Verliebt bis unters Dach Roman
her, die in einer Beziehung glücklich sind. Ich glaube nämlich nicht, dass ich meine Regeln so leicht ändern kann wie meinen Geschmack in Männern. Du siehst also, wir sind absolut sicher...«
»Einfach nur befreundet zu sein«, beendete er den Satz für sie.
»Freundschaft«, bekräftigte Liesel und streckte ihm eine Hand hin, die er lächelnd ergriff und schüttelte.
Doch dann ließ er sie nicht wieder los.
Und immer noch nicht.
Und dann stießen sie irgendwie einfach zusammen.
Zuerst mit dem Körper, dann mit den Lippen, zu einem hungrigen, drängenden Kuss, der ein paar brennende Sekunden dauerte, ehe sie ebenso rasch und verlegen auseinanderstoben und in alle mögliche Richtungen blickten, nur nicht zueinander.
»Oh Gott, es tut mir so leid...«
»Entschuldige...«
»Ich weiß nicht, was in mich fuhr...
»Ich habe keine Ahnung, warum ich...«
Dann floh Tom in die eine Richtung, und Liesel stolperte rückwärts, bis ihr Hinterteil gegen die Balustrade stieß. Dort blieb sie in einer Art Ohnmacht stehen, bis Godrich durch den Garten auf sie zuraste, hochsprang und ihr seine Riesenpfoten auf die Brust setzte, so dass sie nach hinten in die Azaleen kippte.
Zehn Minuten später lag sie immer noch da, die Beine an die Steinbalustrade gelehnt. Unter ihr dufteten süß die plattgedrückten
Azaleen. Die Blüten umrahmten ihren liegenden Körper. Sie starrte zu den Sternen hoch, die in einem klaren dunklen Himmel strahlten.
Sie hatte gerade einen fast verheirateten Mann geküsst - nein, geknutscht war das bessere Wort, das sie zwar nicht mochte, aber besser passte, denn es war über einen Kuss weit hinausgegangen. Das war schlimm, Liesel. Sehr schlimm.
Aber es war auch so gut gewesen, ohhh!, so gut. Und sie hatte gesagt, sie würde sich nie mit einem Mann einlassen, der in einer glücklichen Beziehung war, aber wenn er sie so geküsst hatte... nun, das tut man nicht, wenn man mit jemandem glücklich ist. Dann küsst man niemanden, und erst recht nicht so.
Wenn man mit jemandem glücklich ist, bleibt man treu.
Sie wusste jetzt also, dass er sie »zu attraktiv« fand und in seiner Beziehung nicht sehr glücklich war. Sie wusste außerdem, dass sie immer noch auf dem Rücken in den Azaleenbüschen lag, weil sie meinte, es verdient zu haben. Wenn seine Freundin, nein, seine Verlobte so süß und loyal und liebevoll war wie Marilyn zu Nick?
Oh Herr! Liesel war wie Nicks Samantha!
Aber wie Samantha wollte sie nicht sein. Das konnte sie einer anderen Frau nicht antun.
Aber sie musste sich eingestehen, dass sie sich in Tom Spencer verliebt hatte.
Wo stand sie nun in dieser Sache? Abgesehen von dem Azaleenbusch? Sie musste mit jemandem reden.
Daher mühte sie sich aus dem Gesträuch und suchte ihre Schwester.
Marilyn war in der Küche und half Ed, den riesigen Geschirrspüler zu füllen. Alex stand auf einem Hocker und rührte in einer Schüssel die Zutaten zu seinem Lieblingskuchen. Das Radio lief, und die drei sangen aus vollem Hals: »I should be so lucky!«
Wie verdammt passend, dachte Liesel. I should be so lucky- dass ein Mann wie Tom Spencer, der mir gerade gestanden hat, dass er mich zu attraktiv findet, um mit mir befreundet zu sein, ungebunden wäre. Marilyn warf nur einen Blick auf Liesel und schob sie gleich darauf durch die Halle in ihr kleines Wohnzimmer.
»Was ist los?«, wollte sie wissen. »Komm schon!«
Liesel konnte das breite Grinsen nun nicht länger unterdrücken, das seit Toms Geständnis gedroht hatte, von ihrem Gesicht Besitz zu ergreifen. Allerdings war ihr eigentlich in diesem Augenblick gar nicht nach Grinsen zumute. Irgendwie steckte sie sehr unangenehm zwischen zwei Gefühlen.
»Er findet mich viel zu attraktiv, um mit mir befreundet zu sein.« Als sie es laut aussprach, fand sie das sogar noch toller.
Marilyn musste sich setzen, um diese Information zu verdauen.
»Wirklich?«
»Hm-hm«, nickte Liesel.
»Ach, du meine Güte!«
»Ich weiß.« Liesel setzte sich neben die Schwester.
»Ja, aber auch: oh du meine Güte! Und dann wieder: ach, du liebe Güte!«
»Ich wusste, dass du das genau verstehst.«
»Und was hast du jetzt vor?«
»Ich hatte gehofft, du könntest mir dazu einen Rat geben.«
»Ist er noch da?«
Liesel schüttelte den Kopf
»Wir haben uns geküsst. Und dann ist er fortgerannt. Er sah so schuldbewusst aus. Ich kann mich doch nicht so verhalten wie Samantha, Marilyn.«
»So könntest du nie sein. Der war es doch völlig egal, wen sie dabei
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