Verliebt bis unters Dach Roman
unsicheren Lächeln, das sich zu einem ausgesprochenen Grinsen verbreiterte.
»Ach ja?«, fragte er.
»Genau«, wiederholte Marilyn.
Ed nickte.
Und nach einer weiteren Pause nickte auch sie.
Und so war es ausgesprochen.
»Aber ich will keine Beziehung«, sagte Marilyn. »Ich will mich auf das Hotel hier konzentrieren und auf meinen Sohn.«
»Ich will auch keine Beziehung. Beziehungen fesseln dich entweder oder sie machen dich verrückt.«
»Eine gute Beziehung kann einen befreien.«
»Und der richtige Mann kann dein und Alex’ Leben besser machen und nicht schlechter.«
»Wir reden also beide Unsinn, weil wir Angst haben.«
»Aus dem Häuschen vor Angst«, nickte Ed.
»Dann einigen wir uns doch darauf, keine Beziehung zu haben.«
»Aber wenn wir keine Beziehung haben, was haben wir dann?«
»Sex«, flüsterte Marilyn und zwinkerte heftig, weil sie versuchte, diese kühne Bemerkung mit einem ebenso kühnen Blick zu begleiten. Doch darin scheiterte sie kläglich.
»Ich schlafe aber nicht einfach so herum.«
»Ich auch nicht.«
»Dann wäre es also Sex mit Bindung?«, schlug er vor, und sie nickte und reckte ihr Gesicht in der Hoffnung vor, ihm klarmachen zu können, dass er sie jetzt küssen sollte. Ehe sie es sich anders überlegte und weglief. Sich im Kühlhaus versteckte, um sich zu beruhigen. Oder langsam vor Verlegenheit dort starb.
Gott sei Dank war Ed ein kluger, aufmerksamer Mann, der die Einladung wahrnahm und sich nicht mehr darüber hätte freuen können.
Er nahm ihr Gesicht sanft, aber so fest in beide Hände, dass sie nicht entkommen konnte, und betrachtete sie ausgiebig, während Marilyn inbrünstig hoffte, dass ihr Gesicht nicht so gequetscht aussah wie ein Frosch in einer Schraubzwinge. Sie überlegte, ob sie am Morgen nach dem raschen Zähneputzen mit Mundwasser nachgespült hatte.
Und dann küsste er sie.
Sanft, aber fest, und so, wie sie es gern hatte. Sie vergaß ihre Verlegenheit, ihre Sorgen und öffnete nur die Lippen, um seinen Kuss zu erwidern.
Als sie anschließend in dem Haufen zerwühlter Laken lagen, fragte er sie nach Nick, und zum ersten Mal erzählte Marilyn alles, ohne zu zögern.
»Ich habe ihn gehasst, als er uns verließ, aber heute denke ich, ich kann es ein wenig begreifen. Was ich ihm aber nicht verzeihen kann, ist, was er Alex angetan hat. Mich verlassen war in Ordnung, aber Alex? Allen Kontakt abzubrechen? Das begreife ich nicht. Ich hätte ihn nie davon abgehalten, seinen Sohn zu sehen. Ich könnte nie mein Kind so verlassen. Alex steht bei mir immer an erster Stelle.«
»Alex und Liesel.« Ed fand schließlich seine Stimme wieder.
Sie nickte, als wäre das selbstverständlich.
»Dann kommt also jeder Mann in deinem Leben erst an dritter Stelle.«
»Es hat in meinem Leben nicht viele Männer gegeben.«
»Bis jetzt.« Er lächelte sie zärtlich an und reckte sich - ausgiebig, befriedigt und lustvoll. Dann strich er mit einem Finger über ihre Kurven. Anschließend nahm er ihr T-Shirt, schlang es ihr um den Nacken und zog sie an sich. Küsste sie auf die Stirn, auf die Lippen, auf den Hals, ehe er sie wieder losließ und zärtlich und verführerisch flüsterte: »Und was machen wir jetzt?«
Marilyn sah ihn lange an, betrachtete das Blau seiner Augen, die wie die Farbe des Meeres an einem kalten, bewölkten Morgen war, seinen kräftigen Körper, so stämmig und zuverlässig, zugleich jedoch so weich und sinnlich, und spürte nur den einzigen Drang, sich an ihn zu lehnen, sich an seine Formen zu schmiegen wie ein Teilchen in ein Puzzle.
»Die Wäsche«, sagte sie.
Von da an entwickelte es sich genau so, wie sie es abgemacht hatten. Es war keine Beziehung. Tagsüber waren sie befreundet, sonntagmorgens ein Liebespaar. Sie hatten beide ein verborgenes anderes Ich, wie Alex’ Lieblingsheld. Beide machten wie verrückt die Wäsche, wobei sie jeden Sonntag früher anfingen, damit sie sich anschließend ein paar Stunden Zeit stehlen konnten.
Die einzige Veränderung zwischen ihnen war die Stunde, die sie zusammen hinter einer verschlossenen Tür verbrachten, und eine neue Leichtigkeit, als wäre ihre Freundschaft durch mehr gefestigt worden als nur durch die Zeit.
»Wir verstehen uns einfach.« So beschrieb Marilyn es gerne, wenn sie in dem warmen Nachglühen nach dem Liebesakt eine leise, heiße Welle des Schuldgefühls überkam, das ihre nackte Haut überzog wie eine Decke, hinter der sie ihr Erröten verbergen konnte.
»Ich freue mich, es
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