Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
sich in die Arbeit gestürzt hat, um Zeit zum Nachdenken zu haben.“ Er schaute Vreni erwartungsvoll an.
Die betrachtete ihn durch schmale Augen und schien ebenfalls zu überlegen. „Möglich“, sagte sie endlich, nachdem sie an ihrem Kaffee genippt hatte. „Gerade dann solltest du es ihr sagen!“
„Ich weiß“, unterbrach Fabian sie. „Bei der nächsten Gelegenheit mach ich's. Bis dahin werde ich ihr zeigen, dass ich Geduld habe und für sie da sein werde.“ Entschlossen stellte er seine Kaffeetasse mit einem lauten Klonk auf den Tisch.
9
Das war mit Abstand die anstrengendste Zeit, die sie je durchgemacht hatte, wurde Helen klar. Sie drehte den Duschkopf auf den Massagestrahl und spürte, wie das warme Wasser ihre verspannte Nackenmuskulatur lockerte. Sie hatte bis zwei Uhr mittags geschlafen, um sich von den Strapazen zu erholen. Dennoch fühlte sie sich groggy.
Keine Nacht in den letzten zwei Wochen hatte sie mehr als fünf Stunden Schlaf gefunden. Dafür war das Bühnenbild für ihr Kleinprojekt noch ganz annehmbar geworden. Zum Glück hatte sie gut vorgearbeitet und die Premiere gestern hatte durchaus positive Resonanz bekommen. Somit war dieses Kapitel zumindest abgeschlossen. Sorge bereitete ihr hingegen das Projekt im Schauspielhaus. Mit Schrecken hatte sie zu Anfang entdeckt, wie wenig vorgeplant gewesen und was alles unerledigt geblieben war. Deshalb hatte sie sich die erste Zeit nur mit der Arbeitsvorbereitung beschäftigt. Danach konnte sie endlich Aufgaben an die einzige Hilfskraft, die ihr zur Seite gestellt worden war, abgeben. Das Bühnenbild musste nächste Woche fertig werden und es gab nach wie vor eine Menge zu tun. Aber daran wollte sie momentan nicht denken. Für heute hatte sie einen freien Tag für sich herausgeschunden. Yvonne hatte beständig auf sie eingeredet, dass sie wenigstens einmal ausschlafen müsste.
Ihr wurde richtig warm ums Herz, als sie an ihre Freundin und Mitbewohnerin dachte. Oft hatte die ihr nachts um zwei, wenn sie total erledigt nach Hause kam, noch eine Suppe aufgewärmt. Damit sie nicht völlig vom Stängel fiele, sagte sie immer. Oder sie hatte ihr Schokoriegel und belegte Brötchen in die Tasche gelegt, weil sie ahnte, dass Helen zu müde war, um sich auf der Arbeit Essen zu organisieren. Ohne Yvonne hätte sie diese Zeit sicherlich nicht überstanden. Und ohne diese wunderbare SMS von Fabian auch nicht.
Helen griff nach der Haarspülung, die sie von Fabian bekommen hatte, und knetete sie in ihre Locken. Bei dem Gedanken an ihr ersten Treffen mit Fabian und seinen Fingerspitzen auf ihrer Kopfhaut begann es, sofort in ihrer Magengegend zu kribbeln. Endlich konnte sie ihn wiedersehen. Es musste heute sein. Wer wusste schon, wie eingespannt sie noch die nächste Zeit sein würde? Sollte sie ihm Bescheid geben? Helen wiederholte im Kopf die SMS von ihm: Liebe Helen, nimm dir alle Zeit, die du brauchst. Ich freue mich sehr auf unser Wiedersehen! Sehnlichst, Fabian. Er hatte sehnlichst geschrieben. Helen jubelte innerlich. Sogar Yvonne hatte sich mit ihr gefreut, obwohl Helen gespürt hatte, dass sie noch immer skeptisch war. Und natürlich hätte das auch ein schwuler guter Freund schreiben können. Aber das wollte Helen einfach nicht glauben.
Fabian war vermutlich momentan auf der Arbeit. Wenn sie jetzt im Friseursalon anrief, konnte er womöglich gar nicht ans Telefon kommen und eine SMS blieb eventuell bis zum Abend unbeantwortet. Sie entschied sich, ihn zu überraschen. So konnte sie auch besser seine Reaktion genießen, wenn sie plötzlich vor ihm stand. Vielleicht würden sie heute Abend auch noch gemeinsam ausgehen, kam ihr die Idee. Bis sie im Salon war, wäre es bereits sechs Uhr. Da konnte sie dann warten, bis Fabian Feierabend machte. Helen fühlte, wie sie von einem Ohr bis zum anderen grinste. Etwas zittrig griff sie nach dem Duschkopf, spülte ihr Haar aus und stieg aus der Wanne.
„Elisa, schön dich wiederzusehen!“ Fabian begrüßte seine ehemalige Schulkameradin im Foyer und gab ihr ein Küsschen rechts und links auf die Wange.
„Mensch, ist das wundervoll, meinen richtigen Namen zu hören. Daran merke ich immer, dass ich wieder zu Hause bin. Die meisten nennen mich sonst nur Liz. Das ist so praktisch knapp und lässt sich leicht über den ganzen Drehort brüllen.“ Elisa lachte Fabian an. „Du siehst gut aus!“ Sie wich einen Schritt zurück und musterte ihn anerkennend. „Machst wohl mehr
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