Verlieb dich - Roman
vorhin schon abgelenkt gefühlt hatte, so trieb es ihn nun schier in den Wahnsinn, sie in seiner Küche beim Kuchenbacken zu beobachten. Sie schien sich wie zu Hause zu fühlen und summte vor sich hin, als hätte sie bei ihm bereits unzählige Kuchen gebacken.
»Ich weiß ja, dass du Angel mit dem Apfelkuchen geholfen hast, aber mir war nicht klar, dass du so was auch allein tust.«
Der Schalk blitzte in ihren Augen auf.
»Da gibt es noch so einiges, das du nicht weißt. Mein Vater war kein besonders guter Koch, deshalb habe ich diese Aufgabe übernommen. Und da er selten daran gedacht hat, mir oder sich selbst einen Geburtstagskuchen zu kaufen, habe ich irgendwann angefangen, sie selber zu backen. Das wurde dann zu einer Art Tradition. Leider kann ich in diesem Fall nicht mit einer Glasur aufwarten.«
Inzwischen war der Kuchen bereits im Backofen und sie stand mit gerunzelter Stirn davor, die Hände in die Hüften gestemmt. »Außer wir machen nachher noch einen Abstecher in den Supermarkt und besorgen schnell eine Packung.«
Er schüttelte lachend den Kopf. »Kein Problem.«
»Gut. Danke.« Sara drehte sich um und begann, die
Küche aufzuräumen, um sich etwas von Rafes ständiger Gegenwart abzulenken.
Das Kuchenbacken war richtiggehend inspirierend gewesen, und eine gute Beschäftigungstherapie – viel besser als das Buch, auf das sie sich vorhin stundenlang erfolglos zu konzentrieren versucht hatte. Immer wieder war ihr aufgefallen, dass sie sich an überhaupt nichts erinnern konnte und zurückblättern musste. Und das nur, weil sich Rafe im selben Raum befand wie sie. Er war ständig rastlos hin und her getigert, hatte abwechselnd so getan, als würde er die Zeitung lesen und sie angestarrt, wenn er dachte, dass sie es nicht bemerkte.
Seit ihrem Gespräch am Morgen hatte sich seine Stimmung merklich gebessert. Sein Ärger war verflogen. Er wirkte nachdenklich, und es hatte den Anschein, als würde er sich bemühen, sie besser zu verstehen.
Dabei verstand sie sich doch nicht einmal selbst. Wie sollte er dann schlau aus ihr werden?
Sie wusch flüchtig die Küchenutensilien ab, die sie zum Backen verwendet hatte, und räumte anschließend alles in den Geschirrspüler. Zum Schluss wischte sie noch die Anrichte ab. Der Kuchen musste noch eine halbe Stunde im Rohr bleiben. Sie stellte die Küchenuhr, damit sie ihn nicht vergaß.
So. Fertig. Mit einem zufriedenen Seufzer drehte sie sich um und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass Rafe hinter ihr stand.
Ganz nahe.
Der Blick seiner dunklen Augen war eindringlich. Sein Ausdruck verriet nichts.
»Ist irgendetwas?«, fragte sie ihn.
»Allerdings. Ich finde es zum Aus-der-Haut-Fahren, dass wir uns unter demselben Dach befinden – im selben Raum sogar – und so tun, als würden wir einander gar nicht bemerken. Dabei verzehren wir uns förmlich nacheinander.«
»Oh.« Ihr Mund war plötzlich wie ausgedörrt.
»Ganz recht. Oh.«
»Du warst doch derjenige, der sich zurückgezogen hat«, erinnerte sie ihn.
Er bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Von wegen! Du hast mit deinem verdammten Trinkspruch die Bremse gezogen.«
Sara wollte etwas entgegnen, aber ihr fiel beim besten Willen kein Gegenargument ein. Er hatte Recht. Aber er wollte mehr von ihr, als sie ihm geben konnte.
»Ich möchte dir einen Vorschlag machen.« Er fuhr ihr mit der Hand über den Nasenrücken. »Du hast mal wieder Mehl im Gesicht«, erklärte er und streckte zum Beweis den Finger in die Höhe.
Sie schauderte unter seiner Berührung; ihre Brüste wurden schwer und ihre Brustwarzen steif. »Wie lautet dein Vorschlag?«, würgte sie hervor.
»Was hältst du davon, wenn wir einfach nicht mehr darüber reden? Diese Diskussionen bringen nur alles aus dem Gleichgewicht.«
Hmm. Sie war verblüfft. Sex ohne lange Diskussionen. Ohne Verpflichtungen. So hatte es zwischen ihnen
angefangen, und sie hatte es unglaublich genossen. Doch sie hatte einen mehr als faustgroßen Kloß im Magen, seit sie die Worte »Auf unsere Freundschaft mit gewissen Extras« ausgesprochen hatte. Jetzt hatte er sich anscheinend mit ihrer Forderung einverstanden erklärt. Und sie wollte am liebsten in Tränen ausbrechen.
Dann küsste er sie, und sie wollte nur noch ihn.
Er küsste sie, in der Küche, und sie hätte nicht das Geringste dagegen gehabt, gleich an Ort und Stelle weiterzumachen. Sie schlang ihm die Arme um den Hals, zog ihn an sich und öffnete den Mund. Er ließ die Zunge tief in ihren Mund
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