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Verliebt bis unters Dach Roman

Verliebt bis unters Dach Roman

Titel: Verliebt bis unters Dach Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Monk
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schließlich vor einem hohen Reihenhaus stehen.
    Er stellte den Motor ab, aber sie regten sich beide nicht, um auszusteigen.
    Liesel hörte in der Stille, wie die Wellen gegen die Hafenmauer schlugen.
    »Hier sind wir«, sagte Tom schließlich und hielt weiter das Lenkrad umklammert wie einen Rettungsring.
    Beide wussten sie, warum sie hier waren. Brenn mit mir durch , hatte er gesagt. Komm mit mir, vergiss alles und tu so, als hätten wir keinerlei Verantwortung. Schaffen wir uns eine Weile unsere eigene kleine Welt, in der nichts wichtig ist außer uns beiden.
    Aber das Problem mit anderen Welten war, dass sie nur im Roman vorkamen. Narnia zum Beispiel. Wie viele Menschen haben sich davon anregen lassen und sind in einen Schrank gesprungen, um enttäuscht und nach muffigen Kleidern riechend wieder herauszukommen. Das wahre Leben hatte es an sich, immer wieder eine scharfe Ecke durch die Glitzerblase
zu stoßen, in denen andere Welten immer zu schweben scheinen. Und schon liegt man platt mit dem Hintern wieder auf dem Boden der Tatsachen und leckt sich weinend die Wunden.
    Ganz egal, wie sehr sie ihn begehrte, die schmutzige Wahrheit lautete, dass er nicht frei war. Warum kam die schmutzige Wahrheit nur immer dann heraus, wenn man gerade gedacht hatte, dass man sie im Griff hatte?
    »Vielleicht sollten wir eine Weile bloß Freunde bleiben.« Das hatte sie nicht sagen wollen, glaubte aber, es sagen zu müssen.
    Er sah sie von der Seite her an und löste den Sicherheitsgurt, um ihr richtig ins Gesicht blicken zu können.
    »Falls du das vergessen hast, waren das meine Worte vor ein paar Wochen.«
    »Ich habe nur gerade gemerkt, dass du Recht hattest. Willst du wirklich dein Leben für jemanden aufs Spiel setzen, den du erst seit fünf Minuten kennst?«
    »Wer hat denn gesagt, dass ich mein Leben aufs Spiel setze?«
    »Du bist in einer Beziehung, und ich bin in Beziehungen nie sehr gut. Das ist ein schlechter Ausgangspunkt.«
    »Stimmt.«
    »Außerdem bin ich chronisch monogam«, platzte Liesel heraus, die verzweifelt nach anderen Gründen suchte.
    »Besser als eine Massenmörderin.«
    »Du hast zwar gebeten, keine Worte zu erwähnen, die mit V oder C anfangen, aber du bist V mit C und ich glaube nicht, dass C sehr froh wäre, mich hier zu sehen.«
    »Das ist wahr.« Sein Mund verzog sich ironisch.
    »Und wir können die Tatsache nicht ignorieren, dass du V bist, sosehr du und ich uns vielleicht auch wünschen mögen
...« Sie hielt inne, weil sie sich plötzlich sehr albern und verletzlich vorkam.
    »Du wünschst dir was? Sag mir, Liesel Ellis, was möchtest du am liebsten?«
    Sie sah ihn unter ihren dichten dunklen Wimpern hervor an, und obwohl sie kein Wort sagte, konnte er die Antwort an ihren Augen ablesen.
    »Dich«, schrien sie. »Ich wünschte, ich könnte dich für mich haben!«
    Und Tom wusste in diesem Augenblick, in genau dieser Sekunde, dass jeder Widerstand zwecklos war. Daher ignorierte er seine Moral und seine Manieren und seine Mutter und seine Erziehung und alles, was ihm seit der Kindheit eingetrichtert worden war, wie man sich im Leben benehmen solle. Dass die Gefühle anderer immer Vorrang haben müssen. Zum ersten Mal folgte er einfach seinem Instinkt, und sein Instinkt riet ihm nun, sich vorzubeugen, ihr Kinn mit einem Finger anzuheben und sie ach so sanft auf den Mund zu küssen. Es war ein Kuss, der unmerklich von zärtlich und sanft an Intensität zunahm, bis sie sich einfach emotional wie körperlich in ein wunderbares Kuschelkissen von Gefühlen fallen ließen. Dieser Kuss war ganz anders als die Kollision ihres ersten Kusses, aber genauso intensiv, vielleicht weil ihm dieser kurze Moment der Entscheidung vorausgegangen war.
    Und mit diesem Kuss wussten beide, dass jegliche Hoffnung darauf, anständig und gut und ehrlich zu sein, dahingeschmolzen war.
    »Kommst du mit rein?«, fragte er leise und löste sich zögernd von ihr.
    Liesel bekam kein Wort heraus, sondern nickte nur.

21
    Das Erdgeschoss seines dreistöckigen Hauses war offen mit einer Zwischenebene. Vorn befand sich eine große Essküche, von der aus drei Stufen in den Wohnbereich führten. Die gesamte Rückwand des Hauses war verglast und ging auf einen großen Holzbalkon. Dort standen Terrassenmöbel und winterharte Pflanzen in bunten Tonkübeln. Sie wurden von unten beleuchtet, was zahlreiche Insekten anlockte, deren Flügel im Licht wie winzige Spiegelchen aufblinkten.
    Die Möblierung war sparsam und wirkte in dem hellen Blau

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