Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
Vreni das Geräusch. „Hat der Luusbueb herausgefunden, wie es funktioniert.“
Fabian schaute überrascht zu seiner Grosi. Die machte eine Daumen-hoch-Geste zu einem Halbstarken, der zufrieden dreinblickend mit einem Rasenmäher hinter einem Schuppen hervorkam.
„Entschuldige!“, brüllte Vreni über den Lärm hinweg. „Du siehst ja, wie es hier aussieht. Seit mein Reto gestorben ist, geht's drunter und drüber.“ Vreni schien einen Moment ihren Gedanken nachzuhängen, bevor sie weitersprach. „Der Bub wird mir zukünftig öfters helfen.“ Sie gluckste vergnügt. „Hatte doch den Schneid, mich im Jugendzentrum zum Armdrücken herauszufordern. Hat natürlich verloren!“ Sie schüttelte amüsiert den Kopf. „Nun zu dir.“
Fabian fühlte sich durch ihren Blick regelrecht an den Stuhl gepinnt. Er hoffte nur, dass sie es ihm nicht noch schwerer machen würde. „Helen meldet sich nicht mehr und ich weiß nicht, was das bedeutet“, erklärte er. Verlegen schaute er wieder in die Ferne und wartete ab. Aber Vreni reagierte überhaupt nicht. Also drehte er sich nach einer Weile herum und stellte sich ihrem durchdringenden Blick.
Langsam zog sie eine Augenbraue in die Höhe. „Ich nehme an, Helen ist die lockige, gute Freundin?“ Sie betonte die letzten Worte. „Wo ist das Problem? Bei guten Freunden macht das doch nichts aus, wenn man sich eine Zeit nicht sieht.“
Fabian fühlte sich zurückversetzt in seine Kindheit. Wie damals als kleiner Junge ließ seine Grosi ihn zappeln. Wenn er sich nicht so viele Gedanken um Helen machen würde, hätte er jetzt einfach das Thema gewechselt. Aber er brauchte jemanden, mit dem er reden konnte. Er seufzte ergeben. „Es ist mehr!“
„Wie viel mehr? Sag es!“, forderte Vreni ihn heraus.
„Ich bin verliebt“, rief er ihr zu. „Und ja, du hattest recht!“
„Was bist du?“ Gestikulierend deutete Vreni auf den Rasenmäher, um dessentwillen sie ihn angeblich nicht verstanden hatte.
„Ich bin verliebt!“, brüllte Fabian. Just in diesem Moment war der Rasenmäher verstummt.
„Na dir gehen aber die Gefühle durch! Du brauchst doch deshalb nicht gleich zu schreien“, frotzelte Vreni, wurde aber schlagartig wieder ernst. „Genug geärgert. Haben wir das wenigstens geklärt. Ich wollte sichergehen, dass du zu deinen Gefühlen stehst. Ansonsten wäre ein Gespräch sinnlos. Dann erzähl mal der Reihe nach, was passiert ist.“
Knapp berichtete ihr Fabian, was geschehen war.
„Ihr habt euch also geküsst, bevor du ihr erklären konntest, dass du nicht schwul bist und warum du alle Welt anlügst“, fasste Vreni zusammen. „Und nun kannst du sie nicht erreichen, weil sie angeblich jobmäßig gestresst ist, ja?“
Fabian nickte. „Sie hat nur diese SMS geschrieben, dass es ihr sehr leid tut, sie aber momentan überhaupt keine Zeit hat, um sich mit mir zu treffen. Sobald sie wieder Luft hat, will sie sich melden. Das ist bald eine Woche her und dabei hatte sie mir vor einiger Zeit gesagt, dass ihr jetziger Job eigentlich ganz lässig sei.“
„Du kennst meine Ansicht, nicht wahr? Solange sie nicht weiß, woran sie ist, kannst du von ihr keine eindeutige Reaktion erwarten. Sag ihr, was du fühlst oder zumindest, dass du nicht schwul bist. Und ja“, Vreni hob beschwichtigend die Arme, als Fabian etwas einwenden wollte, „mir ist klar, was du damit riskierst. Junge, ich sag dir, das ist es wert. Sollte Renk es erfahren und dich tatsächlich rausschmeißen, fände sich mit Sicherheit eine andere Lösung.“
Das konnte sich Fabian zwar nicht vorstellen, aber das war momentan nebensächlich. „Ich würde es ihr ja sagen. Am Telefon erreiche ich sie nicht. Ich habe schon versucht, sie abzupassen, und stand bis nachts um elf vor ihrem Haus. Aber sie soll ja auch nicht denken, dass ich ihr auflauere.“ Er stützte das Kinn auf eine Hand. „Warum schottet sie sich ab? Ich war mir so sicher nach dem Kuss. Vielleicht will sie wirklich keine Beziehung, sondern sich auf ihre Karriere konzentrieren. Oder ...“
„So än Seich!“, wetterte Vreni los. „Wie kann man sich nur selbst derart ins Unglück stürzen. Wenn du ihr zeigst, was du für sie empfindest und sie in dich verliebt ist, wird sie schnell von dieser blödsinnigen Idee abkommen.“
Fabian blieb völlig unbeeindruckt von Vrenis Explosion und überlegte weiter. „Die letzten Male wurde Helen arg von Männern enttäuscht. Wahrscheinlich ist sie einfach total verunsichert. Könnte doch sein, dass sie
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