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Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)

Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)

Titel: Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurenka Jurk
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besuchen. Vreni war eine ungewöhnliche Frau. Sie wirkte weit jünger als 66 und verbrachte viel Zeit in den Schweizer Alpen beim Klettern oder half im Jugendzentrum aus. Sie war Fabians Beraterin für alle Lebenslagen. „Na ja, ein bisschen hat es schon mit Haaren zu tun“, gestand Fabian, der wusste, dass seine Grosi sowieso nicht locker lassen würde.
    „Wie haarig?“, hakte Vreni sofort nach und wippte dabei auf ihren Füßen.
    „Eine haarige Angelegenheit eben“, ließ er sie zappeln.
    „Du meinst, so richtig, mit Bart und so?“
    Bei dieser Vorstellung musste Fabian schallend lachen. „Nein, Grosi!“, brachte er hervor. „Eher wilde, lange Locken. Sie war bei mir zum Haareschneiden.“ Nachdem Fabian sich beruhigt hatte, ergänzte er: „Du weißt doch, dass das mit dem Schwul-Sein nur Theater ist.“
    „Ach, bei euch jungen Leuten heutzutage kann man sich nie sicher sein“, winkte sie ab und bohrte gleich darauf ihren Finger in Fabians Schulter. „Weiß denn die Frau auch, dass du nur Theater spielst?“
    Schlagartig wurde Fabian ernst. „Natürlich nicht!“
    „Du kommst seit Jahren zum ersten Mal wegen einer Frau zu spät und willst mir erzählen, dass du sie nicht aufgeklärt hast?“ Vreni baute sich vor ihm auf. „Dass du lügst, ist schlimm genug, aber dass du deine Herzensdame anlügst, ist unverzeihlich!“
    „Was heißt hier Herzensdame?“ Fabian spürte, wie er sich versteifte. „Sie ist nur eine Freundin!“
    „So än Chabis!“, wetterte Vreni so energisch, dass ihr die rote Strähne in die Stirn fiel. „Du brauchst Liebe in deinem Leben, sonst hat es keinen Sinn!“
    „Du weißt genau, dass ich das für meinen Traum vom eigenen Salon mache“, regte sich nun auch Fabian auf.
    „Sag ich ja! Ohne Liebe ist dein Traum nichts wert!“ Vreni funkelte ihn herausfordernd an und dampfte dann in die Küche ab. Einige Augenblicke später folgte er ihr.
    „Lass uns nicht streiten!“, entschied Vreni versöhnlich. „Ich weiß, wie wichtig dir der eigene Salon ist. Trotzdem muss ich nochmals sagen: Ich halte deine Lügerei nicht für den richtigen Weg. Erst recht nicht, wenn die Gefühle zweier Menschen im Spiel sind!“ Vreni schaute Fabian durchdringend an.
    Fabian hatte es Vreni schon tausendmal erklärt, dass er vorgeben musste, schwul zu sein, um diesen Job machen zu können. Aber dieses Mal wusste er, dass sie recht hatte. Zumindest, was die Gefühle von Helen anging. Gerade jetzt wollte er allerdings kein Risiko mehr eingehen, indem er Helen die Wahrheit sagte. Zumal sie nicht eben eine Heldin im Lügen zu sein schien. Wie könnte er darauf zählen, dass sie dicht hielt? Er musste nur noch knapp drei Monate durchhalten, um seinen Traum wahr werden zu lassen. Die beste Lösung wäre, sich ganz von Helen fernzuhalten. Fabian spürte, wie sich sein Körper gegen diese Erkenntnis sträubte.
     

 
    5
     
     
     
     
     
    Fabian klingelte bereits zum dritten Mal. Langsam wich seine Anspannung. Helen war anscheinend nicht wie verabredet zu Hause. In seine Enttäuschung mischte sich ein Gefühl der Erleichterung. Vielleicht war es besser so. Sie hätten sich gestern im angetrunkenen Zustand nicht verabreden sollen.
    „Hallo?“, eine krächzende Stimme meldete sich plötzlich aus der Gegensprechanlage.
    „Ja, hallo“, stotterte Fabian überrumpelt. „Hier ist Fabian, ich wollte zu Helen. Ist sie da?“
    Er hörte ein Räuspern und erkannte Helens Stimme. „Hallo Fabian.“ Es folgte eine Pause und Fabian glaubte schon, dass sie wieder eingehängt hatte. „Oh Gott! Wie spät ist es?“, gellte ihre Stimme plötzlich aus dem Lautsprecher. Fabian zuckte zurück und fiel dabei fast die Treppenstufen hinunter.
    „Kurz nach halb drei“, antwortete er in respektvollem Abstand zu der Anlage.
    „Oh je!“, rief Helen atemlos. „Ich meine ... komm rauf.“ Fabian hörte ein Klicken in der Verbindung und versuchte vergebens, die Tür aufzudrücken. Verwundert schaute er die Hauswand hinauf, als ob er so herausfinden könnte, was mit Helen los war. Gerade, als er ein zweites Mal klingeln wollte, erschien Helens Stimme erneut. „Entschuldige! Ich habe vergessen ... einen Moment ...“ Es folgte wieder ein Klicken, die Eingangstür summte und schwang unter Fabians Druck auf.
    Nachdem Fabian die sechs Stockwerke hinaufgeklettert war, spürte er sein Herz heftig schlagen. Direkt unter dem Dach des alten Hauses stand die Wohnungstür einen Spalt offen. Fabian klopfte an und schob die Tür

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