Verliebe dich nie in einen Rockstar
der Paparazzi ist echt hell.« Er löste sich von der Wand und ging von der Schule weg. Ich folgte ihm brav, die Sonnenbrille im Gesicht, und hoffte, dass niemand mich sehen würde. Glücklicherweise war der Schulhof wie leergefegt.
Alex führte mich zum Schülerparkplatz. »So, Kali, ich fahre mit –«
Ich konnte mir einen Lachanfall einfach nicht verkneifen. Als ich mich wieder einkriegte, standen mir Lachtränen in den Augen.
Alex knurrte. »Was ist denn los?« In seiner Stimme schwang Kränkung mit. »Sag jetzt nicht, es ist wegen dem.«
Vor mir stand ein kleiner, schwarzer Roller, auf dem gerade so zwei Leute Platz nehmen konnten. Ich hatte den Leichenwagen, den Alex Band als Tourbus missbrauchte, oder ein Motorrad erwartet, möglicherweise auch ein ganz normales Auto, aber sicher keinen Roller, wie Nell einen fuhr. Am Schlüssel baumelte als Krönung der Lächerlichkeit eine schwarze Stofffledermaus.
»Ach, ist der süß!«, kicherte ich und tätschelte den Roller. »Bist du bei den Hells Angels ?«
Alex schnaubte. »Ich kann mir nicht mehr leisten«, sagte er. »Und was fährst du, Kali? Ach warte, ich habe vergessen, dass dich die Männer in Weiß immer in deiner hübschen, weißen Zwangsjacke mit dem weißen Auto, das Tatü-Tata macht, herumkutschieren.«
»Der Spruch war gut«, lobte ich ihn.
Seine Augen funkelten wie am Samstag, nachdem er mich geküsst hatte. Wie ich es erwartet hatte, verspürte ich immer noch das dringende Bedürfnis, meine Lippen auf seinen Mund zu pressen, und vielleicht mal ... ein wenig ... Alex hatte sicher einen ganz beneidenswerten Körper ...
Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu verdrängen.
Ganz ruhig , dachte ich. Meine Hormone werden sich schon wieder einkriegen und dann kann ich Alex ansehen, ohne den Drang zu spüren, ihn zu berühren.
Plötzlich stülpte mir Alex einen schwarzen Helm über den Kopf.
»Dein Kopf ist wichtiger als meiner«, erklärte er. »Außerdem bin ich mir sicher, dass du, wenn du demnächst stirbst, als Geist zurückkommst und mich terrorisierst. Ich habe keine Lust darauf, dass du deinen Kopf immer durch die Mauer steckst, wenn ich dusche.«
»Das würdest du bei mir doch auch tun.«
Alex stieg auf den süßen kleinen Roller. Ich schlang meine Arme um seinen ganz passablen Körper, schmiegte meinen Kopf an seinen Rücken und atmete die ganze Fahrt lang seinen Geruch, der sich in den Helm eingebrannt hatte, ein. Sein Helm war wie eine Bong, die man aufsetzen konnte. Nicht, dass ich schon einmal Bong geraucht hatte. Ich war schließlich auch aufgeklärt, ohne jemals Sex gehabt zu haben.
»Was hast du jetzt eigentlich mit mir vor?«, schrie ich so laut, dass Alex es trotz des brummenden Motors hören würde.
Ich hörte, wie er leise lachte. »Heute, Kali, zeige ich dir, dass du ein ungeahntes Talent hast.«
18. KAPITEL
VERFALLSDATUM ÜBERSCHRITTEN
Ungeahntes Talent?
Was sollte ich denn schon für ein Talent haben? Meine Freundinnen meinten, dass ich die Gabe hatte, mich in allen erdenklichen Situation zu blamieren. Natürlich war nicht jeder in der Lage, Sarkasmus und Ironie als Waffe zu benutzen, wie ich es tat, aber das hatte Alex bestimmt nicht gemeint. Bezog er sich vielleicht auf meine Fähigkeit, ihm körperlich zu widerstehen?
Als der Roller stehen blieb, hatte ich keine Lust, Alex loszulassen. Zwar konnte er nicht mit fast hundert Stundenkilometern durch die Straßen sausen wie ein gewisser großer Bruder und dadurch meine Knochen in Pudding verwandeln – das schaffte er nur mit seinen Küssen –, aber irgendwie war sein Rücken bequem, weich und warm. So bequem, dass ich nicht absteigen wollte. Ich stieß ein zufriedenes Seufzen aus – bis ich die Situation realisierte und so schnell es ging vom Roller steigen wollte, wobei ich seitlich hinunterfiel. Zum Glück dämpfte die Jacke meinen Sturz.
»Ach Kali.« Ich hörte ein schadenfrohes Kichern in Alex‘ Stimme. »Für eine Göttin bist du ziemlich tollpatschig.«
»Haha.« Ich stand auf und schüttelte die Kieselsteine von Ians Jacke. Falls er mich auf das Loch im Ärmel ansprechen würde, würde ich sagen, dass es schon vorher dagewesen war – Vintage Style eben. Er suchte seine Klamotten ohnehin nicht nach einem Style aus. »Und für einen Rockstar fährst du einen lächerlichen Roller.«
Der Ausdruck in Alex Gesicht bedeutete Satz und Sieg für mich. Ich blickte mich um. Wir waren kaum zwanzig Minuten mit dem Roller gefahren, aber ich hatte keinerlei
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