Verliebt bis unters Dach Roman
etwas sehr Unangenehmes sagen, da rief er die beiden sofort dazu. So teilte Marilyn es den dreien gemeinsam mit.
Ed legt einfach den Arm um sie beide und blieb stumm und stark bei ihnen stehen, bis Marilyn nicht mehr zitterte und Alex seinen Klammergriff um sein Bein langsam lockerte. Dann half er Marilyn, den Jungen nach oben zu tragen und ins Bett zu bringen.
Anschließend blieb er vor Marilyns Tür stehen und strich sanft über ihr Gesicht.
»Du weißt, wo ich bin. Lass mich nur wissen, wenn du mich brauchst«, sagte er, aber Marilyn griff nach seiner Hand, als er sich zum Gehen wandte.
»Ich brauche dich«, flüsterte sie. »Bleib bei mir.«
»Nichts wäre mir lieber, May. Aber du bist müde und aufgebracht und kannst nicht geradeaus denken. Wenn ich daher die Nacht... sosehr ich es möchte... aber vermutlich wäre das nicht so gut...«
Doch sie griff nach seiner anderen Hand und lächelte ihn zärtlich an.
»Ich meine nicht nur für heute Nacht, Ed.«
Sie sah, wie in seinem Blick Hoffnung aufleuchtete.
»Weißt du genau, was du da sagst?«
»Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so klar denken können wie jetzt. Ed, bleib bei mir. Für immer. Bitte bleib.«
Nick erschien früh am nächsten Morgen, als erst lediglich Liesel und Marilyn auf den Beinen waren. Beide hatten aus verschiedenen
Gründen kaum geschlafen. Nick sah ebenfalls so aus: Unrasiert, mit Ringen unter den Augen und einer Prellung auf der Stirn, schleppte er sich in die Halle und strahlte das pure Selbstmitleid aus.
Marilyn sah ihm an, wie er ganz offensichtlich seine Rede im Geist durchspielte. Da dachte sie an alles, was sie ihm jemals hatte sagen wollen, wozu sie aber noch nie die Gelegenheit hatte. Und plötzlich merkte sie, dass sie nichts davon erwähnen wollte, weil das bedeuten würde, dass ihr immer noch an ihm lag. Erst jetzt war ihr sonnenklar, dass sie nichts mehr, absolut nichts mehr für ihn empfand.
Dieser Mann, der da vor ihr stand, sah vielleicht vertraut aus. Aber er war für sie ein völlig fremder Mensch. Sie kannte ihn nicht. Sie wollte ihn auch nicht kennenlernen.
Jetzt sah er sie mit seinem kindlich-schuldbewussten Blick an wie ein Hundejunges.
»Marilyn...«
»Hmmm.« Sie schüttelte den Kopf.
»Bitte... gib mir eine Chance, alles zu erklären...«
»Nein.« Marilyn legte ihm entschieden und fest einen Finger auf den Mund. »Kein Wort mehr, Nick. Kein einziges Wort. Du hast diese Woche genug geredet. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich möchte, dass du gehst. Ich möchte, dass du gehst und nie wieder zurückkommst. Du hattest deine Chance. Du hast sie nicht genutzt. So einfach ist das. Wenn Alex alt genug ist, kommt er vielleicht zu dir. Falls du viel Glück hast. Dann kannst du ihm deine Erklärung geben, aber nicht mir. Und du hast vermutlich reichlich Zeit, dir dazu etwas auszudenken.«
Und ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um, verschwand hinter der Tür, auf der PRIVAT stand, und schloss sie fest hinter sich zu.
Dann ging sie hinauf zu Alex.
Er saß noch im Schlafanzug auf der Fensterbank und hatte ihr den Rücken zugewandt. Neben ihm saß Godrich und hatte seinen großen, struppigen Körper dicht an ihn gepresst. Seine Schnauze ruhte auf der Schulter des Jungen.
Marilyn versuchte zu erkennen, was sich auf dem hübschen Gesicht des Jungen abspielte, ob er weinte. Falls das zutraf, würde sie Nick nachgehen und ihm mit Liesels Schraubenschlüssel das Gesicht einschlagen.
»Alles okay, Kid?«
Alex drehte sich nicht um. Stattdessen lehnte er sich an Godrich und fragte: »Ich habe Nick kommen gesehen. Ist er jetzt weg?«
»Ja«, seufzte Marilyn. »Er ist weg. Wie ist das für dich? Bist du sehr traurig?«
Zu ihrer Überraschung drehte er sich um und zuckte die Achseln.
»Nicht sehr.«
»Meinst du das ehrlich?«
»Ja, ich glaube, es geht uns ohne ihn besser.«
Er musste das von Liesel oder ihr aufgeschnappt haben und wiederholte es nun.
»Aber er ist dein Vater, Alex...«
»Er ist vielleicht mein Vater, Mum, aber es ist, wie Tante Lies sagt: Es ist eine traurige Tatsache, dass nicht jeder Mensch nett ist. Er ist kein netter Mensch, nicht wahr?«
»Macht dich das traurig? Dass dein Vater einer von den Menschen ist, die nicht nett sind?«
Alex dachte einen Moment lang nach.
»Ja, vermutlich. Falls er der einzige Mensch für mich wäre, fände ich das schlimm.«
»Wie meinst du das?«
»Ich hatte gedacht, ich hätte ihn vermisst... ich meine, ich habe ihn vermisst. Aber
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