Verliebt bis unters Dach Roman
herunter - eine Mischung aus Stolz und Traurigkeit.
»Na, ich habe das aber immer noch gerne«, bot Liesel an und streckte die Arme aus zu einer engen Umarmung.
»Was hast du denn jetzt mit dem schönsten Tierarzt von ganz Cornwall vor?«
»Nun, ich weiß nur, was mir sehr lieb wäre...«
»Liesel, nimm dich zusammen.«
»Vertrau mir, Schwesterherz, das kann ich immer noch sehr gut.«
»Okay, dann denk auch nicht mehr daran, wie du Tom Spencer ins Bett kriegst.«
»Ich versuche es, aber das will mir nicht so gelingen«, scherzte Liesel. Als Marilyn besorgt seufzte, fügte sie hinzu: »Keine Sorge. Ich kann gar nichts machen. Er ist mit einer anderen verlobt, und ich denke, dass ich ihn von nun an nicht mehr sehr oft sehen werde.«
»Und warum nicht? Er hat dich doch bloß geküsst, Liesel.«
»Ich habe so eine Ahnung«, erwiderte Liesel und dachte daran, wie entsetzt er nach dem Kuss gewirkt hatte. »Immerhin haben wir einander geküsst, und glaub mir, geplant hatte das keiner von uns beiden.«
»Wie kam es denn dazu?«
»Es war ein Augenblick reiner, unverfälschter Lust«, erwiderte Liesel sachlich.
»Na, das sagt alles.«
»Klar, aber du hast sein Gesicht nicht gesehen, als er anschließend fortrannte. Das sagt einem viel mehr... das und die Tatsache, dass wir gerade über seine Quasi-Ehe gesprochen hatten. Ich glaube wirklich, mir bleibt nichts anderes übrig, als so zu tun, als gäbe es ihn gar nicht.«
»Jaja, das klingt sehr reif und erwachsen. So zu tun, als bräuchte man eine Sache nicht aufzuarbeiten. Und wenn Tom das nun anders sieht?«
»Au!«, schalt Liesel sie. »Nenn bloß seinen Namen nicht mehr. Von diesem Augenblick an existiert er für mich nicht mehr.«
Marilyn sah Liesel an, die sehr gezwungen lächelte und erkannte, dass die Schwester nach ihrem ältesten Trick griff: Sie versteckte ihre wahren Gefühle hinter einem Witz. Manchmal konnte Liesel mit einer Sache nicht anders umgehen, und wenn das momentan so war, dann musste man sie einfach gewähren lassen.
»Okay, okay. Nur noch eine Frage: Warum stecken in deinen Haaren all diese Blüten?«
19
Das Hotelgeschäft war, wie Liesels Liebesleben, bestenfalls nur erratisch zu nennen. Marilyn hatte ausgerechet, dass sie als Sparmaßnahme die Bettwäsche, statt sie einem Service zu überlassen, am besten selbst kauften, wuschen und bügelten. So konnten sie jährlich eine beträchtliche Summe einsparen. Daher kauften sie zwei Waschmaschinen, einen Trockner und ein Bügelbrett und installierten alles in einem der Nebengebäude.
Das Problem war nur, dass theoetisch zwar viel eingespart wurde, praktisch gesehen diese weitere Aufgabe aber von jemandem erledigt werden musste - eine weitere auf der endlos langen Liste.
Liesel und Alex beschwerten sich über diese neue Pflicht. Sie murrten und stöhnten so sehr, dass Marilyn es einfacher fand, sie sonntagmorgens wegzuschicken und alles alleine zu erledigen.
Und so kam es, dass Ed sie eines Sonntags nach dem Frühstück, als das Hotel von sämtlichem Personal und Gästen verlassen war, bis zum Hals in Wäschebergen, Seifenlauge und Dampf antraf.
Marilyn wirkte erschöpft. Sie sah ehrlich gesagt wie jemand aus, den man zu heiß gewaschen, dann in den Trockner gesteckt und anschließend zu bügeln vergessen hatte.
»Wo ist denn Liesel?«
»Sie ist mit Alex auf ein Eis ausgegangen.«
»Du hättest mitgehen sollen. Du brauchst auch mal eine Pause.«
»Ich habe keine Zeit.«
»Genau das ist der Grund dafür, dass du eine Pause brauchst.«
»Man könnte kaum etwas Perverseres tun«, bellte Marilyn zurück, allerdings mit leisem Humor.
Und in dem Augenblick geschah es.
Ed blieb stehen und lächelte sie langsam und ganz bewusst an.
»Versuch’s doch mal mit mir«, zog er sie auf.
Ein neutraler Beobachter hätte es wohl sehr schwer gefunden, zu bestimmen, wer von den beiden überraschter war, aber Ed war der Schockiertere, weil er trotz seines selbstbewussten Auftretens völlig überrascht war, was er da gerade von sich gegeben hatte.
Er rechnete damit, dass sie ihn wie üblich zurechtstutzen würde. Dass sie sagen würde: Geh wieder an die Arbeit und
behalt deine schmutzigen Gedanken für dich, aber stattdessen ließ sie das Bündel Laken fallen, das sie gerade in der Hand hatte, stemmte eine Hand in die Hüfte, legte den Kopf schräg und sah ihn lange und nachdenklich an.
Und dann sprach sie es aus.
»Das klingt sehr verlockend.«
Eds Mundwinkel verzogen sich zu einem
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