzt werde ich Ihnen erzählen, wie die Mancuso-Jungs zu ihrer Einstellung zum Thema Ehe und Familie gekommen sind. Vielleicht verstehen Sie Rafe dann etwas besser.«
Sara legte das Nudelholz auf dem Tisch ab und trat etwas näher. »Da bin ich aber gespannt.«
»Als die beiden noch Teenager waren, hatte Rafes Vater eine Affäre.« Angel wischte sich die Hände an einem feuchten Geschirrtuch ab. »Und es war kein One-Night-Stand.«
Sara stieß einen leisen Pfiff aus. »Im Ernst?«, fragte sie erschüttert. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie Rafe als Junge damit umgegangen war.
Ihre Nase juckte, und sie kratzte sich, ohne Angel aus den Augen zu lassen.
»Es ist schon lange her. Rafes Vater hat seine Frau mit einer Kollegin aus dem Büro betrogen. Das war, bevor Mariana anfing, im Familiengeschäft mitzuarbeiten. Joanne war damals bereits erwachsen und stand schon auf eigenen Beinen, aber die Jungs und Carol
waren noch jung, deshalb war Mariana noch zu Hause. Ich glaube, Frank hat sich mit der Zeit in die andere Frau verliebt.«
»Oh, oh.«
Angel nickte zustimmend. »Aber Frank ist ein anständiger Kerl. Das schlechte Gewissen hat ihn schrecklich geplagt, und irgendwann hat er dann mit der Frau Schluss gemacht, um seine Familie zu retten. Er hat Mariana alles gestanden, und sie haben beschlossen, es noch einmal miteinander zu versuchen. Doch die andere Frau fühlte sich ausgebootet und hat die Angelegenheit in der Öffentlichkeit breitgetreten, so dass sogar die Kinder davon erfahren haben. Es war ziemlich unschön.«
»Und trotzdem haben die beiden wieder zusammengefunden und es geschafft, ihre Ehe zu retten«, stellte Sara fest und dachte daran, wie liebevoll das Paar am Vorabend miteinander umgegangen war.
Angel nickte. »Die ganze Sache hat ihre Beziehung stärker als je zuvor gemacht. Aber sie hat auch Narben hinterlassen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Nick total besessen ist von dem Drang, mich ständig in seiner Nähe zu wissen, damit er mich sehen und kontrollieren kann. In seinen Augen öffnet es derartigen Eheproblemen Tür und Tor, wenn ich außer Haus arbeite und Kontakt zu Fremden habe.«
Sara schwieg und ließ sich Angels Worte durch den Kopf gehen.
»Vielleicht geht es ja gar nicht ums Fremdgehen. Vielleicht hat er einfach Angst, Sie zu verlieren, Punktum.
Ein Bed & Breakfast zu führen erfordert sehr viel Einsatz – ähnlich wie meine Arbeit. Nicht jeder hat für so etwas Verständnis. Wenn das jemand weiß, dann ich. Alle in meiner
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