Verliebe dich nie in einen Rockstar
genug.
»Gut, lassen wir das Thema.« Ich band mir das schwarze Tuch um den Kopf.
»Warum verkleidest du dich?«
Serena deutet auf die Sonnenbrille, das Tuch und auf eine schwarze Jacke, die eigentlich Ian gehörte, ich mir aber für heute ausgeliehen hatte. Ich sah fast aus wie ein Typ. Hm, vielleicht könnte ich Alex dazu bringen, mich in der Öffentlichkeit zu küssen, sodass Gerüchte über seine sexuelle Ausrichtung die Runde machen würden? Er hätte es auf jeden Fall verdient.
Ich wollte nicht, dass jemand – mein Großvater – sah, dass da etwas zwischen mir und Alex war.
Als ich ihn das eine Mal mit nach Hause genommen hatte, hatte ich darauf geachtet, dass er mir in genügend Abstand folgte.
»Ich habe eine Wette mit Violet verloren«, log ich und hoffte, dass Serena unsere Freundin nicht danach fragen würde. »Ich muss heute so mit dem Bus fahren.«
»Aha. Na gut, Serena muss jetzt nach Hause.« Zum Abschied drückte sie mich noch einmal fest. »Wir sehen uns morgen.«
Jetzt, da Serena endlich abgehauen war, hoffte ich, dass niemand mich erkennen und erfahren würde, dass Zoey mit Alex einen Nachmittag verbringen würde.
»Zoey!« Sofort zuckte ich zusammen. Es war nicht Alex‘ Stimme oder die von Nell oder Violet. Ich drehte mich um, nahm die Sonnenbrille ab und setzte ein falsches Lächeln auf. »Hallo«, sagte ich zu meinem Großvater. »Was gibt es denn?«
Okay, er gehört zur Familie. Meine Verkleidung war viel zu gut, als dass mich jemand anderes erkennen würde.
Er musterte mich kurz mit einem erstaunten Blick, bevor er anfing, mir ein unglaubliches Angebot zu machen: »Bist du noch daran interessiert, Schulsprecherin zu werden?«, fragte er.
Mir blieb die Luft weg. Letztes Jahr hatte ich meinen Großvater auf Knie angebettelt, Schulsprecherin werden zu dürfen, obwohl sich nur Schüler aus der zwölften und der dreizehnten Klasse für dieses Amt bewerben durften.
»Oh ja!«, schrie ich. »Ich würde wirklich –«
Plötzlich vernahm ich ein lautes Räuspern in der Nähe. Als ich nicht darauf reagierte, verwandelte es sich in einen vorgetäuschten Hustenanfall.
»Alex«, bemerkte ich.
Ich neigte den Kopf zur Seite und erspähte Alex, der lässig am Eingang lehnte und auf mich wartete. Er war heute nicht zur Schule gekommen, aber ich hatte geahnt, dass er mich trotzdem abholen würde. Und jetzt war er hier. Schnell sah ich weg, aber mein Gehirn hatte natürlich registriert, dass er absolut heiß aussah.
»Ich ... äh, überlege es mir noch«, sagte ich. Mein Blick wanderte wieder zu Alex. »Ich muss los. Nachhilfe.«
Meinem Großvater war nicht entgangen, dass ich immer und immer wieder zu Alex geschaut hatte.
»Alexander Seidl«, sagte mein Großvater gedehnt. Zum ersten Mal sprach jemand in meiner Nähe Alex‘ ganzen Namen aus. Er beugte sich zu mir herunter und flüsterte: »Es wäre besser, wenn du dich nicht mit diesem Gesindel abgibst.«
Es ist zu spät wollte ich schon fast sagen. Ich küsste das Gesindel die ganze Zeit und hatte ganz unfeine Gedanken über ihn. Zum Glück wurde man heutzutage nicht mehr geköpft, nur weil man sich mit jemandem aus der untersten Schicht einließ ... Warte mal, ich hatte doch noch ... äh, ich hatte nichts mit Alex!
»Ich bin doch nur nett zu ihm«, sagte ich mit falscher, süßer Stimme. Unglaublicherweise hatte ich keine Schuldgefühle, als ich meinen Großvater anlog. »Auch die unterbelichteten Schüler sollten die Möglichkeit haben, Nachhilfe zu bekommen.« Das entsprach der Wahrheit.
Mein Großvater nickte.
Während ich auf Alex zumarschierte, kreisten altbekannte Gedanken in meinem Kopf: Ich köpfe Alex mit einer Axt, aber erst, nachdem ich ihn geküsst habe und dann häkle ich einen Schal aus seinen Gedärmen, aber erst, nachdem unsere Lippen sich erneut berührt hatten ...Irgendetwas stimmte nicht mit mir. Und ich meinte nicht die Mordgedanken. Die hatte ich ja immer.
»Oh Kali, küsse ich so schlecht, dass du zu einer Klischee-Lesbe geworden bist?« Er griff nach meiner Jacke. »Oder hast du in Erfahrung gebracht, dass ich nur auf ziemlich feminine Frauen und auf dich stehe?«
Als er den letzten Satz aussprach, setzte mein Herz einen Moment aus. Alex stand auf mich?
Das sagt er, um dich zu verführen , meldete sich mein Verstand.
»Das weiß ich«, rügte ich mich selbst an. »Ich habe mich nur wegen dir so verkleidet. Ich will nicht, dass jemand sieht, dass ich mit dir etwas unternehme.«
»Oh ja, das Blitzlicht
Weitere Kostenlose Bücher