Verliebt bis unters Dach Roman
keinen kalten Wind. Du weißt, solcher, der einem in den Ohren pfeift. Wenn Marilyn mich nicht jedes Mal aufzöge, wenn ich sie aufsetze, würde ich von Oktober bis März ununterbrochen Ohrenschützer tragen.«
»Das ist alles?«
Lange Pause.
»Spinat mag ich auch nicht gern... nun, das stimmt nicht ganz. Ich mag Spinat, aber ich kann es nicht ausstehen, wenn er so lange gekocht wird, dass er ganz matschig ist.«
Wieder lachte er.
»Du lachst mich aus, stimmt’s?«
»Mir gefällt es, wie du mich zum Lachen bringst. Du fragst ein Mädchen, was sie nicht mag, und du hörst bloß etwas über kalte Ohren und matschigen Spinat. Du bist erstaunlich, Liesel Ellis.«
»Ist das nicht erstaunlich, dass in amerikanischen Fernsehshows die Leute das Wort erstaunlich immer gleichbedeutend mit abstoßend verwenden?«
Da lachte er natürlich noch lauter, bis sie beide verstummten und einander ansahen. Und aus irgendeinem Grund lächelte sie plötzlich nicht mehr.
»Ich mag keine Grausamkeit«, sagte sie leise.
Das hatte sie gar nicht so gemeint, aber plötzlich dachte er: Findet sie mich grausam, weil ich bei ihr bin? Dann piepte sein Handy, und obwohl es nur seine Mutter war, die ihn an eine Verabredung erinnerte, benutzte er das als Vorwand und ging.
»Ich muss gehen.« Er wollte nicht lügen und gab daher keine weiteren Erklärungen ab, aber sie fand ihr Lächeln wieder und nickte und bedankte sich für seine Mühe mit Ruby.
18
Caroline kam wie versprochen nach Cornwall, und sie verbrachten ein nettes Wochenende zusammen. Anfangs war es zwar ein wenig steif, aber sie kannten einander zu lange, um so zu bleiben. Sie redete vorwiegend über London, über ihren Job, die Leute, mit denen sie arbeitete, ihre Wohnung, in der sie gerade das Schlafzimmer renoviert hatte, ihren neuen Chef, vor dem alle Angst hatten, bis sie ihn kennenlernten, die neue Bar, die sie entdeckt hatte, ein fantastisches neues Restaurant. Sie redeten über Dinge, nicht über Gefühle.
Schließlich hatte Tom, der zu ehrlich war, um es für sich zu behalten, ihr von Liesel erzählt. Er erwähnte sie wie nebenbei als jemanden, den er kennengelernt hatte, und Caroline hatte eine Bemerkung gemacht über seine Neigung, Streuner aufzunehmen, und ihr Überraschtsein, dass sein Haus nicht voller aufgelesener Tiere sei, aber nein, das ginge ja nicht, denn er arbeite ja ständig.
Es war eine abfällige kleine Bemerkung, und beiden war das
klar. Dann stritten sie sich natürlich, aber nicht wegen Liesel. Es war ihr üblicher Streit. Sie würde öfter kommen, wenn er mehr Zeit hätte. Aber er liebe seinen Beruf eben mehr als sie.
Jawohl, er liebte seinen Beruf, aber vielleicht arbeitete er so viel, weil ja niemand zu Hause war, und immerhin wäre sie dreihundert Meilen weit weggezogen.
Es endete, wie ihr Streit immer endete, mit grollendem Schweigen ihrerseits und Versöhnlichkeit seinerseits, denn er hasste die gespannte Atmosphäre zwischen ihnen. Dann hatten sie Sex, denn das war das Einzige, was wirklich die Spannung löste. Und außerdem hatte sie getrunken und zu weinen begonnen und gesagt, dass sie ihn liebe und es nicht verwinden könne, dass sie auseinandertrieben. Und sie hatte sich an ihn geklammert.
Als sie am nächsten Morgen verkatert und reumütig aufwachte, war sie sehr liebevoll und wieder die alte Caroline. Doch ganz beiläufig, beim Frühstück, hatte sie ihn ohne Übergang von der Seite her angesehen und gefragt: »Diese Lisa, ist sie hübsch?«
Das hatte ihn so überrascht, dass er genickt hatte. Ja, ihr Name sei Liesel, und sie sei sehr hübsch.
»Wir sind bloß befreundet«, hatte er nach einer bedeutungsvollen Pause hinzugefügt. Was eigentlich die Wahrheit war. Schließlich war alles, was über Freundschaft hinausging, nur in seiner Vorstellung passiert und nicht in Wirklichkeit.
»Ich weiß nicht, wie ich das finde, wenn du hübsche Bekannte hast«, hatte sie geantwortet und dann rasch das Thema gewechselt.
Marilyn hatte nach ihrem gemeinsamen Abend die gleiche Art Fragen gestellt, nur nicht so subtil. Aber »wir sind bloß
befreundet« war Liesels neues Mantra geworden. Marilyn glaubte, dass, jetzt danach gefragt, ihre Schwester es glatt abstreiten würde, Tom jemals attraktiv gefunden zu haben. »Wir sind bloß befreundet.« Aber Marilyn war nicht überzeugt. Sie kannte Tom Spencer vielleicht nicht sehr gut, aber sie kannte ihre Schwester und wusste, dass in Liesel bestimmt mehr vorging als nur das.
Jetzt war er da und
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