Verlieb dich - Roman
Mini-Apple-Pies«, staunte Sara, als sie eine ganze Reihe winziger Kuchenförmchen auf dem Tisch erblickte.
Sie zwang sich schon den ganzen Tag, nicht daran zu denken, dass jemand versucht hatte, ihre Kontobewegungen nachzuverfolgen, indem sie sich voll auf die
Gegenwart konzentrierte. Genau das tat sie auch jetzt. Es beruhigte sie, wenn sie sich mit ganz einfachen, alltäglichen Dingen beschäftigte. Smalltalk. Kuchenbacken.
Angel, die gerade Teig knetete, hob den Kopf. Ihre Hände waren voller Mehl. »Ganz recht, die kann ich auf dem Festival dann einzeln verkaufen. Ich mache gerade den Mürbteig für das Teiggitter, das obendrauf kommt. Schnappen Sie sich schon mal das Nudelholz; ich bin gleich fertig.«
Sara sank neben Angel auf einen Hocker und ließ den Blick über den mit Backutensilien überhäuften Tisch gleiten. »Ich habe schon seit Jahren keinen Kuchen mehr gebacken.«
Nicht mehr, seit sie die kleine Köchin für ihren Vater gegeben hatte. Ihre Spezialität waren Geburtstagstorten gewesen. Doch nun, da sie allein lebte, machte sie häufig Überstunden, und an ihren freien Tagen begab sie sich auf Shopping-Tour oder bummelte einfach so durch die Stadt, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, ihre alte Leidenschaft, das Backen, sozusagen hobbymäßig zu betreiben, um sich auf diese Weise zu entspannen.
Eine halbe Stunde später war die Faszination wieder da. Und auch ihre Gesellschaft entpuppte sich als interessant. Rafes Schwägerin hatte ein fast ebenso starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit wie Sara. Und sie hatte Humor.
»Wie war das Abendessen gestern?«, erkundigte sich Angel.
Sara hob den Blick. »Das Hühnchen war köstlich. Aber das meinen Sie vermutlich nicht, oder?«
Angel schüttelte schuldbewusst lächelnd den Kopf. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie nicht gewarnt habe. Ich dachte mir schon, dass Sie dort ungern uneingeladen auftauchen, aber ich kenne meine Schwiegereltern; sie lieben Gäste.«
Sara nickte. »Sie haben mich mit offenen Armen aufgenommen. Aber eine kleine Warnung vorab hätte ich trotzdem ganz gut gebrauchen können.«
»Beim nächsten Mal dann«, antwortete Angel mit einem unbekümmerten Schulterzucken. Sie schien kein allzu schlechtes Gewissen zu haben, dass sie Sara zu den Mancusos geschickt hatte.
»Ich habe Mr. und Mrs. Mancuso bereits kennengelernt, als sie Rafe im Krankenhaus besucht haben«, meinte Sara. »Ich mag sie.«
Angel zeigte auf das Mehl und bedeutete Sara, die Arbeitsfläche damit zu bestäuben, damit der Teig nicht kleben blieb.
Sara kam der Aufforderung sogleich nach.
»Meine Schwiegereltern sind herzensgute Menschen. Ich wünschte nur, sie würden endlich ihre Versuche einstellen, zwischen mir und Nick zu vermitteln, damit wir uns versöhnen. Es ist nicht so einfach, wie sie annehmen.«
Zwischen den Anweisungen für die Apfeltörtchen erzählte Angel ihrem Gast von der Fehlgeburt, die der Grund war, dass ihre Ehe auseinandergegangen war. Angel sagte, danach habe sie ihre ganze Energie in den
Aufbau der Frühstückspension gesteckt, um sich abzulenken und sich neue Zukunftsperspektiven zu erschließen. Nick dagegen hatte ständig über das reden wollen, was geschehen war und was es für sie beide bedeutete. Aber in Angels Augen änderte es nichts an der Tatsache, dass sie nie Mutter werden würde, wenn sie ständig über das Schrecklichste sprach, das ihr je im Leben zugestoßen war. Sie hatte die Wahl, es entweder noch einmal zu versuchen und damit eine neuerliche Fehlgeburt zu riskieren oder ein Kind zu adoptieren. Und weil sie diese Enttäuschung kein zweites Mal erleben wollte, hatte sie sich stattdessen eine neue Aufgabe gesucht.
Sie brauchte die Herausforderung, die die Frühstückspension für sie darstellte. Das Beste daran war für Angel, dass sie nun keine Zeit mehr hatte, über ihren Verlust und über die Tatsache, dass sie keine Kinder bekommen konnte, nachzudenken.
Nick hingegen wollte, dass wieder alles so wurde wie früher.
Doch Angel konnte nicht mehr in ihr altes Leben zurückkehren.
Für Sara hörte sich das alles vollkommen nachvollziehbar an.
»Aber Rafe scheint zu verstehen, warum ich das hier brauche«, sagte Angel mit einer weit ausholenden Geste, und Sara wusste, dass sie damit nicht nur die kleine Küche meinte, sondern das ganze Haus und das, was sie daraus gemacht hatte. »Ich wünschte, Nick würde es auch begreifen.«
Sara hob eine Augenbraue. »Rafe ist nicht auf der Seite
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