Verliebt bis unters Dach Roman
von ihm löste.
»Vielleicht sind sie wirklich bloß Freunde«, überlegte Toby, dessen Gedanken zu dem Abend zurückkehrten. »Ist ja kaum zu vermeiden, dass sie sich gut verstehen, denn sie sind sich so ähnlich. Beide sind echte, sehr liebe Menschen. Und sie haben keine Ahnung, wie umwerfend sie aussehen«, fügte er hinzu. »Sie ist wirklich schön, nicht wahr?«
»Traumhaftes Profil«, stimmte Sally zu und trank einen Schluck Kaffee. »Ich würde sie gerne zeichnen... sie und Tom.«
Dann schwieg sie einen Moment lang und holte Milch und Zucker für den Becher ihres Mannes. Dabei sagte sie fast zu beiläufig: »Sie hätten bestimmt unglaublich schöne Kinder...«
»Oh, du hast sie schon verheiratet he?«, lautete Tobys Reaktion.
»Ja, natürlich.« Sally nickte und küsste ihren Mann auf die
Nase, ehe sie ihm den Becher reichte. »Sie ist ein richtig nettes Mädchen. Ich finde, sie passen sehr gut zusammen. Und es ist sonnenklar, dass sie einander ganz toll finden.«
»Ich bin der gleichen Meinung, aber haben wir da nicht eine Kleinigkeit vergessen?« Er zog fragend die Brauen hoch.
»Wenn du Caroline meinst, nein. Ich habe sie nicht vergessen.«
»Findest du denn, dass Tom sie vergessen sollte? Ich dachte, sie ist deine Freundin?«
»Tom ist mein Freund«, betonte Sally. »Ich möchte, dass er glücklich wird, und ich habe ihn schon eine Weile nicht mehr so gesehen.«
»Bis heute Abend?«, fragte Toby, der es plötzlich begriff.
»Bis heute Abend«, bejahte Sally.
»Was machen wir denn da?«
»Sei nicht albern«, schalt sie ihn liebevoll. »Wir machen überhaupt nichts.«
»Ach so. Wir überlassen das den beiden?«
»Genau.«
»Und wenn das nicht klappt?«
»Er macht es bestimmt so wie immer«, meinte Sally weise.
»Und das wäre?«
»Er macht immer alles richtig.«
Die Unterhaltung, die in dem Restaurant begonnen hatte, setzte sich den ganzen Weg zurück nach Piran fort. Es war schön, jemanden zu kennen, der sich so ehrlich für seine Arbeit interessierte. Caroline mochte nie darüber reden. Es langweilte sie einfach. Doch Liesel... nun, die Unterhaltung war so locker gewesen, dass der Rückweg von Piran nach Port
Isaac sehr still und unendlich lang schien. Auch sein Zuhause war so. Sehr still.
Er wohnte in einem sehr schönen Haus, einem dreistöckigen ehemaligen Stallgebäude mit einem fantastischen Meerblick. Es war von einem örtlichen Handwerksmeister makellos und sehr liebevoll restauriert worden.
Aber wenn man es genauer betrachtete, war es sehr leer.
Es war wie ein Kühlschrank mit sehr wenig Inhalt.
Sauber und ordentlich war es - dank seiner täglichen Zugehfrau Mrs. Lovesage.
Die Möbel hatte er im Internet gekauft, weil er keine Zeit gehabt hatte, richtig einkaufen zu gehen. Sie waren geliefert worden, als er nicht zu Hause war, und die unentbehrliche Mrs. Lovesage hatte alles an seinen Platz gestellt.
Er hatte sich geschworen, alles selbst richtig zu arrangieren, wenn er Zeit hatte, aber das war nie geschehen. Es stand alles noch so da, wie Mrs. Lovesage es gefallen hatte.
Und einen Hund gab es auch nicht. Liesel hatte gemeint, das wäre sehr schade. Aber wenn er einen Hund gehabt hätte, wäre der ständig allein zu Hause gewesen.
Er schlief hier nur, aß, duschte und rasierte sich.
Abgesehen davon arbeitete er ständig.
Er hatte Freunde, gute Freunde, aber die meisten von ihnen hatten sich in den letzten Jahren gefunden, hatten geheiratet und Kinder bekommen. Sie hatten ihn oft damit aufgezogen, dass er mit seiner Arbeit verheiratet sei.
Auch als Caroline noch in St. Ives wohnte, hatte er nie viel Zeit gehabt, sich mit ihr zu treffen. Vermutlich war es ihr deshalb so leichtgefallen, die Stelle in London anzunehmen. Wie konnte sie ihn so weit fort auch vermissen, wenn sie ihn ohnehin nie oft gesehen hatte?
Sie hatten erwogen, sich zu trennen, als Caroline die Stelle in London angeboten wurde, aber beschlossen, die Beziehung über die Entfernung hinweg aufrechtzuerhalten. Schließlich waren sie ja lange genug zusammen, um das auszuhalten.
Er vermisste sie, wenn er die Zeit fand, an sie zu denken. Das einzig Persönliche im Haus war immerhin das Foto von Caroline, und das war etwa fünf Jahre alt. Es stand auf einem Beistelltischchen neben dem Sofa. Aber es stand nur dort, weil sie selbst es dorthin gestellt hatte.
Tom nahm das Foto in die Hand und betrachtete es. Es steckte in einem hellblauen Holzrahmen, den sie sorgfältig ausgesucht hatte, damit es, wie sie
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