Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
betrachtest?“, fasste Yvonne zusammen. „Dann ist die Sache zwar anders, als zuerst vermutet, dafür nicht weniger eindeutig“, schlussfolgerte sie.
Helen versuchte, wie ein lebendiges Fragezeichen auszusehen. Denn sie konnte keineswegs Yvonnes Gedanken folgen.
„Na, du hast ihn damit geradewegs zu einem kleinen Abenteuer eingeladen.“
„Was?“, ächzte Helen. „Du spinnst! Das würde ich niemals tun!“
„Hast du aber. Indirekt eben“, erklärte Yvonne selbstsicher. „Als du sagtest, du willst keine Beziehung, sondern Karriere, hast du Sex schließlich nicht ausgeschlossen. Und wer ist dafür besser geeignet, als der gute Freund?“ Sie spekulierte weiter. „Fabian hat daraufhin seine Chance gesehen. Nun konnte er unverbindlich ausprobieren, ob ihm eine Frau gefällt. Womit wir zu meiner letzten Frage kommen. Wie hat er denn auf den Kuss reagiert?“
Helen war fassungslos. „Du hast wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank!“ Yvonne setzte schon wieder an, etwas zu sagen. Helen unterbrach sie. „Schon gut, ich erzähle es.“ Sie wusste, dass Yvonne ihr keine Ruhe lassen würde. Aber es kam ihr vor, als ob sie ein Geheimnis verraten würde, das dadurch seinen Zauber verlor. „Ich sagte bereits, dass er mich geküsst hat. Erst vorsichtig und dann mit Leidenschaft“, antwortete sie kühl.
„Das könnte gespielt gewesen sein!“, behauptete Yvonne.
Helen seufzte. „Vielleicht. Aber ganz sicher nicht das, was ich zwischen seinen Beinen gefühlt habe.“
Yvonne blähte ihre Backen auf. „Wow, du bist ja rangegangen!“ Sie schob ihre Unterlippe vor und warf Helen einen anerkennenden Blick zu. „Hätte ich nicht von dir gedacht.“
Helen spürte, wie sie knallrot anlief. Sie wusste nicht, ob vor Scham oder vor Wut. „Wir hatten uns umarmt und ich habe es an meinem Bein gespürt!“, donnerte sie los.
Yvonne ließ sich nicht abschrecken und grübelte laut weiter. „Aber das kann manchmal täuschen. Manche Männer sind so gebaut, dass …“
„Jetzt reicht's!“, unterbrach Helen sie schroff und stand vom Bett auf. „Ich will nichts hören von anderen Männern. Du machst mir alles kaputt!“ Endlich schien Yvonne aus ihrem Wahn aufzuwachen und sah ehrlich betroffen zu ihr. Helen wetterte weiter. „In deiner jetzigen Situation würdest du wahrscheinlich auch an dem besten Mann zweifeln. Behalt deine Ratschläge und Theorien lieber für dich!“ Sie machte Anstalten, aus dem Zimmer zu rennen, hielt aber an der Tür noch kurz inne. „Lös erst mal deine eigenen Probleme, bevor du glaubst, anderen helfen zu können!“ Dann stürmte sie hinaus.
Helen knetete gedankenverloren eines ihrer Kissen und schaute den Regentropfen zu, die auf dem Dachfenster landeten. In ihrem Zimmer lief in voller Lautstärke das neueste Album von Reamonn. Aber auch das lenkte sie nicht von dem Streit mit ihrer Mitbewohnerin ab. Sie wusste, dass Yvonne es nicht böse gemeint hatte, trotzdem war sie sauer. Sie hatte selbst tatsächlich keine Ahnung, wo die Geschichte mit Fabian hinführen sollte. Immerhin war sie sich sicher, dass er sie geküsst hatte und seine Reaktion war ebenso eindeutig gewesen. Können Körper lügen? Helen wollte nicht weiter darüber nachdenken. Sie wünschte sich dieses glückliche Kribbeln zurück und hätte am liebsten den Zwischenfall mit Yvonne vergessen. Doch ihre Wut und auch der nagenden Zweifel machten es ihr schwer, das unbedarfte Gefühl heraufzubeschwören. Helen drückte das Kissen auf ihr Gesicht und versuchte sich zu erinnern, wie Fabian sie an sich gezogen hatte. Haut an Haut, sein Atem auf ihrem Hals. Endlich war das heiße Pochen zurück!
Aber da war noch ein Pochen, das immer lauter wurde. Helen schreckte auf und drehte die Musik leiser. Tatsächlich klopfte es an der Tür, die nun einen spaltbreit aufgeschoben wurde. Sofort kochte die Wut wieder in ihr hoch. „Nicht jetzt! Lass mich allein!“, schnauzte sie Yvonne an, die betreten in Helens Zimmer lugte.
„'tschuldigung! Ich glaube es ist echt wichtig! Jemand vom Schauspielhaus.“ Daraufhin zog sie ihren Kopf zurück und streckte stattdessen den Telefonhörer hinein.
Einen Moment betrachtete Helen ungläubig den schnurlosen Apparat. Dann kam ihr Gehirn in Gang. Ihre Bewerbungen! Dass die sich so schnell meldeten, war ungewöhnlich. Was wollten die bloß von ihr, zumal an einem Sonntagabend? Sie räusperte sich, bevor sie den Hörer entgegen nahm und sich mit ihrem Namen vorstellte.
Es war ein relativ
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