Verliebt bis unters Dach Roman
verletzte...« Marilyn lächelte die Schwester sanft an. »Du würdest nicht einmal deinem ärgsten Feind Kopfschmerzen wünschen. Falls du überhaupt jemals einen Feind hättest...«
»Ich könnte niemandem das antun, was er dir angetan hat.«
»Weiß ich, Lies. Aber manchmal verlieben sich Leute, die eine Beziehung haben, in andere Partner, weil sie nicht mehr glücklich sind. Das ist eine der traurigen Tatsachen des Lebens, aber es kommt vor. Du weißt, ich habe Nick immer wieder den Vorwurf gemacht, er sei einfach zu verdammt egoistisch gewesen und hätte mich daher verlassen. Aber dann habe ich meine eigene Rolle dabei betrachtet, ganz scharf und ehrlich, und mir ist klargeworden, dass er mich nie verlassen hätte, wenn er wirklich glücklich mit mir gewesen wäre.«
»Aber du hast alles Menschenmögliche getan, um ihn glücklich zu machen.«
»Ja, meistens jedenfalls. Aber ganz ehrlich, Lies, ich war auch nicht die Heilige, als die du mich gerne siehst. Ich war manchmal ganz schön nervig, weißt du.«
»Wie denn?«
»Also, ich fürchte, ich habe ziemlich viel gemeckert.«
»Ja, aber du hattest auch guten Grund dazu. Er war ja nie da, May. Du hast dich die meiste Zeit allein um Alex gekümmert.«
»Nein, alleine war ich nicht«, erwiderte Marilyn herzlich und legte einen Arm um Liesel.
»Hmm, da ist noch was. Ich denke oft, dass alles meine Schuld war. Wenn du mich nicht am Hals gehabt hättest, hättest du mehr Zeit für deine richtige Familie gehabt.«
»Also, wenn es eins gibt, was du unbedingt begreifen und nie vergessen solltest, dann das...«Marilyn nahm Liesels Hand. »Was mich betrifft, ist eine Familie ohne dich niemals eine richtige Familie, weder für mich noch für Alex. Ehrlich gesagt wurde alles nur schlimmer, nachdem du ausgezogen warst. Ich hatte noch mehr Wut auf Nick, weil er nie zu Hause war. Als du noch da warst, schien es nie so schlimm, wenn er bis spät in die Nacht arbeitete und nicht nach Hause kam. Ja, ich fand es furchtbar, dass er so viel gearbeitet hat, aber ich habe mich auch nicht über den Lebensstandard beklagt, den wir uns von seinem guten Einkommen leisten konnten. Eine Beziehung findet immer zwischen zwei Leuten statt, um ein abgegriffenes Klischee zu benutzen. Ich will ja nur sagen, dass selbst wenn man betrogen und im Stich gelassen wird, man sich trotzdem nie völlig schuldlos fühlen kann. Das wäre die pure Arroganz.«
Liesel blinzelte die Schwester erstaunt und beeindruckt an.
»Kurz gesagt, ich mache Nick heute keine Vorwürfe mehr, dass er mich verlassen hat. Ich wünschte nur, er hätte Alex nicht so im Stich gelassen. Damit komme ich immer noch nicht zurecht. Und ich kann auch keine Entschuldigung dafür akzeptieren.«
Liesel nickte heftig.
»Manche Frauen beklagen sich über die Wochenendväter. Du weißt, die die Kinder am Samstagmorgen abholen, mit ihnen zum Bowling gehen, sie zu McDonald’s schleppen und mit Süßigkeiten vollstopfen, um sie hyperaktiv wieder zu Hause abzuliefern. Sie schicken ihnen Geburtstagskarten
und Weihnnachtsgeschenke und verwöhnen sie nach Strich und Faden. Superdads, die einfliegen, die Kinder völlig verrückt machen und dann wieder abhauen. Und du musst immer mit dem anschließenden Chaos fertig werden. Aber was gäbe ich nicht für einen solchen Vater für Alex!«
Einen Moment lang sah sie sehr traurig aus, aber da stürmte Alex ins Zimmer. Er wirkte sehr aufgeregt und fröhlich.
»Mum, Ed hat gesagt, er nimmt mich am Wochenende mit zum Bowling, wenn du das erlaubst. Kann ich mit, Mum? Bitte, bitte!«
Marilyn sah ihren Sohn an, blickte dann kurz zu Liesel und lachte laut über diese Ironie.
»Natürlich darfst du.«
Man hätte nicht gedacht, dass Alex noch breiter grinsen konnte, aber genau das gelang ihm.
»Yeah! Danke!« Er schlang kurz die Arme um Marilyns Hals, ehe er wieder aus dem Zimmer stürzte und über die Schulter zurückrief: »Eric kommt auch mit. Wir machen einen Männerabend.«
Marilyn sah ihm zärtlich und sehnsüchtig nach, wie er nach Ed schreiend aus dem Raum rannte.
»Das tut ihm gut, mit den Jungs auszugehen«, meinte Liesel sanft.
»Ich weiß. Aber ich vermisse seine Schmuserei. Hast du gemerkt, wie flüchtig er mich gerade in den Arm genommen hat?«
»Ja, etwa eine halbe Sekunde.«
»Dir ist das also aufgefallen?«
»Dass er nicht mehr so viel schmust und küsst, seit Ed und Eric hier wohnen?«
»Er wird langsam erwachsen.« Marilyn nickte und schluckte
den kleinen Schluchzer
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