Verliebt bis unters Dach Roman
einen Moment und sah sie dann voller Hoffnung an. »Aber langweilt er dich nicht zu Tode?«
»Oh, mein Gott, ja!«
»Na!«
»Ja und?«
»Ach, Langeweile ist doch genauso schlimm wie schlechte Behandlung.«
»Möglich, möglich.« Liesel nickte. Sie musste aber einfach lächeln. »Wenn ich allerdings völlig ehrlich sein will, dann muss ich sagen, dass ich ihn ebenso langweile wie er mich... du weißt, wie es ist, wenn man es sehr schwierig findet, mit jemandem zu reden, dass man dann einfach den Mund hält? Also, eigentlich schweige ich ja nie viel, aber mit ihm - Totenstille.«
»Du langweilst ihn also auch?«
»Oh ja, absolut. Der arme Mann. Der Tischschmuck hat ihn besser unterhalten.«
»Du hast bei ihm einfach abgeschaltet.«
Liesel dachte darüber nach. Das war gut ausgedrückt.
Ganz egal, wie gut aussehend und erfolgreich der Mann auch war, genau das tat er. Er schaltete sie ab, statt sie anzumachen. Während Tom... nun, es war unter den Umständen sehr ungerecht, aber er brachte sie genauso zum Strahlen wie irgendein berühmter Popstar, der die Weihnachtsbeleuchtung auf der Oxford Street anknipste.
»Also komm, lass uns gehen...«
»Tom, nein... bitte.«
»Ich meine das ernst. Komm mit mir.«
»Das kann ich nicht. Ich würde es mir nie verzeihen, jemanden so schrecklich zu behandeln.«
Da nahm er ihre Hand, woraufhin sie zusammenzuckte, und sagte so ernsthaft, dass alle Arroganz in der Bemerkung davon ausgelöscht wurde: »Was würdest du morgen früh mehr bereuen, mit mir gegangen zu sein oder nicht mit mir gegangen zu sein?«
»Du weißt, was du hier sagst, nicht wahr?«
»Genau. Ich bin arrogant und nehme einfach an, dass du dich ebenso fühlst wie ich.«
»Das weißt du doch. Aber wichtiger ist, dass du zugibst, mich auch zu wollen.«
»Das weißt du doch.« Er wiederholte dieselben Worte ganz bewusst.
Einen Moment lang schwieg sie, bis er sanft einen Finger auf ihren Mund legte.
»Bitte. Keine Worte, die mit V oder C anfangen«, murmelte er leise.
Liesel sah ihn verwirrt an.
»Verlobt und Caroline«, erklärte er.
»Und S?«, fragte sie und nahm seinen Finger fort. Er sah sie fragend an.
»S für Schuldgefühle.« Sie zuckte die Achseln.
»Haben wir denn irgendwas getan, wofür wir uns schuldig fühlen müssten?«
»Nein, noch nicht.«
»Das klingt gut.«
»Was?«
»Das noch . Das heißt, es besteht die Möglichkeit.«
»Bist du sicher, dass du nicht betrunken bist?«
»Ich bin nicht betrunken. Und du?«
»Nein.«
»Dann sind wir also nichts und niemandem irgendetwas schuldig.«
Liesel nickte.
»Du wirst also mit mir kommen?«
»Ja«, flüsterte sie.
Von Padstow nach Port Isaac. Keine sehr weite Entfernung in Meilen, aber eine verdammt lange Fahrt für jemanden, der sich so zerrissen fühlte, dass sie geschworen hätte, zwei Seelen in ihrer Brust zu haben.
Vom Restaurant zu Toms Auto. Ein kleiner Schritt für Liesel, ein Riesenschritt in Richtung Unhöflichkeit.
Eine auf eine Papierserviette gekritzelte Entschuldigung, als Vorwand eine Familienkrise, war nicht die richtige Art, Sean Sutton für das unglaublich teure Essen zu danken.
Liesel war eine Weltmeisterin in Sachen Schuldgefühle.
Er hat ein Verlobte, sagte sie sich wiederholt, selbst wenn ihre Finger danach zuckten, sie auf seinen Schenkel zu legen, der sich beim Schalten immer so verlockend spannte.
Eine Verlobte, die meilenweit weg lebte, die angeblich seine Anrufe nicht beantwortete und ständig ihre Besuche wieder absagte. Eine, die ihn unglücklich machte, während er bei Liesel ständig lächelte.
Doch egal, wie sehr sie es auch zu rechtfertigen versuchte, wer sie war und mit wem, es war ihr unbehaglich dabei. Vielleicht war sie eine Krabbe, die sich als Hummer verkleidete.
Was machte sie bloß hier?
Wie gut kannte sie diesen Mann überhaupt?
Ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ein paar Stunden Hundeschule, und sie legte sich willig auf den Rücken und bettelte.
Sie blickte Tom auf dem Fahrersitz von der Seite her an und betrachtete sein perfektes Profil.
»Gehen wir zu dir«, dachte sie, konnte sich aber nicht durchringen, es laut auszusprechen. Sie kannte den Unterschied zwischen richtig und falsch sehr gut, und momentan konnte sie sich nicht dazu bringen, das Richtige zu tun, weil sich das Falsche so richtig fühlte.
In Port Isaac manövrierte er den Wagen durch die schmalen Straßen zum Hafen hinab. Der große Wagen wurde immer langsamer, weil die Straße so steil wurde, und blieb
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